Schlafmangel wirkt sich negativ auf die Konzentrationsfähigkeit aus. Im Arbeitsalltag von Ärzten kann dies schwerwiegende Folgen haben. Eine Studie aus den USA geht nun auf einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel, Burnout und medizinischen Behandlungsfehlern ein. Zu wenig Schlaf könne unter anderem dazu führen, dass Ärzte an Einfühlungsvermögen für ihre Patienten verlieren, so die Autoren.
Schlafmangel hat signifikante Folgen für die kognitive Leistungsfähigkeit
Bereitschafts- und Schichtdienst, lange Arbeitszeiten, viel Stress: Zahlreiche Ärzte bekommen nicht ausreichend Schlaf. Dass sich Schlafmangel negativ auf die Konzentrationsfähigkeit auswirkt, ist kein Geheimnis. Eine Studie aus den USA ist nun der Frage nachgegangen, ob ein tatsächlicher Zusammenhang zwischen mangelndem Schlaf, Burnout-Symptomen und medizinischen Fehlern besteht. Durchgeführt wurde die Untersuchung von Psychiater Mickey T. Trockel und Kollegen an der Universität Stanford. Die Branchenplattform Medscape veröffentlichte die Ergebnisse.
Für die Studie haben mehr als 11.000 Ärzte verschiedener Ausbildungsstufen und aus unterschiedlichen Fachbereichen einen Fragebogen zu ihrem Wohlbefinden ausgefüllt. Die Datenerhebung erfolgte von 2016 bis 2018. Bei der Analyse stellte sich heraus, dass zu wenig Schlaf signifikante Auswirkungen auf die Gesundheit und die kognitive Leistungsfähigkeit der befragten Ärzte hat. Ärzte, die nach eigener Aussage zu wenig Schlaf bekommen, sind demnach häufiger von Burnout betroffen. Ausserdem berichten sie häufiger davon, sich von ihrem Beruf nicht erfüllt zu fühlen.
Führt weniger Schlaf zu weniger Mitgefühl?
Darüber hinaus lässt sich ein Zusammenhang zwischen zu wenig Schlaf und klinisch bedeutsamen medizinischen Behandlungsfehlern feststellen. Ärzte, die von moderaten schlafbedingten Beeinträchtigungen berichten, haben ein 53 Prozent höheres Risiko, Behandlungsfehler zu begehen. Bei hoher bis sehr hoher Beeinträchtigung liegt das Risiko für Behandlungsfehler um 96 Prozent bzw. 97 Prozent höher als bei Medizinern mit geringen schlafbedingten Beeinträchtigungen. Die Angst vor Fehlern führe wiederum dazu, dass Ärzte noch weniger Schlaf bekommen. Auf diese Weise entsteht ein Teufelskreis.
Die Studie geht zudem genauer darauf ein, wie sich Schlafmangel auf die kognitiven Fähigkeiten auswirkt. Zu wenig Schlaf störe die Verbindung und Verarbeitung zwischen der Amygdala, dem anterioren cingulären und dem medialen präfrontalen Cortex. Das habe eine emotionale Fehlregulation zur Folge. Wer zu wenig Schlaf bekommt, könne zudem die Emotionen anderer Menschen weniger gut erkennen und spiegeln. Schlafmangel könne so sogar dazu führen, dass Ärzte ihren Patienten weniger Empathie und Einfühlungsvermögen entgegenbringen.