Johanniskraut (Hypericum perforatum) findet als Heilpflanze vor allem Anwendung in der Therapie leichter bis mittelschwerer Depressionen. Das Arzneimittel kann in Form einer Kapsel, Tablette oder Tee eingenommen werden. Äußerlich kann das aus den Blättern gewonnene Johanniskrautöl auch auf die Haut aufgetragen werden.
Aber welche Wirkstoffe stecken überhaupt in der Pflanze? Wann wird Johanniskraut als Arzneimittel eingesetzt? Auf diese und weitere Fragen bietet der folgende Artikel Antworten und geht darüber hinaus auf die Wechsel- und Nebenwirkungen bei der Einnahme von Hypericum perforatum ein.
Johanniskraut im Portrait
Johanniskraut-Präparate werden meist durch alkoholischen Auszug aus Blüten des „echten Johanniskrauts“ gewonnen. Es kann aber auch ein öliger Auszug durch Mazeration erfolgen, dies bedeutet eine Lagerung der Blüten über zwei Monate in kaltgepresstem Öl bei direkter Sonneneinstrahlung.
Der Wirkmechanismus und die Relevanz der einzelnen Inhaltsstoffe sind noch nicht gänzlich geklärt. Der Extrakt ist in seiner Gesamtheit wirksam, wobei die in der Pflanze enthaltenen Wirkstoffe Hypericin und Hyperforin von Bedeutung sein könnten.
Steckbrief | |
Botanischer Name | Hypericum perforatum (echtes Johanniskraut) |
Synonyme | Tüpfel-Johanniskraut, Tüpfel-Hartheu |
Vorkommen |
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Aussehen |
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Standort |
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Blüte und Ernte | ab Juni bis August |
Geschichte |
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Johanniskraut – Inhaltsstoffe und Wirkung
Bisherige Untersuchungen deuten darauf hin, dass Johanniskraut die Funktion der Ionenkanäle im zentralen Nervensystem beeinflusst. Hierdurch verbleiben die ausgeschütteten Botenstoffe, die sogenannten Neurotransmitter, länger an ihrem Wirkungsort zwischen den einzelnen Nervenzellen. Dies verstärkt ihren Effekt auf die nachfolgenden Zellen. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang das „Glückshormon“ Serotonin.
Johanniskraut als Heilpflanze – Anwendung
Typische Anwendungsgebiete sind leichte bis mittelschwere Verstimmungen, allerdings kann das echte Johanniskraut auch bei Spannungszuständen und in der Frauenheilkunde eingesetzt werden.
Depression
Für Präparate mit einer Wirkstoffstärke von 900 bis 1800 mg konnte in einigen Studien eine Wirksamkeit in der Behandlung von Depressionen nachgewiesen werden. Als pflanzliches Antidepressivum stärkt es die Psyche und kann die Stimmung aufhellen. In der Regel kommen Johanniskraut-Extrakte in einer Dosierung von 300 bis 900 mg zum Einsatz, als Einmaldosis oder aufgeteilt über den Tag, wobei eine Einnahme abends wegen der schlafstörenden Wirkung vermieden werden sollte.
Allerdings gibt es auch weniger eindeutige Auswertungen oder Untersuchungen, bei denen der Effekt nicht über dem von wirkstofffreien Placebo liegt. Da die frei verkäuflichen Präparate meist deutlich niedriger dosiert sind und gleichzeitig Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten möglich sind, sollte die Einnahme nur nach Rücksprache mit einem/-r Arzt/Ärztin erfolgen.
Angst, innere Unruhe und Nervosität
Bei Angstzuständen im Rahmen einer Depression eignet sich die Arzneipflanze für einen ersten Therapieversuch. Präparate zur Behandlung von innerer Unruhe und Nervosität werden häufig mit Baldrian, Passionsblume oder Melisse kombiniert.
Frauenheilkunde
Als Tee oder Tinktur wird Hypericum perforatum zur Therapie von Menstruationsbeschwerden und als Stimmungsaufheller während der Pubertät eingesetzt.
Johanniskraut – Nebenwirkungen und Wechselwirkungen
Insbesondere bei Menschen mit heller Haut kann unter Einnahme hoher Dosen von Johanniskraut-Extrakt eine Photosensibilisierung mit sonnenbrand-ähnlichen Hautreaktionen auftreten. Daher sollte direkter Kontakt mit der Sonne gemieden werden. Neben Magen-Darm-Beschwerden sind Müdigkeit, Unruhe und gelegentlich allergische Reaktionen möglich.
Bei gleichzeitiger Einnahme mit Antidepressiva kann durch eine zu starke Anflutung der Neurotransmitter ein lebensgefährliches Serotoninsyndrom ausgelöst werden, bei dem es zu einer Überaktivierung der Körperfunktionen kommt. Es zeigt sich durch einen beschleunigten Herzschlag und Blutdruckentgleisung, erhöhte Körpertemperatur, neurologische Symptome wie Zittern, Krampfanfälle und Halluzinationen sowie Nierenfunktionsstörungen bis zum Organversagen.
Das Kraut beeinflusst zudem einige Enzyme, die zur Verstoffwechselung anderer Arzneimittel erforderlich sind, und kann somit eine Verstärkung oder Abschwächung der Wirkung dieser Medikamente zur Folge haben. Dies gilt unter anderem bei Präparaten zur Behandlung der Schizophrenie, zur Unterdrückung des Immunsystems (etwa bei Autoimmunerkrankungen) und auch bei diversen Chemotherapeutika.
Johanniskraut-Produkte können zudem den Effekt verschiedener blutverdünnender Arzneimittel reduzieren, was zu einem erhöhten Risiko für Thrombosen und Embolien führt, und die Verhütungswirkung estradiolhaltiger „Pillen“ abschwächen oder gänzlich aufheben kann, mit der Folge einer ungeplanten Empfängnis.
Umgekehrt besteht nach dem Absetzen das Risiko einer Überdosierung der Medikamente, deren Verstoffwechslung sich abrupt ändert. Der Effekt von Johanniskraut hält nach Ende der Einnahme des Präparates noch etwa eine Woche lang an.
Häufige Fragen zu Johanniskraut
- Für was ist Johanniskraut gut?
- Wie wirkt Johanniskraut?
- Wie schnell wirkt Johanniskraut?
- Wie viel Johanniskraut am Tag einnehmen?
- Wer sollte kein Johanniskraut einnehmen?
- Ist Johanniskraut giftig?
- Kann Johanniskraut zu Gewichtszunahme führen?
- Welches Johanniskraut-Präparat ist das beste?
- Johanniskraut absetzen – was gibt es zu beachten?
Johanniskraut hat einen stimmungsaufhellenden und beruhigenden Effekt und kann bei leichten bis mittelschweren Depressionen eingesetzt werden.
Die Wirkungsweise ist noch nicht eindeutig geklärt. Untersuchungen in Studien weisen darauf hin, dass seine Inhaltsstoffe, vor allem Hypericin und Hyperforin, wohl die Effekte von Botenstoffen wie dem „Glückshormon“ Serotonin im Gehirn verlängern können.
Meist setzt die Wirkung von Johanniskraut-Präparaten nach einer Einnahmezeit von wenigen Wochen ein.
Entsprechend der Ergebnisse verschiedener Studien werden meist Präparate mit einem Wirkstoffgehalt von 300 bis 900 mg Johanniskraut eingesetzt. Frei verkäufliche Mittel sind häufig deutlich niedriger dosiert. Dabei kann die Einnahme als Einmal- oder gesplittete Dosis erfolgen, wobei eine abendliche Anwendung den Schlaf stören kann. Generell sollte aufgrund der Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten und bei gesicherter Depression immer Rücksprache mit einem/-r Arzt/Ärztin vor Beginn der Einnahme erfolgen.
Das Risiko von teils lebensbedrohlichen Wechselwirkungen besteht vor allem bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Antidepressiva, Medikamenten zur Behandlung der Schizophrenie, Blutverdünnern und Präparaten zur hormonellen Empfängnisverhütung („Anti-Baby-Pille“). Daher muss der Nutzen einer parallelen Einnahme sehr gründlich gegen die Risiken und Nebenwirkungen abgewogen werden.
Für Menschen ist Johanniskraut nicht giftig. Allerdings wirkt das Kraut auf die Leberenzyme, die zur Verstoffwechselung anderer Arzneimittel erforderlich sind, wodurch deren Effekte abgeschwächt oder verstärkt werden. Dies kann im schlimmsten Fall lebensgefährliche Konsequenzen haben.
Die Einnahme von Johanniskraut wirkt sich nicht auf das Gewicht aus. Allerdings beeinflusst es die Effekte weiterer Medikamente, was sich dann indirekt auf das Gewicht (in beide Richtungen) auswirken kann.
Bei Untersuchungen von Stiftung Warentest und Ökotest wurden 2018 und 2020 verschiedene Präparate begutachtet. Hierbei wiesen ausschließlich die apothekenpflichtigen Medikamente eine Wirkstoffmenge aus, bei der aufgrund von Studiendaten klinische Effekte angenommen werden können. Zudem waren frei verkäufliche Produkte teils mit Farbstoffen versehen, die wiederum das Risiko für allergische Reaktionen erhöhen.
Nach dem Absetzen von Johanniskraut-Extrakten dauert es noch etwa eine Woche, bis deren Wirkung gänzlich abgeflaut ist. Falls es unter der Einnahme zu einer Veränderung der Verstoffwechslung anderer Medikamente gekommen sein sollte, so kann deren Wirkung hiernach verstärkt oder abgeschwächt sein.
- Echtes Johanniskraut Hypericum perforatum, https://www.pflanzen-deutschland.de/... (Abrufdatum: 09.09.2023)
- Benkert, O., Hippius, H.: Kompendium der Psychiatrischen Pharmakotherapie, Springer (Verlag), 13. Auflage, 2021
- Wiesenauer, M.: PhytoPraxis, Springer (Verlag), 7. Auflage, 2018