Jeder dritte Mediziner in der Schweiz hat sein Studium im Ausland abgeschlossen. Ein Grossteil aller ausländischen Ärzte kommt dabei aus Deutschland, doch auch französische und italienische Mediziner zieht es über die Landesgrenze. Doch was macht die Schweiz für Ausländer so attraktiv und warum lassen sich vor allem deutsche Ärzte so gerne im Nachbarland nieder?
Ausländische Mediziner zum Ausgleich des Ärztemangels
Um zu verstehen, warum die Schweiz ein so anziehendes Land für Mediziner aus dem Ausland ist, hilft ein Blick in die Geschichte. In den 1980er Jahren verringerte sich die Zahl der Studienplätze in der Fachrichtung Medizin. Entsprechend ging auch die Zahl der diplomierten Mediziner zurück. Der geringeren Anzahl an Ärzten stand jedoch eine wachsende Bevölkerung gegenüber. Ausländische Ärzte waren daher sehr willkommen, um Versorgungslücken zu schliessen.
Zwar hat sich die Anzahl der verfügbaren Studienplätze in der Humanmedizin seither verdoppelt, doch die Absolventen stehen dem Arbeitsmarkt nicht sofort zur Verfügung. Bevor sie sich als Arzt niederlassen können, müssen sie noch ihre Facharztausbildung absolvieren. Daher ist zu erwarten, dass Auslandsärzte auch in Zukunft noch gefragt sind. Heute stammen rund 6.800 der in der Schweiz tätigen Mediziner aus Deutschland. Hinzu kommen zahlreiche Ärzte aus Frankreich und Italien.
Warum arbeiten ausländische Ärzte gerne in der Schweiz?
Für Ärzte aus den Nachbarländern ist die Schweiz unter anderem wegen des Sprachvorteils ein attraktives Arbeitsland. Als deutscher, französischer oder italienischer Mediziner ist es meist möglich, sich in seiner Muttersprache zu verständigen. Insbesondere für deutsche Ärzte gibt es noch zusätzliche Gründe, nach dem Studienabschluss und der Facharztausbildung in die Schweiz zu ziehen:
- bessere Verdienstmöglichkeiten durch höhere Ärztegehälter
- vielversprechende Karrieremöglichkeiten
- bessere Versorgungsmöglichkeiten im ambulanten Bereich, da es in der Schweiz keine Globalbudgets gibt, die Ärzten ein festes Jahresbudget vorschreiben
Experten warnen vor einer Verschiebung des Ärztemangels
Eine vergleichsweise gute Bezahlung und vorteilhafte Arbeitsbedingungen machen die Schweiz demnach für ausländische Mediziner interessant. In der Schweiz füllen Auslandsärzte derweil nicht nur Versorgungslücken, sondern erweisen sich darüber hinaus als kompetente und qualitativ adäquate Partner in der ambulanten Versorgung. Die Abwanderung ausgebildeter Fachärzte hat für die Herkunftsländer jedoch ebenfalls Schattenseiten: Ziehen junge Mediziner ins Ausland, entsteht dort ein Mangel in der medizinischen Grundversorgung.
In Deutschland beispielsweise stehen zahlreiche Ärzte kurz vor der Pension. Insbesondere in ländlichen Gebieten fällt es vielen niedergelassenen Medizinern schwer, Nachfolger für ihre Praxis zu finden. Das macht die Zuwanderung von Ärzten aus dem Ausland auch in Deutschland zur Notwendigkeit. Dadurch entsteht allerdings wiederum eine Verknappung von Medizinern in weiteren Ländern.
Experten warnen daher davor, dass sich die Versorgungslücken durch die Abwanderung von Ärzten lediglich verschieben. Gefragt seien Massnahmen, welche für ausreichend medizinischen Nachwuchs sorgen. Dafür müsse unter anderem die Arbeit in den Herkunftsländern attraktiver gemacht werden.
Wie viele Zuwanderer in Zukunft noch die Schweiz als Arbeitsort wählen, hängt unter anderem davon ab, wie zufrieden die Studierenden mit dem Gesundheitssystem sind. Der Bundesrat hat erst im August 2019 ein Kostendämpfungsprogramm für das Gesundheitswesen beschlossen, das pro Jahr mehrere Millionen Franken einsparen soll.
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