Eine weitere Reduktion der Intensivbetten könnte die Kinder-Intensivmedizin in der Schweiz in Gefahr bringen. Davor warnt die Interessengemeinschaft Pädiatrische und Neugeborenen-Intensivmedizin (IGPNI). Sie fordert die Politik auf, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, um den Weg in ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem mit einer optimalen Intensivbetreuung für Kinder aller Altersgruppen zu ebnen.
IGPNI befürchtet Gefahr für das Schweizerische Netzwerk der Kinderintensivstationen
Laut Informationen des Bundesamts für Statistik benötigen in der Schweiz jedes Jahr mehr als 4700 Neugeborene und Kinder unter einem Jahr intensivmedizinische Betreuung. Hinzu kommen mehrere Tausend ältere Kinder. Um ihre Versorgung sicherzustellen, gibt es in neben 29 akkreditierten Neonatologie-Stationen acht pädiatrische Intensivstationen. Sie befinden sich in Basel, Bern, Chur, Genf, Lausanne, Luzern, St. Gallen und Zürich und arbeiten in einem engen Netzwerk zusammen. Dieses Netzwerk stellt eine schweizweite Spitzen-Medizin für alle Kinder sicher. Laut IGPNI wirkt sich dieses Therapieangebot nicht nur positiv auf das gesamte Leben der jungen Patienten aus, sondern senkt auch die Gesundheitskosten.
Genau dieses Netzwerk sieht die IGPNI nun aber in Gefahr. Der Grund: Regional ist die Reduktion von Kinder-Intensivbetten geplant. Bereits im vergangenen Frühsommer meldete das Kantonsspital Graubünden (KSGR), dass seiner Kinderintensivstation die Schliessung drohe. Das interkantonale Gremium, zuständig für die Verteilung von hochspezialisierter Medizin auf die Spitäler, möchte dem KSGR drei Bereiche entziehen. Die Krebstherapie von Kindern, die Behandlung schwerverletzter Kinder sowie die Intensivpflege von Neugeborenen sollen hier in Zukunft nicht mehr angeboten werden. Im November 2023 hat das Spital eine Petition für den Erhalt seiner Kinderintensivstation gestartet.
Bettenreduktion erhöht Risiko für Komplikationen
Auch die IGPNI kritisiert die Pläne zur Bettenreduktion. Die neonatale und pädiatrische Intensivmedizin in der Schweiz stehe ohnehin schon vor grossen Herausforderungen, heisst es in einer aktuellen Medienmitteilung: Kinderintensivstationen sind allgemein hoch ausgelastet, hinzu kommen der Fachkräftemangel und saisonale Spitzen, etwa durch eine Häufung von Virusinfektionen in den Wintermonaten. Aufgrund von Kapazitätsengpässen muss häufig zusätzliches Personal rekrutiert oder umverteilt werden. Gelingt dies nicht, kommt es zur Verschiebung oder Absage geplanter Operationen. Bei aller Planung lässt sich auch die Verlegung der jungen Patienten in andere Spitäler nicht vermeiden. Durch den Transport seien laut IGPNI vor allem Neugeborene und Kinder mit Atemwegserkrankungen einem höheren Risiko für Komplikationen ausgesetzt.
Eine weitere Reduktion der Kinder-Intensivbetten würde diese Situation noch verschärfen, nötige Behandlungen verzögern und so das Komplikationsrisiko weiter erhöhen. Eine weitere Folge der Bettenreduktion: Andere Fachbereiche wie die Neurochirurgie, die Onkologie und Traumatologie müssten ohne Unterstützung der Kinderintensivstationen ihre lokalen pädiatrischen Leistungen zurückfahren. Insgesamt würde dadurch das gesamte Netzwerk der Schweizerischen Kinder-Intensivmedizin geschwächt.