Angesichts der steigenden Arbeitsbelastung in den Kliniken erscheint vielen Ärzten/-innen die Tätigkeit im Homeoffice attraktiv. Die Arbeit von zu Hause aus verspricht mehr Flexibilität, mehr Freiheit bei der Zeiteinteilung und eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Der folgende Artikel zeigt, wie die Heimarbeit auch im medizinischen Bereich möglich ist.
Inhaltsverzeichnis
Medizinische Berufe in Heimarbeit
Nacht- und Wochenenddienste, zahlreiche Überstunden, hohe körperliche Belastung und oft ein schlechtes Arbeitsklima: Aus diesen Gründen sehen sich einige Ärzte/-innen nach einer Alternative zur Arbeit im Krankenhaus um. Das Homeoffice bietet weitaus mehr Möglichkeiten zur freien Zeiteinteilung. Hier gibt es einen Überblick über Berufe, die Ärzte/-innen vom zu Hause aus ausüben können.
Klinikarzt mit teilweiser Heimarbeit
Wer auf den persönlichen Kontakt zu Patienten/-innen nicht komplett verzichten möchte, aber viel Arbeit am PC zu leisten hat, kann seinen Arbeitgeber bitten, wenigstens einen Teil dieser Aufgaben daheim erledigen zu können. Im heimischen Arbeitszimmer lässt sich so zum Beispiel der tägliche Dokumentationsaufwand bewältigen oder man arbeitet an wissenschaftlichen Studien.
Telemedizin
Die Corona-Pandemie hat zu einem Aufschwung der Telemedizin geführt. Therapeutische und diagnostische Leistungen dürfen Kassenärzte/-innen in der Regel nur von ihrem Vertragsarztsitz aus anbieten, also nur aus der eigenen Praxis heraus. Wer die Fernbehandlung vom Heimarbeitsplatz aus durchführen möchte, sollte zuvor bei der zuständigen Krankenkasse nachfragen. Je nach Bundesland gelten unterschiedliche Regelungen.
Telemediziner/in bei der Krankenkasse
Wer sich für die Telemedizin interessiert, kann auch direkt für eine Krankenkasse tätig werden. Die Kassen suchen insbesondere Fachärzte/-innen, die den Versicherten als telefonischer Ansprechpartner zur Verfügung stehen, zum Beispiel für eine ärztliche Zweitmeinung, zur Vorbereitung eines Arztbesuchs oder um ausserhalb der Sprechzeiten medizinische Probleme zu besprechen. Eventuell fallen Wochenend- und Nachtdienste an.
Ärztliche/r Experte/-in bei Frage-Antwort-Portalen
Ihr medizinisches Fachwissen können Ärzte/-innen auch als Experte/-in auf einschlägigen Online-Portalen zur Verfügung stellen. Diese Tätigkeit ist zeitlich besonders flexibel. Voraussetzung: Man begeistert sich für Technik und kann medizinische Sachverhalte gut und allgemeinverständlich erklären.
Medizinjournalist/in
Medizinische Fragen auf den Punkt bringen und einem grossen Publikum verständlich machen – darum geht es auch bei der Arbeit als Medizinjournalist/in. Karrieremöglichkeiten ergeben sich unter anderem bei medizinischen Fachjournalen, Magazinen der Krankenversicherungen und den Publikationen ärztlicher Organisationen. Um als Medizinjournalist/in arbeiten zu können, sollte man mehrere Jahre Berufserfahrung mitbringen und hat idealerweise die Facharztausbildung abgeschlossen. Weiterhin sollte man sich schriftlich gut ausdrücken können und dazu bereit sein, sich ständig weiterzubilden.
Medizinische/r Berater/in in der Pharmaindustrie
Für viele Ärzte/-innen liegt es nahe, aus der Klinik in die Pharmaindustrie zu wechseln. Sogenannte „Medical Advisors“, medizinische Berater/innen, koordinieren unter anderem Studien zu Medikamenten, führen Qualitätskontrollen durch oder beraten Kunden/-innen der Pharmaunternehmen. In der Regel lässt sich diese Tätigkeit problemlos vom heimischen Arbeitszimmer aus ausüben.
Medizinische/r Unternehmensberater/in
Wer den Schritt in die Selbstständigkeit wagen möchte, kann zum Beispiel eine Tätigkeit als medizinische/r Unternehmensberater/in aufnehmen. In diesem Beruf berät man unter anderem Krankenhäuser bei der Prozessoptimierung, der Entwicklung von Führungskräften und dem Coaching von Mitarbeitern. Als mögliche Klienten/-innen kommen auch alle weiteren Unternehmen in Frage, in denen medizinische und hygienische Aspekte relevant sind. Der Grossteil der Arbeit besteht aus Kommunikation, Organisation und Konzeptionierung und lässt sich im Homeoffice erledigen. Vor-Ort-Termine fallen nur selten an.
Tätigkeit in der ärztlichen Selbstverwaltung
Schliesslich besteht die Möglichkeit, in der medizinischen Selbstverwaltung zu arbeiten, etwa bei den Ärztekammern, der Kassenärztlichen Vereinigung oder den Krankenhausgesellschaften. Dort kümmern sich Ärzte/-innen etwa um Fragen der Qualitätssicherung und um die Zulassung von Medikamenten oder sie entwickeln Webinare für ihre Kollegen/-innen. Dabei fallen vor allem typische Schreibtischarbeiten an, die sich von zu Hause aus erledigen lassen.
Was Ärzte/-innen für die Arbeit im Homeoffice brauchen
Ärzten/-innen, die sich aufs Homeoffice verlegen möchten, steht also eine ganze Reihe von möglichen Berufsfeldern zur Auswahl. Grosse Gehaltssprünge sind in den meisten Fällen nicht zu erwarten, am ehesten noch bei einem Wechsel in die Pharmaindustrie oder in die freie Wirtschaft. Dafür punkten die beruflichen Alternativen mit mehr Freiheit.
Damit die Arbeit in den eigenen vier Wänden erfolgreich funktioniert, sind bei der Einrichtung des heimischen Arbeitszimmers einige Dinge zu beachten. Ist man im Angestelltenverhältnis tätig, wird die benötigte Technik in der Regel gestellt. Wer auf freiberuflicher Basis arbeitet, muss sich dagegen meist selbst um die Anschaffung moderner Endgeräte kümmern. Darüber hinaus sollte eine zuverlässige Internetverbindung zur Verfügung stehen. Für Tele-Meetings über Webcam ist ein visuell ruhiger Hintergrund zu empfehlen. Weiterhin sollte man darauf achten, auch im Heimbüro in Ruhe arbeiten zu können. Eine abschliessbare Tür ist da von grossem Vorteil.