Hohe Arbeitsbelastung, mangelnde Ressourcen und fehlende Möglichkeiten zur Arbeitszeitgestaltung: Unter anderem diese Faktoren wirken sich negativ auf das Wohlbefinden von Fachkräften im Schweizer Gesundheitswesen aus. Zu diesem Ergebnis kommt eine Kohortenstudie von Unisanté, dem Institut et Haute Ecole de la Santé La Source und dem CHUV.
Kohortenstudie soll Gründe für Berufsausstieg von Gesundheitsfachkräften ermitteln
Die Daten sind die ersten Ergebnisse eines 2022 gestarteten Projekts mit dem Titel SCOHPICA (Swiss Cohort of Health Professionals and Informal Caregivers). Mit der Kohortenstudie möchten die Verantwortlichen die Ursachen ermitteln, die zum Ausscheiden von Fachkräften aus dem Gesundheitswesen führen. Das Ziel ist es, Probleme zu identifizieren und den massgeblichen Akteuren/-innen Informationen an die Hand zu geben, die zur Verbesserung der Situation führen können. Ab 2024 sollen auch die Daten von pflegenden Angehörigen in die Studie einfliessen.
Die erste Datenerhebung bezieht sich auf die Arbeitsbedingungen sowie die Abweichungen zwischen Grundausbildung und Berufsalltag. Die Befragung erfolgte zwischen dem 1. Oktober 2022 und dem 31. Januar 2023 unter Gesundheitsfachkräften in der gesamten Schweiz. Rund 30 Berufe aus verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens waren vertreten:
- Mehr als 40 Prozent der Befragten arbeiten in einem Krankenhaus, davon 33 Prozent in öffentlichen und zehn Prozent in privaten Spitälern.
- 15 Prozent arbeiten in Gemeinschaftspraxen.
- 13 Prozent sind in Einzel- oder Zweierpraxen tätig.
- 12 Prozent arbeiten im häuslichen Pflegedienst.
- Neun Prozent sind bei sozialmedizinischen Einrichtungen beschäftigt.
- Sieben Prozent arbeiten in Apotheken.
Elf Prozent der Fachkräfte fühlen sich erschöpft
Der Grossteil der Befragten (80 Prozent) zeigt sich hinsichtlich ihres Wohlbefindens zufrieden bis sehr zufrieden. Elf Prozent geben dagegen an, ständig Erschöpfungssymptome zu verspüren oder sogar völlig erschöpft zu sein. Unter den Personen, die ihren Beruf seit fünf bis zehn Jahren ausüben, steigt dieser Anteil auf 12,5 Prozent.
Eine Ursache für Erschöpfung und Unzufriedenheit ist die hohe Arbeitsbelastung. Weiterhin beklagen sich die Studienteilnehmer/innen über zu wenige verfügbare Ressourcen und fehlende Möglichkeiten, ihre Arbeit selbst zu gestalten. Lange Arbeitszeiten und eine mangelnde Work-Life-Balance sind weitere Kritikpunkte.
Mit anderen Aspekten ihrer Beschäftigung sind die Befragten dagegen zufrieden. Dazu gehören vor allem die Entwicklungsmöglichkeiten, der Teamgeist und die Sinnhaftigkeit ihrer Arbeit.
13 Prozent denken über Ausstieg nach
Die hohe Arbeitsbelastung und weitere negative Aspekte machen 13 Prozent der Befragten so sehr zu schaffen, dass sie über einen Ausstieg aus ihrem Beruf nachdenken, sollten sich die Arbeitsbedingungen nicht ändern. Im privaten Sektor liegt dieser Anteil bei elf Prozent, besonders hoch ist er bei den Fachkräften mit fünf bis zehn Jahren Beschäftigungsdauer (18,5 Prozent).
In Bezug auf die Unterschiede zwischen Berufsalltag und Grundausbildung kritisiert rund ein Viertel der Befragten, dass sie ihr erlerntes Wissen nicht komplett in ihre Arbeit einbringen können. 16,5 Prozent sagen, die Ausbildung habe sie nicht ausreichend auf die Realität des Berufslebens vorbereitet. Stark ausgeprägt ist dieses Gefühl vor allem unter den jungen Ärzten/-innen (23,7 Prozent) und den Apotheker/innen (29,2 Prozent).