Im November 2023 treten in der Schweiz neue Richtlinien für die Blutspenden in Kraft. Swissmedic hat am 24. Juli 2023 einem Antrag der Blutspende SRK Schweiz auf Vereinheitlichung der Kriterien stattgeben. Damit entfällt die bisher übliche Frage nach der sexuellen Orientierung und Männer müssen nach Sexualkontakten mit anderen Männern nicht mehr ein Jahr warten, bis sie Blut spenden können.
Blutspenden unabhängig von der sexuellen Orientierung
Bis zum Jahr 2017 waren Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), in der Schweiz grundsätzlich von der Blutspende ausgeschlossen. Seit Januar 2017 dürfen sie Blut spenden, wenn der letzte Sexualkontakt zu anderen Männern mindestens zwölf Monate zurückliegt. Die Schweizerische Zulassungs- und Aufsichtsbehörde für Arzneimittel und Medizinprodukte, Swissmedic, hat nun einem Antrag auf Überarbeitung der Spendekriterien stattgegeben.
Blutprodukte gelten in der Schweiz als Arzneimittel und unterstehen dem Heilmittelgesetz. Über Änderungen an den Blutspendekriterien hat daher Swissmedic zu entscheiden. Bei der Beurteilung der Spendekriterien richtet sich die Aufsichtsbehörde nach den Vorgaben des Heilmittelrechts sowie internationalen Bestimmungen. Dazu zählen die Empfehlungen des Europarates zur Spendetauglichkeit, die regelmässig an den aktuellen Forschungsstand angepasst werden.
Der aktuell bewilligte Antrag sieht vor, die Richtlinien für Blutspenden in der Schweiz zu vereinheitlichen und nicht mehr von der sexuellen Orientierung der Spender/innen abhängig zu machen. Die neuen Kriterien basieren auf einer Risikobewertung, die sowohl die epidemiologische Situation in der Schweiz berücksichtigt als auch Daten aus Ländern, die ihre Blutspendekriterien bereits geändert haben.
Die neuen Richtlinien sollen schweizweit zum 1. November 2023 in Kraft treten. Die praktische Umsetzung der Regelung wird voraussichtlich zwei bis drei Monate in Anspruch nehmen. Innerhalb dieser Zeit sollen die regionalen Blutspendedienste ihre Fragebögen überarbeiten, ihre Prozesse anpassen und ihr Personal entsprechend schulen.
Überarbeitete Wartezeiten
Die Wartefrist von zwölf Monaten seit dem letzten Sexualkontakt zwischen Männern wird mit den neuen Spendekriterien hinfällig. Stattdessen gilt nun für alle Personen, unabhängig von Geschlecht und sexueller Orientierung, eine Karenzzeit von vier Monaten nach dem letzten sexuellen Kontakt. Wer in den letzten vier Monaten mit mehr als zwei Partnern/-innen sexuelle Kontakte hatte, muss zwölf Monate warten, um Blut zu spenden.
Blutspende SRK Schweiz und die regionalen Blutspendedienste begrüssen die Entscheidung von Swissmedic, die Spendekriterien zu vereinheitlichen. Auch Pink Cross, Dachverband der schwulen und bisexuellen Männer in der Schweiz, zeigt sich über die nun einheitlichen Regelungen erfreut. Damit sei eine jahrelange Forderung des Dachverbands umgesetzt worden. Mit einem grossen Ansturm auf die Blutspendedienste rechnet Pink Cross jedoch nicht.
Die Spendekriterien ab November 2023 im Überblick
Blut spenden darf in der Schweiz grundsätzlich jeder, der zwischen 18 und 60 Jahre alt ist, mehr als 50 kg wiegt und einen allgemein guten Gesundheitszustand aufweist. Regelmässige Spender dürfen bis zum 75. Lebensjahr Blutspenden abgeben.
Ab dem 1. November 2023 gelten zudem die folgenden Wartefristen:
- 14 Tage nach einer Zahnbehandlung oder einer dentalhygienischen Behandlung
- 4 Wochen nach einem Zeckenstich
- 4 Monate nach einer Tätowierung, einem Piercing oder Permanent-Makeup
- 4 Monate nach einer Magenspiegelung
- 4 Monate für Frauen, 3 Monate für Männer nach der letzten Vollblutspende
- 12 Monate nach grösseren Operationen
- 9 Monate und ein Jahr nach Schwangerschaft bzw. ein Jahr nach Geburt
- 4 Monate nach dem letzten Sexualkontakt; 12 Monate, wenn in den vergangenen vier Monaten Sexualkontakte zu zwei oder mehr Partnern/-innen bestanden
Nach einer Reise in bestimmte Länder und Gebiete müssen Blutspender/innen zudem sechs Monate warten. Welche Reiseziele dieser Regelung unterliegen, ist dem Travel Check der regionalen Blutspendedienste zu entnehmen. Keine Blutspende ist nach dem Konsum von harten Drogen möglich. Wer Kontakt zu Personen mit Infektionskrankheiten hatte, sollte individuell mit dem SRK Schweiz abklären, ob und wann man wieder Blut spenden kann.