Mit einer Aktionswoche von Anfang Oktober bis Ende November 2020 forderte das Schweizer Pflegepersonal bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne. Tatsächlich verdienen Pflegefachkräfte in der Schweiz vergleichsweise schlecht, insbesondere wenn man ihr Gehalt ins Verhältnis zum nationalen Durchschnittslohn setzt. Das zeigt eine aktuelle OECD-Studie, die sich unter anderem mit den Gehältern im Gesundheitssektor auseinandersetzt.
Gehälter der Pflegefachkräfte im Vergleich: Schweiz auf Platz 7
Der OECD-Report “Health at a Glance 2019” vergleicht wichtige Faktoren für die Gesundheit der Bevölkerung und die Funktion des Gesundheitswesens in den 33 OECD-Mitgliedsstaaten. Eine dieser Komponenten ist der Verdienst der Pflegefachkräfte. Die entsprechenden Daten wurden für das Jahr 2017 erhoben und in US-Dollar umgerechnet. Falls für diesen Zeitraum keine Daten vorlagen, wurde der Verdienst aus dem nächstliegenden Jahr herangezogen.
Vergleicht man allein den reinen Jahresverdienst, stehen Schweizer Pflegefachkräfte auf dem siebten Platz. Am meisten verdienen die Pflegefachkräfte in Luxemburg, gefolgt von den USA und den Niederlanden. Schlusslicht bilden Ungarn, Litauen und Lettland.
Diese Werte berücksichtigen allerdings noch nicht die Lebenshaltungskosten im jeweiligen Land. Die sind in der Schweiz so hoch wie in kaum einem anderen Staat. Real fällt der Verdienst der Schweizer Pflegefachkräfte dadurch deutlich geringer aus, als es zunächst den Anschein hat.
OECD-Vergleich: Jahresverdienst der Pflegekräfte in US-Dollar (in Tausend)
Rang | Land | US-Dollar (in Tausend) |
---|---|---|
1 | Luxemburg | 108.9 |
2 | USA | 75.8 |
3 | Niederlande | 69.4 |
4 | Island | 68.0 |
5 | Australien | 67.7 |
6 | Irland | 64.2 |
7 | Schweiz | 62.9 |
8 | Israel | 60.9 |
9 | Belgien | 59.5 |
10 | Dänemark | 58.9 |
11 | Kanada | 57.0 |
12 | Spanien | 56.3 |
13 | Chile | 55.3 |
14 | Norwegen | 54.7 |
15 | Neuseeland | 53.9 |
16 | Deutschland | 53.6 |
17 | Vereinigtes Königreich | 50.8 |
18 | Türkei | 46.3 |
19 | Japan | 45.2 |
20 | Italien | 44.0 |
21 | Finnland | 43.1 |
22 | Frankreich | 42.4 |
23 | Slowenien | 40.3 |
24 | Griechenland | 33.9 |
25 | Tschechien | 32.9 |
26 | Mexiko | 31.9 |
27 | Portugal | 30.9 |
28 | Polen | 29.7 |
29 | Estland | 28.8 |
30 | Slowakei | 27.5 |
31 | Ungarn | 25.8 |
32 | Litauen | 17.6 |
33 | Lettland | 17.4 |
Verdienst in Relation zum Durchschnittslohn: Schweiz auf dem 31. Platz
Setzt man den Verdienst in Relation zum Durchschnittslohn im jeweiligen Land, wird noch deutlicher, warum Schweizer Pflegekräfte aktuell eine bessere Bezahlung fordern. Im internationalen Vergleich liegt die Schweiz hier nämlich abgeschlagen auf Platz 31, der drittletzten Position. Pflegekräfte verdienen hier nur 0,9 Prozent des nationalen Durchschnittslohns.
Die Schweiz ist damit eines von nur fünf Ländern, in denen der Durchschnittslohn der Pflegekräfte geringer ausfällt als die allgemeinen Durchschnittsgehälter. Nur in Lettland und Litauen verdient das Pflegepersonal in Relation gesehen noch weniger.
An der Spitze stehen Chile, Mexiko, Luxemburg und Israel. In Chile und Mexiko verdienen Pflegefachkräfte 80 Prozent mehr als der nationale Durchschnitt, in Luxemburg und Israel sind es 50 Prozent.
Niedrigeres Arbeitspensum in der OECD-Studie noch nicht berücksichtigt
Ein weiterer Aspekt findet in der OECD-Studie keine Berücksichtigung: das Arbeitspensum. Der Vergleich zieht lediglich die Löhne für ein Arbeitspensum von 100 Prozent heran. Dieses Pensum erreichen viele Pflegekräfte in der Schweiz jedoch nicht, da die vorgesehene Erholungszeit bei Schichtarbeit und Überzeit oft nicht ausreicht. Real verdienen sie dadurch noch weniger, als aus den Daten hervorgeht.