Ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie ist weitaus mehr als ein Seelenklempner, denn Psychiater sind gefragter denn je: Burnout, Depressionen und Angststörungen – Psychische Erkrankungen stellen die häufigste Ursache für Berufsunfähigkeit dar. Doch was beinhaltet die Weiterbildung zum Facharzt der Psychiatrie und Psychotherapie eigentlich und welche Voraussetzungen werden benötigt?
Inhaltsverzeichnis
Tätigkeiten Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie
Ausgebildete Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie sind dem Volksmund oft als „Psychiater“ bekannt. Das Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie unterscheidet sich von den anderen medizinischen Fachgebieten vor allem dadurch, dass man nicht nur körperliche Beschwerden, sondern auch Störungen des menschlichen Geistes behandelt. Denn die wesentliche Aufgabe eines Psychiaters liegt in der Diagnose und Behandlung von psychischen Erkrankungen. Dabei müssen die krankhaften Veränderungen des Denkens, der Gefühle, des Erlebens oder des Antriebs nicht immer seelischen Ursprungs sein. Auch körperliche Erkrankungen wie beispielsweise die des Gehirns, können sich auf das seelische Erleben auswirken. Zu den häufigsten Krankheitsbildern, die der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie behandelt, gehören: Angststörungen, Depressionen, Sucht-Psychotherapieterkrankungen wie Alkohol- und Medikamentenmissbrauch, Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht sowie Demenz und Psychosen oder auch Schizophrenien.
Bevor ein Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie eine Diagnose stellen kann, führt er zunächst eine ausführliche Anamnese durch, welche sowohl aus intensiven Einzelgesprächen, als auch psychologischen und neurologischen Testverfahren und eventuellen körperlichen Untersuchungen besteht. Des Weiteren muss man den Behandlungsverlauf eines jeden Patienten mit erbrachten Leistungen, sowie Erfolgen und Rückfällen genaustens dokumentieren. Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie können auf verschiedene Behandlungsmethoden zurückgreifen, sowie diese kombinieren. Denn neben den verschiedenen Formen der Psychotherapie wie der Verhaltenstherapie, der tiefenpsychologisch-fundierten Psychotherapie oder auch der systematischen Therapie, dürfen Psychiater psychische Erkrankungen auch medikamentös behandeln.
Ziele der Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie
Grundsätzlich kann die Weiterbildung zum Facharzt der Psychiatrie und Psychotherapie nach erfolgreich absolviertem Medizinstudium sowie erteilter Approbation stattfinden. Während der Weiterbildung zum Facharzt der Psychiatrie und Psychotherapie werden die bisher erlernten medizinischen Kenntnisse vertieft und fachspezifisch erweitert. Nach erfolgreich abgelegter Facharztprüfung erlangen die Teilnehmer den Titel „Facharzt für Psychotherapie und Psychiatrie“.
Ziel der Weiterbildung im Gebiet Psychiatrie und Psychotherapie ist die Erlangung der Facharztkompetenz nach Ableistung der vorgeschriebenen Weiterbildungszeit und Weiterbildungsinhalte. Des Weiteren wird die Befähigung zum selbständigen sowie eigenverantwortlichen Erkennen, Verstehen, Behandeln und Vorbeugen psychischer Störungen und Erkrankungen erzielt.
Dauer und Gliederung der Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie
Die Dauer der Weiterbildung zum Facharzt der Psychiatrie und Psychotherapie beträgt rund 60 Monate und kann in seiner Gliederung je nach Standort leicht variieren. In den meisten Fällen verbringen die angehenden Psychiater jedoch rund 24 Monate in der stationären psychiatrischen und psychotherapeutischen Patientenversorgung. Weitere zwölf Monate muss man im Bereich der Neurologie absolvieren. Bis zu zwölf Monate kann man sich in der Schwerpunktweiterbildung des Gebietes anrechnen lassen. Des Weiteren können rund zwölf Monate in den Bereichen der Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, psychosomatische Medizin und Psychotherapie, oder sechs Monate im Gebiet Innere Medizin oder in den Bereichen Allgemeinmedizin, Neurochirurgie oder Pathologie mit Schwerpunkt Neuropathologie angerechnet werden.
Dabei sind die angehenden Fachärzte der Psychiatrie und Psychotherapie dazu verpflichtet, alle geleisteten Stunden sowie durchgeführte Untersuchungen, in einem Logbuch zu dokumentieren, welches nach erfolgreichem Durchlaufen aller Inhalte der Weiterbildung, komplett ausgefüllt und unterschrieben an die zuständige Ärztekammer geschickt werden.
Inhalte der Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie
Grundsätzlich beinhaltet die Weiterbildung zum Facharzt der Anästhesie nicht nur praktische Kenntnisse, welche den Absolventen die selbstständige Ausübung ihres Berufes ermöglichen sollen.
Auch theoretische Kenntnisse wie Gesetze, Verordnungen und Richtlinien, sowie deeskalierende Maßnahmen im Vorrang zu Zwangsmaßnahmen oder auch Gutachtenerstellung und weiteres. Doch vor allem zählt die Psychiatrische Krankheitslehre und Diagnostik zu den Inhalten der Weiterbildung Psychiatrie und Psychotherapie. Diese umfasst unter anderem die allgemeine und spezielle Psychopathologie, Grundlagen der Diagnostik und Therapie psychischer Erkrankungen und Störungen unter Einbeziehung biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren, rundlagen der Psychotherapie in den wissenschaftlich anerkannten Verfahren, insbesondere der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie, der Verhaltenstherapie, der systemischen Therapie sowie der Neuropsychologie, sowie Lumbalpunktionen einschließlich der Interpretation von Liquordiagnostik.
Des Weiteren vertiefen die angehenden Psychiater ihre Kenntnisse im Bereich der Behandlung psychischer Erkrankungen und Störungen. Darunter fallen beispielsweise Psychische Erkrankungen und Störungen im Kindes- und Jugendalter, Angehörigenarbeit und trialogische Arbeit.
Aber auch spezielle Versorgungsformen wie Home Treatment oder Akutbehandlung im häuslichen Umfeld gehören dazu. Darüber hinaus fallen die Therapie von Traumafolgestörungen sowie die Grundlagen der Psychopharmakologie und psychosozialen Therapien unter die Behandlung psychischer Erkrankungen und Störungen. Die Suchtmedizinische (Grund-)Versorgung umfasst vor allem die Entzugs- und Substitutionsbehandlung. Außerdem die Krisenintervention und suchtmedizinische Notfälle, oder auch die qualifizierte Entzugsbehandlung aller stoffgebundenen Süchte wie Alkohol oder Medikamente. In der Prävention und Rehabilitation lernen die künftigen Fachärzte der Psychiatrie und Psychotherapie über die Klassifikationsmodelle der Funktionsfähigkeit, die Behinderung und Gesundheit von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Störungen oder auch die Primärprävention psychischer Störungen in Familien mit psychisch kranken Eltern.
Unter den Bereich der Notfälle, fällt unter anderem die Krisenintervention bei Suizidalität oder Intoxikation. Die letzten beiden Inhalte der Weiterbildung stellen sowohl die Selbsterfahrung, als auch die Neurologie im Rotationsjahr dar. Unter den Bereich der Selbsterfahrung fallen vor allem Personale- und Beziehungskompetenzen sowie Einzel- oder Gruppenselbsterfahrung in verhaltenstherapeutischen Verfahren oder in psychodynamischen/tiefenpsychologischen Verfahren. In der Neurologie im Rotationsjahr befassen sich die Teilnehmer vor allem mit neuropsychologisch-neuropsychiatrischer Diagnostik. Außerdem geht es auch um Kopf- und Gesichtsschmerzen oder auch zentrale und periphere Schmerzsyndrome.
Facharztprüfung Psychiatrie und Psychotherapie
Die letzte Hürde auf dem Weg zum Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie stellt die Facharztprüfung dar. Voraussetzung ist die erfolgreich absolvierte Mindestweiterbildungszeit sowie ein vorliegendes Facharztzeugnis und die Erfüllung aller vorgegebenen Weiterbildungsinhalte. Die Facharztprüfung soll zeigen, ob die Teilnehmer die vorgegebenen Lernziele erfüllen. Nur dann sind sie in der Lage, Patienten im Fachgebiet der Psychiatrie und Psychotherapie selbständig und kompetent zu betreuen.
Die Facharztprüfung Psychiatrie und Psychotherapie setzt sich einerseits aus einem Multiple-Choice-Test zusammen. Dieser umfasst rund 100 Fragen. Er setzt sich aus rund 40 Prozent allgemeinen Grundlagen, 20 Prozent systemischen und sozialen Aspekten psychiatrischer Erkrankungen, sowie 20 Prozent biologischen Aspekten psychiatrischer Erkrankungen und zuletzt 20 Prozent psychologischen Aspekten psychiatrischer Erkrankungen zusammen. Der zweite Teil der Prüfung umfasst eine schriftliche Arbeit von rund 10 bis 20 Seiten. Diese hat ein jeder Teilnehmer vorzulegen. Hierbei sollte es sich um einen frei wählbaren Fall eines spezifischen psychiatrischen oder psychotherapeutischen, klinischen Problems handeln.
Jobs als Assistenzarzt in der Psychiatrie und Psychotherapie
Auch die Sparte der Psychiatrie und Psychologie ist, wie nahezu alle Bereiche der Medizin, vom starken Fachkräftemangel betroffen. Des Weiteren hat der Anstieg psychischer Erkrankungen in der Bevölkerung zur Folge, dass die Nachfrage insbesondere im Gebiet der psychosomatischen Medizin sowie der Kinder- und Jugendpsychiatrie rapide ansteigt. Nach aktuellen Studien sollen der Schweiz im Jahre 2030 rund 1.000 Psychiaterinnen und Psychiater fehlen! Fachkräfte der Psychiatrie und Psychotherapie sucht man demnach händeringend.
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