Das Arzneimittel Venlafaxin gehört zur Wirkstoffklasse der Antidepressiva. Mit dem Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer werden Depressionen, Angststörungen und andere Krankheitsbilder bei Erwachsenen medikamentös behandelt. Dies erfolgt entweder mit Tabletten oder Kapseln. Die Dosierung variiert je nach Präparat und Ausmass des Beschwerdebilds.
Das Wichtigste auf einen Blick
1. Venlafaxin wirkt antidepressiv und antriebssteigernd und wird bei der Therapie von Depressionen und Angsterkrankungen eingesetzt.
2. Als selektiver Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer erhöht Venlafaxin die Aktivität der Neurotransmitter im Zentralen Nervensystem.
3. Bei der Einnahme gilt es, mögliche Nebenwirkungen, Wechselwirkungen und Kontraindikationen zu beachten.
Venlafaxin – Wirkung
Die Wirkung von Venlafaxin ist stimmungsaufhellend und antriebssteigernd. Sie tritt üblicherweise zeitlich verzögert nach rund zwei Wochen ein, wobei der Blutspiegel nach etwa drei Tagen konstante Werte erreicht.
Das Arzneimittel entfaltet die Wirkung im Zentralnervensystem. Dies resultiert daraus, dass sich der Wirkstoff in speziellen Synapsen des Gehirns an Substanzen bindet, die für den Transport des Serotonins und Noradrenalins zuständig sind. Venlafaxin verhindert die Wiederaufnahme der Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin in den Nervenzellen. So bleiben beide Botenstoffe länger wirksam.
Venlafaxin wird über die Darmwand in das Blut aufgenommen und vorwiegend über die Leber verstoffwechselt. Die Ausscheidung erfolgt grösstenteils über die Nieren.
Venlafaxin – Anwendung und Dosierung
Das Antidepressivum Venlafaxin wird zur Behandlung von Depressionen, Angsterkrankungen und Panikstörungen angewendet. Die Einnahme von Venlafaxin erfolgt oral als Tablette oder Kapsel, möglichst immer zur gleichen Zeit zu einer Mahlzeit. Mittel mit verzögerter Freisetzung des Wirkstoffs werden einmal täglich und die ohne verzögerte Freisetzung zwei- oder dreimal täglich eingenommen.
Die Plasmaspitzenwerte sind nach rund 2,5 Stunden nach der Einnahme des Mittels erreicht, bei Retardkapseln nach bis zu neun Stunden. Innerhalb von drei Tagen wird bei oraler mehrfacher Gabe die Steady-State-Konzentration erreicht.
Wann wird der Wirkstoff eingesetzt?
Venlafaxin wird zur Therapie verschiedener Erkrankungen und Störungen bei Erwachsenen angewandt:
- Depressionen
- generalisierte und soziale Angststörung
- Panikstörung
Depressive Verstimmungen resultieren häufig aus einem Serotoninmangel. So ist Venlafaxin auch zur Erhaltungstherapie und Vermeidung von Rückfällen bei Depressionen und Angststörungen indiziert. In seltenen Fällen kommt der Wirkstoff ebenso zur Behandlung oder vorbeugend gegen Kopfschmerzen, Migräne und ADHS zum Einsatz.
Zudem wird mit dem Wirkstoff die diabetische Polyneuropathie behandelt. Die Erkrankung des peripheren Nervensystems tritt im Rahmen der Zuckerkrankheit Diabetes mellitus auf.
Wie wird das Medikament richtig eingenommen?
Venlafaxin wird als Tablette oder Kapsel über den Mund je nach Präparat ein-bis dreimal pro Tag in der verordneten Dosis eingenommen. Das Medikament wird mit ausreichend Flüssigkeit geschluckt.
Bei depressiven Syndromen und generalisierter Angststörung beträgt die Anfangsdosis gewöhnlich 75 mg täglich. Falls notwendig kann sie in Abständen von zwei Wochen oder länger pro Tag auf 150 bis maximal 375 mg erhöht werden. Bei Angst- und Panikstörungen liegt die Höchstdosis bei 225 mg.
Venlafaxin regelmässig einzunehmen und die vom Arzt festgesetzte Dosis nicht eigenmächtig zu verändern, ist sehr wichtig für eine erfolgreiche Behandlung. Die wirksame Dosis wird in der Rezidivprophylaxe meistens beibehalten und die Behandlung mindestens ein halbes Jahr lang fortgeführt. Auch eine Langzeitbehandlung kann angebracht sein.
Was gibt es bei der Einnahme noch zu beachten?
Während der Einnahme von Venlafaxin sollte auf Alkohol verzichtet und die Teilnahme am Strassenverkehr möglichst gemieden werden, da der Wirkstoff unter Umständen das Urteils- und Denkvermögen vor allem zu Beginn und beim Absetzen beeinflusst.
Die Anwendung von Venlafaxin sollte bei Suizidgedanken mit Vorsicht erfolgen, denn bevor Venlafaxin antidepressiv wirkt, steigert es den Antrieb.
Soll Venlafaxin abgesetzt werden, geschieht dies durch eine schrittweise Reduzierung der täglichen Dosis. Dies nennt sich Ausschleichen. Ein abruptes Absetzen des Wirkstoffs fördert ein zu starkes Absinken der Wirkspiegel der Botenstoffe Noradrenalin und Serotonin und in der Folge Absetzerscheinungen, wie:
- psychische Veränderungen, beispielsweise Angstzustände, Verwirrtheit und Wahrnehmungsstörungen
- neurologische Störungen, wie Kopfschmerzen und Schwindel
- vegetative Störungen
- Appetitlosigkeit
Venlafaxin – Nebenwirkungen
Der Wirkstoff Venlafaxin ist im Vergleich mit älteren Antidepressiva-Mitteln besser verträglich. Dennoch kann es, wie bei den meisten Medikamenten, zu Nebenwirkungen kommen. Die häufigsten sind:
- Magen-Darm-Beschwerden, wie Übelkeit oder Verstopfung
- Schläfrigkeit und Benommenheit
- Schlaflosigkeit
- vermehrte Schweissbildung
- Kopfschmerzen
- Mundtrockenheit
- Störungen der Libido und Verlust von sexuellen Funktionen
Ebenso möglich sind psychische Beschwerden, wie Unruhe, Verwirrtheit, ungewöhnliche Trauminhalte, Hyperaktivität und Stimmungsschwankungen. Die psychischen Nebenwirkungen können bis zur Manie oder Suizidgedanken reichen.
Mögliche neurologische Nebenwirkungen sind:
- Hyperreflexie
- Myoklonien
- Ataxie
- Tremor
Bei den vegetativen Nebenwirkungen kann es zu Blutdruckschwankungen oder Tachykardie kommen. Treten diese oder andere auf, sollten Erkrankte den Arzt konsultieren. Zu Nebenwirkungen kommt es insbesondere bei Beginn der Behandlung und Dosissteigerungen.
Venlafaxin – Wechselwirkungen
Bevor mit der Einnahme begonnen wird, sollte zur Vermeidung von Wechselwirkungen mit dem Arzt über eventuell andere eingenommene Arzneimittel gesprochen werden.
Es kann bei der Einnahme von Venlafaxin zu Wechselwirkungen mit anderen eingenommenen Medikamenten kommen, beispielsweise:
- andere serotonerge Wirkstoffe, wie Johanniskraut, Lithium und Triptane
- MAO-Hemmer
- CYP3A4-Inhibitoren
- Immunsuppressiva
- Antimykotika (Anti-Pilzmittel)
- Antidepressiva, wie Amitriptylin, Clomipramin, Citalopram, Fluoxetin und Norfluoxetin
- starke Schmerzmittel der Gruppe der Opiate/Opioide
- Cholesterinsenker
- Mittel gegen erektile Dysfunktion
Venlafaxin – Kontraindikationen
Venlafaxin ist kontraindiziert, wenn der Erkrankte auf diesen Arzneistoff oder andere auf dem Beipackzettel genannte Inhaltsstoffe allergisch reagiert. Die Einnahme sollte ebenfalls nicht erfolgen, wenn innerhalb der letzten zwei Wochen die Einnahme von MAO-Hemmern oder Serotoninvorläufern erfolgte. Denn dies erhöht das Risiko für lebensbedrohliche negative Wirkungen.
Es gibt für Venlafaxin zudem eine Altersbeschränkung. Für Kinder und Jugendliche wird eine Behandlung mit Venlafaxin nicht empfohlen. Vorsicht gilt ausserdem während der Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion und leichter oder mässiger Leberfunktionsbeeinträchtigung. In jedem Fall sollte eine Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen!
Häufige Fragen zu Venlafaxin
- Was ist Venlafaxin?
- Verursacht Venlafaxin Langzeitschäden?
- Wie Venlafaxin absetzen?
- Wann wirkt Venlafaxin stimmungsaufhellend?
- Ist Venlafaxin ein starkes Antidepressivum?
- Payk, Th. R., Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie, Stuttgart: Georg Thieme Verlag (5. Auflage, 2007)
- Schneider, F., Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin, Heidelberg: Springer Medizin (2012)
- NHS, Venlafaxine, https://www.nhs.uk/... (Abrufdatum: 29.04.2024)