Wer als Facharzt oder Fachärztin arbeiten will, muss nach dem Studium eine Facharztausbildung absolvieren. Die Weiterbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin dauert in der Schweiz je nach Fachrichtung in der Regel mindestens fünf Jahre. Darüber hinaus ist sie äußerst anspruchsvoll. Dieser Artikel beleuchtet diese wichtige Zwischenstation auf dem Weg in den Arztberuf.
Inhaltsverzeichnis
Voraussetzungen
Um eine Weiterbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin in der Schweiz zu beginnen, ist ein abgeschlossenes Studium der Humanmedizin notwendig. Studierende in der Schweiz erwerben bei erfolgreichem Abschluss des Medizinstudiums das eidgenössische Arztdiplom. Dieser Abschluss ermöglicht es den angehenden Ärzten, bereits unselbstständig in einer Arztpraxis oder einem Spital tätig zu sein. Das Arztdiplom gilt gleichermaßen als Voraussetzung für die Facharztweiterbildung.
Abschlüsse aus dem Ausland können ebenfalls anerkannt werden.
Weiterbildung: Praktischer Arzt
Zudem ist die Möglichkeit gegeben, den eidgenössischen Weiterbildungstitel “Praktischer Arzt/Praktische Ärztin” zu erwerben. Hiermit erhalten die Ärzte die Kompetenz, mit eigener Verantwortung im Gebiet der medizinischen Grundversorgung zu arbeiten. In diesem Zusammenhang ist die geforderte dreijährige Weiterbildung eine Minimalvorgabe, welche eine selbstständige ärztliche Tätigkeit in der ganzen Schweiz ermöglicht.
Durch die dreijährige Weiterbildung zum Praktischen Arzt ist aber noch keine fachärztliche Kompetenz bzw. ein Facharzttitel gegeben. Der Titel “Praktischer Arzt” ist überdies für den Erwerb des unten genannten Facharzttitels Allgemeine Innere Medizin relevant. Wer bereits “Praktischer Arzt” ist, kann durch die bereits erlangte Basisausbildung die Facharztprüfung in der Allgemeinen Inneren Medizin 3 Jahre früher ablegen.
Facharzttitel und Schwerpunktsetzung
Ärzte und Ärztinnen können in der Schweiz über 40 unterschiedliche Facharzttitel erwerben. Im Zuge dessen spezialisieren sie sich in einem bestimmten Fachgebiet der klinischen und nicht-klinischen Medizin.
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, sich in 37 weiteren privatrechtlichen Schwerpunkten fortzubilden. Das dient einerseits der Vertiefung der individuellen Kenntnisse in einem Teilfachgebiet. Andererseits können Mediziner diverse sogenannte Fähigkeitsausweise erwerben. Die Ausweise belegen hierbei, dass Erfahrung über bestimmte Behandlungsmethoden, Untersuchungen und technische Fertigkeiten in Fortbildungsgängen gesammelt wurden.
Facharzttitel im Überblick
- Allergologie und klinische Immunologie
- Allgemeine Innere Medizin
- Anästhesiologie
- Angiologie
- Arbeitsmedizin
- Chirurgie
- Dermatologie und Venerologie
- Endokrinologie / Diabetologie
- Gastroenterologie
- Gefässchirurgie
- Gynäkologie und Geburtshilfe
- Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde
- Hämatologie
- Handchirurgie
- Herz- und thorakale Gefässchirurgie
- Infektiologie
- Intensivmedizin
- Kardiologie
- Kinder- und Jugendmedizin
- Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
- Kinderchirurgie
- Klinische Pharmakologie und Toxikologie
- Medizinische Genetik
- Medizinische Onkologie
- Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
- Nephrologie
- Neurochirurgie
- Neurologie
- Neuropathologie
- Nuklearmedizin
- Ophthalmologie
- Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates
- Pathologie
- Pharmazeutische Medizin
- Physikalische Medizin und Rehabilitation
- Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
- Pneumologie
- Prävention und Gesundheitswesen
- Psychiatrie und Psychotherapie
- Radiologie
- Radio-Onkologie / Strahlentherapie
- Rechtsmedizin
- Rheumatologie
- Thoraxchirurgie
- Tropen- und Reisemedizin
- Urologie
37 privatrechtliche Schwerpunkte
- Allgemeinmedizin: Geriatrie
- Chirurgie: Allgemeinchirurgie, Traumatologie, Viszeralchirurgie
- Dermatologie: Dermatopathologie
- Gastroenterologie: Hepatologie
- Gynäkologie: operative Gynäkologie und Geburtshilfe, gynäkologische Onkologie, fetomaternale Medizin, Reproduktionsmedizin und gynäkologische Endokrinologie, Urogynäkologie
- Hals-Nasen-Ohren Heilkunde: Hals- und Gesichtschirurgie, Phionatrie
- Kinder- und Jugendmedizin: Pädiatrische Endokrinologie-Diabetologie, Pädiatrische Gastroenterologie und Hepatologie, Pädiatrische Kardiologie, Neonatologie, Pädiatrische Nephrologie, Neuropädiatrie, Pädiatrische Onkologie-Hämatologie, Pädiatrische Pneumologie, Pädiatrische Rheumatologie, Entwicklungspädiatrie, Kindernotfallmedizin
- Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie: forensische Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
- Kinderchirurgie: Kindernotfallmedizin
- Ophthalmologie: Ophthalmochirurgie
- Pathologie: Zytopathologie, Molekularpathologie
- Psychiatrie und Psychotherapie: Alterspsychatrie und -psychotherapie, Konsiliar- und Liaisonpsychatrie, Forensische Psychiatrie und Psychotherapie, Psychiatrie und Psychotherapie der Abhängigkeitserkrankungen
- Radiologie: Pädiatrische Radiologie, Diagnostische Neuroradiologie, Invasive Neuroradiologie
- Urologie: operative Urologie, Neuro-Urologie, Urologie der Frau
Weiterbildungsstätten
Die Facharztausbildung erfolgt an anerkannten Weiterbildungsstätten. Dazu gehören beispielsweise Ambulatorien, Arztpraxen, Kliniken, Institute, Spezialanstalten und Spitäler. Die an diesen Weiterbildungsstätten absolvierte Facharztausbildung entspricht der EU-Richtlinie (Richtlinie 2005/36, Art. 25 Ziffer 2 und 3) und wird im europäischen Ausland anerkannt.
Auf der Website des SIWF (Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung) kann man alle anerkannten Weiterbildungsstätten sowie die möglichen Weiterbildungen zur Fachärztin oder zum Facharzt einsehen. Überdies besteht die Möglichkeit, über eine Suchmaske gemäß eigener Kriterien zu suchen.
e-Logbuch und arbeitsplatzbasierte Assessments
Das e-Logbuch ist ein elektronisches Logbuch, in welchem Assistenzärzte und Assistenzärztinnen ihre Weiterbildung dokumentieren. Somit bildet das e-Logbuch den Verlauf der Facharztausbildung ab.
Die im e-Logbuch erfassten Daten werden zentral beim SIWF gespeichert und können ferner als PDF heruntergeladen oder ausgedruckt werden.
Arbeitsplatz-basierte Assessments (AbA) dienen zur strukturierten Beurteilung der ärztlichen Tätigkeit im klinischen Alltag. AbA werden deshalb auch als Feedback-Instrument bezeichnet. Sie dienen überdies als Grundlage für Feedbackgespräche mit den Ausbildern. Dazu zählen etwa Mini Clinical Evaluation Exercise (Mini-CEX) oder Direct Observation of Procedural Skills (DOPS).
Assistenzärzte und Assistenzärztinnen sollen hierbei pro Kalenderjahr mindestens vier solcher AbA absolvieren. Ein AbA ist weniger als Prüfung, sondern vielmehr als eine individuelle Standortbestimmung zu verstehen. Das Ziel infolgedessen ist, die eigenen Lernmöglichkeiten aufzuzeigen.
Facharztprüfung
Das Bestehen der Facharztprüfung ist Voraussetzung für den Erwerb des Facharzttitels. Gestaltung, Dauer und Inhalt der Prüfung variieren dabei je nach Fachgebiet. Eine Prüfungszulassung erhalten ausschließlich Ärzte und Ärztinnen, die ein eidgenössisches Arztdiplom besitzen. Sofern ein ausländisches Diplom vom BAG anerkannt ist, dürfen ausländische Ärzte ebenso die Prüfung ablegen.
Grundsätzlich wird empfohlen, die Facharztprüfung im letzten Jahr oder nach Abschluss der Ausbildung zum Facharzt oder zur Fachärztin abzulegen. In einigen Fachbereichen sollte zudem den ersten schriftlichen Teil der Prüfung im ersten oder zweiten Jahr der Facharztweiterbildung anstreben.
In der Regel bestehen die Prüfungen sowohl aus einem schriftlichen, als auch aus einem mündlichen Teil. Sie dauern ferner insgesamt mehrere Tage. Der schriftliche Teil besteht aus Multiple-Choice-Fragen in englischer Sprache. Für die Facharztprüfung wird außerdem eine Prüfungsgebühr fällig, die noch vor der Prüfung bezahlt werden muss. Eine Anmeldung zur Facharztprüfung ist notwendig. Die Anmeldefristen enden in der Regel mindestens zwei Monate vor dem Prüfungstermin.
Man muss allerdings beachten, dass in einigen Fachbereichen Bestimmungen gelten, wie lange die einzelnen Prüfungsteile auseinander liegen dürfen. So dürfen im Fachgebiet Neurologie zum Beispiel höchstens drei Jahre zwischen schriftlicher und mündlicher Prüfung vergehen.
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Viel Erfolg bei der Facharztweiterbildung wünscht euch das Team von praktischArzt.