Die Digitalisierung im Gesundheitswesen ist seit Jahren ein heiss diskutiertes Thema, nicht nur unter den Politikern und Medizinern. Auch Patienten und Mitarbeiter aus dem Gesundheitswesen sehen darin vorteilhafte Möglichkeiten, aber waren diesen gegenüber bisher überwiegend skeptisch eingestellt. Zusätzlich stehen IT-Spezialisten und Juristen vor grossen Herausforderungen. Genau um diese Gruppierungen geht es in einer neuen Ökonomen-Studie.
Sie befasst sich mit Patienten und Mitarbeiter im Gesundheitswesen, deren Akzeptanz der digitalen Gesundheitsversorgung zusammen mit den Ärzten am wichtigsten ist und die sich in der Vergangenheit eher schwer mit dem digitalen Wandel taten. Zusammen mit den Problemen, vor die IT-Spezialisten und Juristen gestellt wurden, überrascht nun das Studienergebnis, das bessere Voraussetzungen im Gesundheitswesen zeigt als gedacht.
Inhalt der Ökonomen-Studie
Gefühlt schreitet die Digitalisierung im Gesundheitswesen nur schleppend voran und manchmal erscheint es, als ist der Überblick verloren gegangen. Deshalb ist die Ökonomen-Studie vom Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie ins Leben erweckt worden, um mit Hilfe von Fachleuten aus den Bereichen IT und Rechtswesen, Patienten und betroffene Mitarbeiter des Gesundheitswesens Licht ins Dunkel bringen, wie es aktuell um den digitalen Wandel steht.
Hierzu sind 21 Anwendungen der Healthcare-Digitalisierung genauer unter die Lupe genommen worden. Diese erstrecken sich von E-Learningplattformen, über das elektronische Patientendossier (EPD) sowie Hospital@home und reicht bis zu datengestützten Forschungen und Lehrsimulationen. Im Fokus der Studie stehen der Bedeutungsgrad der Anwendungen sowie die Chancen für Nutzer.
Umfragewerte
Mit den meisten Punkten schnitten E-Lernplattformen und die virtuelle Kommunikation für die Ausbildung beim Gesundheitspersonal am besten ab – nahe gefolgt von digitalen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie datengestützten Therapieinnovationen und -forschungen.
Unter den Patienten zählen robotergestützte chirurgische Eingriffe, der telemedizinische Gesundheitsservice inklusive Gesundheitsberatung, elektronische Rezepte und altersspezifische Assistenztechnologien zu den nützlichsten digitalen Anwendungen. Auch Mitarbeiter befinden diese Automatisierungen sinnvoll.
Im Mittelfeld liegen laut Studie digital gestützte Diagnostik, die ambulante Versorgung daheim durch Hospital@Home und EPD.
Das Schlusslicht bilden die Anwendungen des digitalen Selbstmonitoring beziehungsweise personalisiertes Gesundheitsmonitoring, personalisierte Medizin, VR/AR-Anwendungen in der Ausbildung sowie zur Pflegeunterstützung.
Gesamturteil der Studie
Insgesamt ergibt die Studie eine hohe Akzeptanz bei Patienten und Gesundheitspersonal. Von den 21 digitalen Anwendungen wurden nahezu alle als nützlich bis sehr vorteilhaft von den Befragten beurteilt.
Die Herausforderungen verschiedener digitaler Health-Lösungen sehen die Befragten als überschaubar und überwindbar an. Die Anwendungen empfinden viele Mitarbeiter des Gesundheitswesens als ähnlich nutzbar. Patienten betrachten zahlreiche Anwendungen als vorteilhaft.
Die IT-Spezialisten sind ebenfalls optimistisch. Sie sehen noch reichlich Spielraum für Optimierungen und den digitalen Ausbau. Vieles sei noch machbar. Auch die Juristen sind bisher zufrieden, denn für sie steht vor allem der Datenschutz im Vordergrund, für dessen Gewährleistung bereits zuverlässige Systeme in Betrieb sind.
Allerdings zeigt die digitale Pflegeunterstützung ein unerwartetes Ergebnis, das gleichermassen Patienten und Mitarbeiter für wenig nützlich einstufen. Die Experten des Winterthur Instituts geht deshalb davon aus, dass die Kernpflegeautomatisierung keiner Eile bedarf. Eventuell sei hier nochmals über Änderungen und Ausbaumöglichkeiten nachzudenken, damit diese im weiteren Verlauf noch mehr Akzeptanz unter Patienten und dem Gesundheitspersonal findet.
Im Gesamtergebnis der Studie bewerten die Experten aber, dass keine schwerwiegenden Probleme vorliegen und generell eine hohe Akzeptanz vorliegt. Das bedeutet, die Schweiz ist mit der Digitalisierung des Gesundheitswesens auf einem guten Weg, denn die Voraussetzungen dafür sind deutlich besser als erwartet.