Die meisten Schweizer würden ihre Gesundheitsdaten mit ihrem Hausarzt oder einem medizinischen Spezialisten teilen. Der Krankenkasse möchte jedoch nur eine Minderheit Zugriff auf diese Daten gewähren. Das ist ein Ergebnis des Monitors „Datengesellschaft und Solidarität“, den die Stiftung Sanitas Krankenversicherung seit 2018 jährlich herausgibt.
Ermüdung bei der alltäglichen Nutzung digitaler Medien
Der Monitor „Datengesellschaft und Solidarität“ soll das Leben und Verhalten der Menschen in der Schweiz im Zusammenhang mit der Digitalisierung untersuchen. Für die mittlerweile fünfte Erhebung hat die Stiftung Sanitas Krankenversicherung im Januar 2.154 Personen ab 18 Jahren befragt. Dabei zeigt sich, dass die Befragten den digitalen Wandel nicht mehr ganz so positiv einschätzen wie im Vorjahr. Rund 70 Prozent der Umfrageteilnehmer glauben, dass die Digitalisierung in der Wirtschaft zu mehr Ungleichheit führt. Allerdings befürchtet kaum jemand, dass sein Arbeitsplatz von einem Computer oder Roboter übernommen werden könnte.
Eine gewisse Ermüdung macht sich im Umgang mit den digitalen Medien bemerkbar. Der Anteil der Befragten, die regelmässig soziale Medien, Streaming-Dienste und Videokonferenzen nutzen, ist im Vergleich zum Höhepunkt der Corona-Pandemie zurückgegangen. Ganz und gar nicht müde zeigen sich die Schweizer allerdings, wenn es um das Aufzeichnen von Gesundheitsdaten geht. Breit praktiziert wird das Tracking von Daten wie Blutdruck, Blutzuckerwerten und Cholesterinspiegel in der Schweiz zwar nicht. Doch machen immerhin doppelt so viele Personen wie 2019 von diesen Möglichkeiten Gebrauch.
Neun von zehn Personen würden ihre digitalen Gesundheitsdaten mit dem Hausarzt teilen
Rund 88 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Bereitstellung von Daten zur persönlichen Gesundheit zur Verbesserung der medizinischen Versorgung beiträgt. Die Mehrheit hält es ausserdem für wahrscheinlich, dass durch das Bereitstellen der Daten die Kosten im Gesundheitswesen langfristig sinken.
Doch mit welchen Personen würden die Schweizer die aufgezeichneten Daten teilen? 88 Prozent der Befragten wären damit einverstanden, sie ihrem Hausarzt oder ihrer Hausärztin zur Verfügung zu stellen. 71 Prozent würden auch Aktivitätsdaten mit ihrem Hausarzt teilen. 70 Prozent würden Daten zu ihrer Gesundheit durch einen medizinischen Spezialisten einsehen lassen, 70 Prozent würden ihre Aktivitätsdaten mit Spezialisten teilen. 55 Prozent könnten sich auch vorstellen, ihre Gesundheitsdaten der medizinischen Forschung zur Verfügung zu stellen. Im Jahr 2019 waren es noch 42 Prozent. Die Studienautoren gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie die Bereitschaft erhöht hat, mit den eigenen Daten zur medizinischen Forschung beizutragen. Dagegen würden nur 22 Prozent ihrer Krankenkasse Einblick in Daten zu ihrer Gesundheit geben, 20 Prozent würden ihre Aktivitätsdaten teilen.
Ein digitales Gesundheitsportal, über das alle gesundheitsrelevanten Daten einsehbar sind, halten rund zwei Drittel der Teilnehmer für nützlich. Vier von fünf Befragten möchten ihre medizinischen Daten selbst verwalten.
Vertrauen wichtigster Faktor beim Teilen von Aktivitäts- und Gesundheitsdaten
Die Autoren haben auch analysiert, welche Faktoren zur Bereitschaft zum Teilen von Gesundheits- und Aktivitätsdaten beitragen. Der wichtigste Faktor ist dabei Vertrauen. 68 Prozent der Befragten nennen dieses Kriterium als entscheidend für die Frage, welchen Akteuren sie Einblick in Daten zu ihrer Gesundheit geben. Für Aktivitätsdaten halten 59 Prozent der Teilnehmer Vertrauen für einen wichtigen Faktor.
Die Mehrheit der Befragten hält es zudem für wichtig, dass die Bereitstellung von Gesundheits- und Aktivitätsdaten mit einem persönlichen Vorteil einhergeht. 66 Prozent sagen dies für Gesundheits- und 61 Prozent für Aktivitätsdaten. Ein Nutzen für die Allgemeinheit ist für 56 Prozent beim Teilen von Gesundheits- und für 53 Prozent beim Teilen von Aktivitätsdaten relevant.
Welche Kriterien steigern das Vertrauen in einen verantwortungsvollen Umgang mit Gesundheits- und Aktivitätsdaten? Am wichtigsten sind den Befragten transparente Datenschutzregeln (58 Prozent Gesundheits- und 54 Prozent Aktivitätsdaten). Darauf folgen:
- Kompetenz in Bezug auf Datensicherheit (54 bzw. 50 Prozent)
- Kontrolle über einzelne Datenzugriffe (53 bzw. 48 Prozent)
- gute Beziehung mit der Person/ der Organisation (41 bzw. 40 Prozent)
- unabhängige Zertifizierung für Datensicherheit (36 bzw. 30 Prozent)
Die Bereitstellung von Daten zur persönlichen Gesundheit soll belohnt werden
Sollen Personen, die Daten zu ihrer persönlichen Gesundheit mit der medizinischen Forschung teilen, bei der Vergabe neuer Medikamente bevorzugt werden? Etwas mehr als die Hälfte der Befragten, die ihre eigenen Daten bereitstellen würden, spricht sich dafür aus. Unter den Teilnehmern, die ihre Daten nicht teilen möchten, stimmen nur knapp 30 Prozent zu.
Rund die Hälfte der Befragten ist ausserdem dafür, dass ein gesunder Lebenswandel mit viel Bewegung und gesunder Ernährung durch geringere Krankenkassenprämien belohnt werden soll. Allerdings möchte, wie gesehen, die Mehrheit der Befragten ihre Gesundheitsdaten nicht mit der Krankenkasse teilen. Ohne diese Daten können die Kassen die Fitness und Aktivität der Versicherten jedoch nicht beurteilen.