Weltweit zählt das Schweizer Gesundheitssystem zu den besten. In diesem Artikel erklären wir Ihnen, wie es dazu kam und welche Probleme das System dennoch mit sich bringt. Außerdem finden Sie Vergleiche zu den deutschen und österreichischen Gesundheitssystemen.
Wie ist das Gesundheitssystem in der Schweiz aufgebaut?
Das Schweizer Gesundheitssystem kombiniert das staatliche Gesundheitswesen mit dem privaten. Vor allem private Krankenversicherungen sind wirtschaftlich sehr aktiv, weshalb viele Ärzte und Spitäler teilweise privat und teilweise staatlich sind.
Prinzipiell sind die Kantone für die Gesundheitsversorgung verantwortlich. Allerdings sind auch einige Punkte im Gesundheitswesen vom Staat geregelt. Das Gesundheitssystem wird aufgrund dessen oft als zersplittert und unübersichtlich beschrieben. Die fehlende Organisation führt außerdem dazu, dass das Gesundheitssystem besonders teuer ist.
In den kommenden Abschnitten erklären wir genauer, wie das Gesundheitssystem finanziert wird, welche Vorteile und welche Probleme das System mit sich bringt.
Gesundheitssystem Schweiz – Finanzierung
Schweizer Bürger und Bürgerinnen sind grundversichert und zahlen im Monat gewisse Prämien an eine selbst ausgewählte Krankenkasse. In der Regel zahlen Patienten 300 Franken im Monat und beteiligen sich so an den Kosten. Sofern einem nicht viel Geld zur Verfügung steht, gibt es Verbilligungen der Prämien vom eigenen Kanton. Falls gewünscht, bezahlen manche auch bis zu 2500 Franken der Kosten selbst – müssen dann im Umkehrschluss auch weniger Prämien bezahlen. Erreicht ein Patient die Kosten von über 2500 Franken, springt dann die Krankenkasse ein. Das gleiche Prinzip gilt für Personen, die 300 oder mehr Franken im Monat zahlen. Wird dieser Wert überschritten, muss der Patient/die Patientin dennoch einen Selbstbehalt von 10% und bei manchen Medikamenten von 20% selbst bezahlen. Der maximale Betrag ist hier 700 Franken. Patienten, die für mehrere Tage im Spital sind, müssen außerdem einen Tagesbeitrag von 15 Franken zahlen.
Die Krankenkassen sind verpflichtet lediglich wirksame und wirtschaftliche Leistungen zu bezahlen. Dafür gibt es rechtliche Bestimmungen und Listen, die festlegen, welche Preise für medizinische Leistungen verrechnet werden und wer diese übernimmt – ist es jedoch nicht ganz klar, wer die Kosten übernimmt, kommt ein solcher Fall oft auch vor Gericht.
Das Geld von Einzelpersonen reicht jedoch für ein funktionierendes Gesundheitssystem nicht aus, weshalb der Staat beispielsweise die Spitäler finanziell unterstützt. Der stationäre Bereich wird zu 55% von den Kantonen bezahlt und die restlichen 45% von den Krankenkassen. Der ambulante Bereich wird komplett von den Krankenkassen übernommen. Dies führt zu diversen Problemen im Gesundheitswesen, welche in einem späteren Abschnitt genauer vorgestellt werden.
In den Kantonen gibt es Spitallisten. Dies bedeutet, dass sie über die Grundversicherung verrechnet werden und so auch öffentliche Beiträge erhalten. Dafür muss die Medizinversorgung der Bewohner dieser Kantone sichergestellt sein. Oftmals setzen Kantone auf bestimmte Schwerpunkte und Spezialisierungen, sodass nicht jedes Spital alle medizinischen Leistungen zu bieten hat. Dies spart unter anderem auch Kosten, da die Versorgung dem Bedarf angepasst ist.
Gesundheitssystem Schweiz – Vorteile
Der größte Pluspunkt des Gesundheitssystems in der Schweiz ist, dass jeder Bürger und jede Bürgerin Zugriff auf eine besonders gute medizinische Versorgung hat. Jeder der in der Schweiz lebt, muss eine Grundversicherung haben und muss dafür keine Gesundheitsprüfung ablegen.
Außerdem hat die Schweiz viele Spitäler und Ärzte mit einer besonders guten Qualität und Versorgung. Ein großer Vorteil ist daher auch, die kurze Wartezeit für Patienten und Patientinnen.
Gesundheitssystem Schweiz – Probleme
Das Gesundheitssystem in der Schweiz hat jedoch auch mit einigen Problemen zu kämpfen. Um Kosten zu sparen, versuchen Kantone die Aufenthalte im Spital zu verkürzen – es werden ambulante Behandlungen bevorzugt und Patienten werden oftmals zu früh nach Hause geschickt. Auch gibt es zu wenig medizinisches Personal im Bereich Hausärzte, Hebammen und Pflegern. Daher muss die Schweiz auf Personal aus dem Ausland hoffen, welches jedoch meist eine andere Ausbildung genossen hat, die nicht immer anerkannt wird.
Der Personalmangel wird besonders im Ärztebereich durch den Numerus Clausus und den Ärztestopp ausgelöst. Viele medizinische Studiengänge haben eine Zulassungsbeschränkung, welche es besonders schwierig gestalten, an einen Studienplatz zu kommen. Unter dem Ärztestopp versteht man eine befristete Begrenzung an Neuzulassungen von Ärzten, die 2002 begann und 2019 auf 2021 verlängert wurde. So wollte und will man Kosten im Gesundheitswesen minimieren.
Welches ist das beste Gesundheitssystem weltweit und in Europa?
Eine Rangfolge aus dem Jahr 2018, veröffentlicht unter dem Namen Europäische Gesundheitskonsumenten-Index, kurz EHCI, von dem Unternehmen Health Consumer Powerhouse krönt das Schweizer Gesundheitssystem mit Platz 1 im europäischen Vergleich und auch im weltweiten Vergleich schneidet das Schweizer System ebenfalls besonders gut ab. In dieser Rangliste befindet sich die Schweiz hinter Japan und Deutschland auf dem dritten Platz. Die Studie wurde 2019 unter folgenden Kriterien durchgeführt:
- prozentualer Anteil vom Bruttosozialprodukt
- prozentualer Anteil, der für den Gesundheitssektor ausgegeben wird
- die Anzahl von Krankenhausbetten
- die Anzahl von Ärzten und Pflegepersonal
- die durchschnittliche Lebenserwartung in den Ländern
Gesundheitssystem Schweiz – Unterschiede zu Deutschland
Für einen kurzen Überblick über die Unterschiede zwischen dem deutschen und dem schweizerischen Gesundheitssystem, haben wir Ihnen folgende Tabelle erstellt.
Deutschland | Schweiz |
Gesetzliche sowie private Krankenversicherungen | Gesetzliche Grundversicherung (KVG) |
Der Arbeitgeber übernimmt 50% der Kosten der Krankenversicherung und der Arbeitnehmer die anderen 50% | Der Arbeitgeber übernimmt normalerweise keine Kosten, diese übernimmt der Versicherte selbst |
Prämien für die Familie | Prämien für den Einzelnen |
Prämien sind bundesweit gleich | Die Prämien sind abhängig vom Kanton, Alter und alternativen Versicherungen |
Private Zusatzversicherung | Private Zusatzversicherung |
Man kann sich von der gesetzlichen Krankenversicherung befreien | Die Befreiung der verpflichteten Krankenversicherung ist nur in Ausnahmefällen erlaubt |
Zahnversicherung ist Teil der Krankenversicherung | Zahnversicherung muss gesondert abgeschlossen werden |
Kostentechnisch investieren Deutsche weniger in ihre Krankenversicherung, während Schweizer monatlich im Durchschnitt 300 Franken pro Person aufbringen. Solch hohe Summen wären für viele Versicherte in Deutschland nicht möglich. Aber auch Geringverdiener bekommen in der Schweiz finanzielle Entlastungen in Form von Prämienverbilligungen.
Gesundheitssystem Schweiz – Unterschiede zu Österreich
Auch zwischen den Gesundheitssystemen in der Schweiz und in Österreich gibt es Unterschiede – die wichtigsten finden Sie hier tabellarisch zusammengefasst:
Österreich | Schweiz |
Gesetzliche Krankenversicherung | Gesetzliche Grundversicherung (KVG) |
Gesundheitsversorgung durch Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung | Gesundheitsversorgung durch Kantone |
Krankenversicherungsbeitrag durch Steuern, Mitgliedsbeiträge und geringe Selbstbehalte | Krankenversicherungsbeitrag nach Region Hohe Selbstbehalte |
Übersichtliche Regelung der Zuständigkeiten | Organisation des Gesundheitswesen unübersichtlich |
Bedarfspläne regeln Niederlassung von Ärzten | Keine Niederlassungsregelungen |
Soziale Vorteile | Marktwirtschaftliche Vorteile |