Nierensteine bilden sich aus kleinen Kristallen, die üblicherweise im Harn gelöst und ausgeschieden werden. Befinden sich zu viele Kristalle im Urin, bilden sich daraus Ablagerungen, die bis zu mehrere Zentimeter gross werden können. Medizinisch wird das Nierensteinleiden als Urolithiasis bezeichnet. Je nach Lage der Steine in der Niere oder Harnwege bezeichnet man die Steine als Nierensteine (Nephrolithiasis), Harnleitersteine (Ureterolithiasis) und Blasensteine (Zystolithiasis).
Das Wichtigste auf einen Blick
- Mehr als 5 Prozent der Schweizer Bevölkerung entwickeln mindestens einmal in ihrem Leben Nieren- oder Harnsteine.
- Kleinere Nierensteine verursachen oft keine Symptome. Grössere Steine können zu einem Harnstau führen und heftige, wellenartig verlaufende Schmerzen zur Folge haben.
- Zur Behandlung kommen je nach Lage und Grösse der Steine Medikamente, eine Stosswellentherapie oder endoskopische Operationen zum Einsatz.
Nierensteine – Symptome
Bildet sich ein Nierenstein, treten nicht sofort Symptome auf. Beschwerden verspüren Betroffene erst, wenn Nierensteine in den Harnleiter wandern und dort den Abfluss des Urins blockieren, woraufhin sich der Harn im Nierenbecken ansammelt. Dieser Rückstau des Harns löst eine Nierenkolik aus – plötzlich auftretende, stechende und krampfartige Schmerzen im Rücken und Nierenbereich, die zur Leiste oder bis in die äusseren Genitalien ausstrahlen können. Die Schmerzen treten zumeist in Wellen auf. Starke Nierenkoliken können Übelkeit und Erbrechen auslösen.
Zu den weiteren Symptomen von Nieren- und Harnsteinen gehören verstärkter Harndrang, Probleme beim Wasserlassen sowie Blut im Urin. Derartige Beschwerden sollten immer ärztlich abgeklärt werden, insbesondere, wenn zusätzlich Fieber auftritt. Unbehandelt kann ein Nierenstein zur Entstehung einer Nierenbeckenentzündung beitragen. Der Harnrückstau kann zudem zu einer dauerhaften Störung der Nieren bis hin zum völligen Funktionsverlust führen.
Männer sind häufiger betroffen als Frauen!
Nierensteine treten bei mehr als fünf Prozent der Schweizer Bevölkerung auf. Männer sind dabei etwa 1,3 bis 3-mal so häufig betroffen wie Frauen. In 19 Prozent der Fällen bilden sich Nierensteine bei Männern im Alter zwischen 60 und 70 Jahren. Bei Frauen liegt die Häufigkeit des Auftretens ab dem 40. Lebensjahr zwischen sieben und neun Prozent. Wer einmal von Nierensteinen betroffen war, entwickelt mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit erneute Ablagerungen in den Harnwegen oder den Nieren.
Nierensteine – Ursachen
Zur Steinbildung tragen verschiedene Ursachen bei. Ein Nierenstein entsteht, wenn sich Mineralien oder Säuresalze im Urin zu Kristallen verbinden. In den meisten Fällen bestehen die kristallinen Verbindungen aus Kalzium und Oxalat, Nierensteine können sich aber auch aus Harnsäure, Phosphat und Zystin bilden.
Die folgenden Faktoren steigern das Risiko von Nierensteinen:
- Geringe Flüssigkeitszufuhr: Bei einer zu geringen Flüssigkeitszufuhr sinkt der Wasseranteil im Urin, während die Konzentration von Mineralien und Salzen steigt.
- Sehr salzreiche Ernährung: Durch eine hohe Salzaufnahme scheidet der Körper vermehrt Kalzium aus. Die erhöhte Kalziumkonzentration im Urin begünstigt das Entstehen von Kalziumoxalsteinen und Kalziumphosphatsteinen.
- Zu viel Oxalat: Bestimmte Nahrungsmittel, wie beispielsweise Spinat, Rhabarber, Mandeln und Nüsse, enthalten sehr viel Oxalat. Andere, wie gesüsste Getränke und Süssigkeiten mit Gelatine, steigern die Oxalatproduktion in der Leber. Ein Übermass an Oxalat kann zur Bildung von Nierensteinen führen.
- Stark proteinhaltige Ernährung: Eine sehr proteinreiche Ernährung kann Ursache für eine erhöhte Säurekonzentration im Urin sein. Insbesondere Fleisch und Fisch verursachen eine vermehrte Ausscheidung von Harnsäure, wodurch in der Folge Harnsäuresteine entstehen.
- Stoffwechselstörungen: Neben ernährungsbedingten Ursachen können auch verschiedene Erkrankungen die Entstehung von Nierensteinen begünstigen. Dazu gehören eine Überfunktion der Nebenschilddrüsen und Diabetes. Die Erbkrankheit Zystinurie kann bereits in jungen Jahren Nierensteine verursachen.
Nierensteine – Diagnose
Zur Diagnose von Nierensteinen wird zunächst ein ausführliches Anamnesegespräch geführt, bei dem Patienten/-innen ihr Krankheitsleiden beschreiben. Um Krankheiten auszuschliessen, die ähnliche Symptome verursachen können, wird der Urin untersucht. Eine Blutuntersuchung gibt Aufschluss über die Funktionstüchtigkeit der Nieren.
Zur Lokalisierung der Nierensteine kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz. In der Regel wird zunächst eine Ultraschalluntersuchung der ableitenden Harnwege durchgeführt, gefolgt von einer Computertomographie (CT) des gesamten Harntraktes, über die sich Lage und Grösse der Steine genauer bestimmen lassen. Mittels einer sogenannten Ausscheidungs-Urografie lässt sich erkennen, ob Nierensteine den Harnabfluss verhindern. Dabei wird Patienten ein Kontrastmittel gespritzt, das über das Blut in die Nieren, die Harnleiter und die Harnblase gelangt und auf Röntgenbildern sichtbar ist.
Nierensteine – Behandlung
Während kleinere Nierensteine oft spontan abgehen, können grössere Nierensteine eine Behandlung notwendig machen. Bei kleineren Nierensteinen, die aus Harnsäure bestehen, kommen alkalische Medikamente zum Einsatz. Sie neutralisieren die Säure und lösen die Steine auf diese Weise auf.
Grössere Nierensteine können durch energetische Schallwellen zertrümmert werden. Die extrakorporale Stosswellenlithotripsie (ESWL) erfordert keinen operativen Eingriff und zerkleinert die Steine, sodass sie mit dem Urin ausgeschieden werden können.
In einigen Fällen ist die operative Entfernung der Nierensteine erforderlich. Eine Option bildet die sogenannte Uretero-Renoskopie (URS). Bei diesem endoskopischen Eingriff wird ein Ureteroskop über die Harnröhre in die Blase und den Harnleiter eingeführt. Nierensteine können entweder direkt entnommen werden oder werden mit einem Laser zertrümmert. Sehr grosse oder schwer zugängliche Steine lassen sich mit einem endoskopischen Eingriff über einen kleinen Einschnitt direkt aus der Niere entfernen. Eine offene Operation unter Vollnarkose wird heute nur noch selten durchgeführt.
Nierensteine vorbeugen
Eine der wichtigsten Massnahmen zur Vorbeugung von Nierensteinen, besteht darin, mindestens zwei Liter Flüssigkeit am Tag zu sich zu nehmen – vorzugsweise Wasser und ungesüssten Tee. Eine ausgewogene Ernährung mit wenig Fleisch und Wurst sowie einer nur geringen Menge an oxalsäurehaltigen Lebensmitteln senkt ebenfalls das Risiko für die Bildung von Nierensteinen. Bewegung kann verhindern, dass sich Nierensteine festsetzen und immer grösser werden. Wer Gewicht verlieren möchte, sollte einseitige Diäten vermeiden, die ebenfalls das Risiko für Kristallablagerungen in den Nieren erhöhen.