Schweizer Spitäler verzeichnen im Jahr 2021 zwar ein Umsatzplus, sind aber teils dennoch hoch verschuldet. Das zeigt eine Analyse der Zürcher Kantonalbank (ZKB). Die Branchenstudie vergleicht die finanzielle Situation von 15 Spitälern, die am Kapitalmarkt Anleihen ausstehend haben. Dabei fallen vor allem hohe Investitionssummen auf, die vorrangig in die Modernisierung der baulichen Infrastruktur fliessen.
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Gesundheitskosten haben sich in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt
Provisorischen Daten des Bundesamts für Statistik (BFS) zufolge haben sich die Ausgaben für das Schweizer Gesundheitswesen im Verlauf von 20 Jahren fast verdoppelt. Beliefen sich die Gesundheitskosten im Jahr 2020 noch auf 43,1 Milliarden Schweizer Franken, stiegen sie bis zum Jahr 2020 auf 83,3 Milliarden Franken an. Rund 37 Prozent dieser Ausgaben entfallen auf die Schweizer Spitäler. Der demografische Wandel, das Bevölkerungswachstum, aber auch der medizinische Fortschritt machen dem BFS zufolge eine Trendwende unwahrscheinlich.
Die Branchenstudie der ZBK geht derweil der Frage nach, wie sich die finanzielle Situation in den einzelnen Spitälern entwickelt hat. Folgende 15 Häuser wurden für den Vergleich berücksichtigt:
- GZO AG Spital Wetzikon
- Hirslanden AG
- Kantonsspital Aarau AG
- Kantonsspital Baden AG
- Kantonsspital Baselland
- Kantonsspital St. Gallen
- Kantonsspital Winterthur
- Kinderspital Zürich
- LUKS-Gruppe
- Psychiatrische Dienste Aargau
- Regionalspital Emmental
- See-Spital
- Spitalverband Limmattal
- Stiftung Kantonsspital Graubünden
- Universitätsspital Zürich
Schulden trotz Umsatzplus der Spitäler
Laut ZKB-Analyse mussten im Jahr 2020 neun der 15 untersuchten Häuser Umsatzeinbussen in Kauf nehmen. Das grösste Umsatzminus entfiel auf das Kinderspital Zürich (Kispi), dessen Umsätze um 9.9 Prozent zurückgingen. Allgemein litten die Häuser im Jahr 2020 unter dem Corona-bedingten temporären Verbot von Wahleingriffen und der Zurückhaltung bei Spitalbesuchen.
Im Jahr 2021 änderte sich diese Situation wieder und alle 15 Einrichtungen konnten ein Umsatzplus verzeichnen. Die höchste Umsatzsteigerung entfiel auf die Luks-Gruppe mit einem Plus von 22.3 Prozent. Rund die Hälfte dieser Umsatzsteigerung lässt sich auf die Akquisition der Spital Nidwalden AG zurückführen. Weiterhin wirkten sich die Entschädigungszahlungen für COVID-bedingte Ertragsausfälle positiv auf die Umsätze aus. Zugleich gelang allen Einrichtungen ausser dem Kantonsspitals Baselland und der Psychiatrische Dienste Aargau eine Steigerung der Ebitdar-Margen. Die durchschnittliche operative Marge verbesserte sich von 6.4 Prozent im Jahr 2020 auf 8.5 Prozent im aktuellen Untersuchungszeitraum.
Umsatzplus und steigende Margen bedeuten jedoch nicht, dass auch alle Häuser einen Reingewinn erzielen. Tatsächlich wiesen vier der 15 Spitäler Verluste auf: das Kispi, das Kantonsspital Baselland, das Kantonsspital St. Gallen und das Universitätsspital Zürich. Gemessen am erwirtschafteten Cashflow lassen sich für einige Häuser hohe Verschuldungsraten feststellen. Den höchsten Verschuldungswert erreicht abermals das Kispi. Bei gleichbleibendem Cashflow und ohne neue Investitionen würde das Kinderspital rund 26 Jahre benötigen, um die bestehende Nettoverschuldung abzubauen.
Auffällig sind in diesem Zusammenhang die hohen Investitionssummen, die in die Modernisierung der baulichen Infrastruktur fliessen. Zusammengenommen kommen alle 15 Häuser auf Investitionen in Höhe von 918 Millionen Franken pro Jahr. Die ZKB schätzt, dass dieser Betrag bis 2024 auf jährlich 1178 Millionen Franken anwachsen wird.
Zunehmende wirtschaftliche Bedeutung hat kaum Auswirkungen auf die finanzielle Situation im Spital
Wie kommt es nun, dass Schweizer Spitäler nur bedingt von der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung des Gesundheitswesens profitieren? Die ZKB-Analyse führt dies unter anderem auf die vergleichsweise immer noch tiefen Margen zurück. Darüber hinaus stehen die Häuser aufgrund der stetig steigenden Kassenprämien unter hohem politischen Druck. Teure Kassenprämien führen zudem dazu, dass viele Patienten/-innen ambulante statt stationäre Behandlungen wählen. Zugleich sinkt der Anteil der halbprivat und privat versicherten Patienten/-innen konstant. Von 2011 bis 2020 ist er von 23,5 Prozent auf 20,8 Prozent zurückgegangen.
Auch die Inflation geht nicht spurlos an den Schweizer Spitälern vorüber. Materialkosten steigen und aufgrund des Fachkräftemangels müssen die Häuser auch mehr Geld in qualifiziertes Personal investieren.