Der Nachtdienst geht bei zahlreichen Ärzten/-innen mit Schlafstörungen einher. Der normale Bio-Rhythmus hat Tag und Nacht abgespeichert und gibt vor allem durch das Hormon Melatonin vor, wann Müdigkeit eintritt. Durch den Nachtdienst kommt der körperliche Tag-Nacht-Rhythmus durcheinander, was vor allem nach den ersten Nächten für Ein- und Durchschlafstörungen sorgt. Je länger die Schlafstörung anhält, desto schwerwiegendere Folgen können auftreten – insbesondere bei medizinischen Berufen, die ein hohes Maß an Verantwortung und Konzentration erfordern. Damit es mit dem Schlafen nach Nachtdiensten funktioniert, sollten einige Tipps beherzigt werden.
Ursache
Es sind die Lichtverhältnisse von Tag und Nacht ursächlich an Schlafstörungen durch Nachtdienste beteiligt. Eine wesentliche Rolle spielt hierbei das Hormon und der Botenstoff Melatonin als volkstümlich benanntes Schlafhormon, dessen Produktion und Ausschüttung eng mit den Augen verbunden ist. Dunkelheit regt diese an, was wiederum Müdigkeit auslöst. Der Dunkelheit ist im Nachtdienst nicht zu entkommen, weil in der Regel in den meisten Klinikbereichen die Beleuchtung stark reduziert ist.
Sobald es morgens hell wird und Ärzte/-innen den Nachhauseweg aus dem Nachtdienst antreten, wird durch die Wahrnehmung der Augen die Melatonin-Ausschüttung deutlich reduziert und der Körper geht in eine Art Wachmodus über. Zwar führt die Belastung des Nachtdienstes weiterhin zur Abgeschlagenheit, aber das Tageslicht signalisiert dem Gehirn, dass nun die biologische Wachzeit ansteht. Daraus resultiert ein Konflikt und Ein- und Durchschlafstörungen. Betroffene liegen im Bett und möchten schlafen, aber das Einschlafen und/oder Durchschlafen funktioniert nicht. In der Konsequenz fehlt es an ausreichend intensiver Ruhezeit für den Körper. Der folgende Nachtdienst wird demzufolge von noch mehr Müdigkeit begleitet. Spätestens am zweiten Morgen liegt oftmals eine derartige Übermüdung vor, dass diese ihr Weiteres in Form von Stress zu einer Schlafstörung beiträgt.
Schlafstörungen sind gesundheitsgefährdend
Eine Schlafstörung führt zu Schlafmangel, der laut verschiedener Studienergebnisse ein erhöhtes Risiko für zahlreiche Erkrankungen darstellt. Deshalb sind Ärzte/-innen insbesondere mit regelmäßigem Nachtdienst beziehungsweise Schichtdiensten besonders gefährdet für:
- physische und psychiatrische wie beispielsweise Depressionen durch abnehmende Sozialkontakte und Motivationslosigkeit
- kardiovaskuläre Erkrankungen
- koronare Herzkrankheiten
- Bluthochdruck
- Adipositas
- Diabetes mellitus
- Krebs, insbesondere Brustkrebs bei Ärztinnen
- Stoffwechselstörungen
Tipps gegen Schlafstörungen durch Nachtdienst
Ärzte/-innen sollten nicht warten, bis sich eine Schlafstörung durch den Nachtdienst einstellt und womöglich Behandlungsfehler durch unkonzentriertes Arbeiten aufgrund von Schlafmangel unterlaufen. Mit den folgenden Tipps ist dagegen anzugehen und ein geruhsames Ein- sowie Durchschlafen deutlich zu erleichtern:
Helles Licht
Austricksen lässt sich der körpereigene Tag-Nacht-Rhythmus und insbesondere die Augen als Auslöser, durch den Aufenthalt in hellem Licht. Zwar handelt es sich um künstlich erzeugtes Licht, aber das Auge nimmt dieses dennoch als Lichtquelle wahr und die Melantonin-Ausschüttung geht zurück beziehungsweise wird unterdrückt. Angeraten ist weißes bis kalt-weißes Licht mit Blauton.
Ein oder zwei Stunden vor Ende der Nachtschicht sollten sich Ärzte/-innen vermehrt in gedämmtem Licht aufhalten. Das fördert das Herunterfahren von Körperfunktionen, wie es vor dem Schlafengehen in der Nacht üblich ist, und sorgt im Idealfall für einen Melatonin-Anstieg. Dadurch ist der Körper in eine gute Ausgangsbasis für das bevorstehende Schlafen nach dem Nachtdienst zu bringen.
Sonnenbrille als Lichtschutz
Damit der heruntergefahrene Körper durch helles Tageslicht nicht wieder zum Hochfahren angeregt wird, ist das Tragen einer Sonnenbrille hilfreich. Diese dämmt das Tageslicht, sodass das Körpersystem während der Fahrt nach Hause im Ruhemodus verbleibt und das anschließende Schlafen besser funktioniert.
Dunkel schlafen
Zu Hause angekommen, sollte nichts unternommen werden, was aufregt oder den Kreislauf ankurbelt. Der Weg ins Bett sollte deshalb zügig erfolgen. Geschlafen wird in maximal möglicher Dunkelheit. Am besten ist ein absolut verdunkelter Raum, damit die Augen keinen Reiz erhalten und daraufhin das System wieder hochfährt. Jalousien oder Verdunklungsrollos und -vorhänge sind deshalb Pflicht für den erholsamen Schlaf nach Nachtdiensten. Ist keine totale Verdunklung möglich, ist auch eine gutsitzende Schlafmaske nutzbar.
Störende Geräte meiden und ausschalten
Smartphones, Tabletts, PC, Spielekonsole und Fernseher sind nach dem Nachtdienst tabu. Displays besitzen Blaulicht, das zur Hemmung der Melatonin-Ausschüttung beiträgt. Zudem kann das Kontrollieren von Nachrichten oder Beantworten von E-Mails den Kreislauf anregen und ebenfalls Schlafstörungen verursachen. Damit kein Klingeln des Handys oder Vibrieren bei Nachrichteneingängen ein Aufwachen zur Folge hat, sollten diese Geräte entweder auf lautlos gestellt oder gänzlich ausgestellt werden.
Tageslicht aufsaugen
Nach dem Ausschlafen heißt es raus in das Tageslicht. Bis es wieder dunkel wird, sollte so viel wie möglich Tageslicht „getankt“ werden, um den Melatoningehalt weit bis in die Dunkelheit hinein gesenkt zu halten. Das zögert nicht nur die übliche Melatonin-Ausschüttung während des Nachtdienstes heraus, sondern sorgt auch für ein verbessertes Wohlbefinden und eine Stimmungsteigerung.