Der Wirkstoff Duloxetin wird zur Behandlung von depressiven Erkrankungen, generalisierten Angststörungen, Schmerzen bei diabetischer Polyneuropathie und Blaseninkontinenz eingesetzt. Der genaue Wirkstoffname lautet Duloxetinhydrochlorid, bekannt auch unter den Handelsnamen Cymbalta und Yentreve. Das Antidepressivum zählt zur Gruppe der SSNRI (selektive Serotonin- und Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer).
Das Wichtigste auf einen Blick
1. Duloxetin wirkt bei depressiven Beschwerden und Angststörungen stimmungsaufhellend, angstlösend und antriebssteigernd.
2. Der Wirkstoff hemmt die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Serotonin und Noradrenalin.
3. Je nach Indikation bestehen unterschiedliche Dosierungsempfehlungen, sodass die Tagesdosierung zwischen 30 und 80 mg variieren kann.
Duloxetin – Wirkung
Der Wirkmechanismus von Duloxetin basiert darauf, dass das Antidepressivum den Noradrenalin- und Serotoninspiegel im Nervensystem erhöht, sodass ein stimmungsaufhellender, angstlösender und antriebssteigernder Effekt eintritt. Nervenzellen im Gehirn kommunizieren über Neurotransmitter miteinander. Es wird somit vor allem bei der Behandlung einer Depression angewendet, die, so vermuten Fachleute, durch einen Serotonin-Mangel entsteht. Serotonin wird als “Glückshormon” bezeichnet. Noradrenalin wirkt als erregender Neurotransmitter antriebssteigernd. Das Stresshormon beeinflusst zudem den Blutdruck und Puls. Auch ein schmerzstillender (analgetischer) Effekt durch die Erregung schmerzhemmender Nervenbahnen konnte bestätigt werden. Zudem stärkt das Arzneimittel die Blasen- und Beckenbodenmuskulatur.
Duloxetin – Anwendung und Dosierung
Duloxetin hat folgende Indikationen und Dosierungen:
- Depression: 60 mg pro Tag
- Angststörung: 30 mg bis maximal 60 mg pro Tag
- Diabetische Polyneuropathie: 60 mg pro Tag
- Belastungsharninkontinenz bei Frauen: 80 mg pro Tag
Die Darreichungsform sind Kapseln. Eine Dosis am Tag genügt häufig. Die Einnahme erfolgt idealerweise morgens oder mittags, denn Duloxetin kann das Einschlafen erschweren. Am Ende der Behandlung wird die Dosis schrittweise über mehrere Tage reduziert. Dieses Ausschleichen vermindert Absetzerscheinungen. Zu den Symptomen gehören beispielsweise Schlafstörungen, Schwindelgefühle oder vermehrtes Schwitzen.
Duloxetin – Nebenwirkungen
Wie jedes Arzneimittel kann auch Duloxetin Nebenwirkungen haben, die jedoch nicht immer auftreten müssen und oftmals nach wenigen Wochen verschwinden. Normalerweise ist die Ausprägung leicht bis mittelschwer.
Am häufigsten beobachtete Nebenwirkungen sind:
- Kopfschmerzen
- Schläfrigkeit
- Übelkeit und Erbrechen
- Mundtrockenheit
- Starkes Schwitzen
Weitere unerwünschte Wirkungen, die auftreten können, sind unter anderem:
- Appetitverlust
- Schlaflosigkeit
- sexuelle Störungen und Erektionsstörungen
- Schwindel
- Zittern und Ängste
- Taubheitsgefühl und Kribbeln
- Antriebslosigkeit
- verschwommene Sicht
- Tinnitus
- erhöhter Blutdruck und Herzrasen
- Muskelschmerzen und -krämpfe
- häufiger Harndrang
Eine sehr seltene, aber bedrohliche Nebenwirkung ist das Serotonin-Syndrom. Typische erste Symptome sind innere Erregung, zuckende, verkrampfte Muskeln, Fieber und Desorientiertheit. Bei diesen Anzeichen sollte umgehend der Arzt kontaktiert werden.
Achtung: Bevor der stimmungsaufhellende Effekt eintritt, wirkt Duloxetin antriebssteigernd. Dadurch kann sich bei depressiven Patienten das Suizidrisiko erhöhen. Denn durch den anfänglich gesteigerten Antrieb verspüren suizidgefährdete Patienten plötzlich mehr Energie, um ihre Suizidgedanken in die Tat umzusetzen.
Gewichtszunahme durch Duloxetin?
Wenn Antidepressiva zur Gewichtszunahme führt, kann dies aus dem gesteigerten Serotoninhaushalt resultieren. Das Glückshormon hat Einfluss auf die Stimmung, den Schlaf und Appetit. Bei weniger als einem Prozent der Patienten kommt es bei der Einnahme von Duloxetin zur Gewichtszunahme. Ganz im Gegenteil: Es wird häufiger von einer Gewichtsabnahme berichtet.
Duloxetin – Wechselwirkungen
Die gleichzeitige Einnahme von Duloxetin und MAO-Hemmern sowie synthetischem Antibiotikum, wie Ciprofloxacin und Enoxacin, ist kontraindiziert. Das Gleiche gilt bei der Kombination mit CYP1A2-Inhibitoren wie beispielsweise Amlodipin, Diclofenac oder Nifedipin.
Arzneimittel, die die Serotonin-Konzentration im Gehirn erhöhen, sollten nicht mit dem Wirkstoff Duloxetin kombiniert werden. Sonst kann es zum lebensbedrohlichen Serotonin-Syndrom kommen. Daher sollte der Arzneistoff auch nicht mit Johanniskraut-Präparaten zusammen eingenommen werden.
Vorsicht gilt ausserdem bei der gleichzeitigen Einnahme von zentral dämpfenden Substanzen, Diuretika (entwässernde Medikamente), Benzodiazepinen (Schlafmittel) und bestimmten Schmerzmitteln, wie nichtsteroidalen Antirheumatika.
Bei der Kombination mit Gerinnungshemmern kann sich die Blutgerinnungszeit verändern, sodass eine engmaschige Überwachung erfolgen sollte. Ebenso gilt dies bei Patienten mit Bluthochdruck, denn Duloxetin kann blutdrucksteigernd wirken.
Alkohol verstärkt mögliche negativen Effekte deutlich, während Nikotin die Wirkung vermindert. Bei Rauchern ist die Plasmakonzentration von Duloxetin, verglichen mit Nichtrauchern, um rund 50 Prozent verringert. So wird während der Behandlung auf Alkohol und Rauchen am besten verzichtet.
Duloxetin – Kontraindikationen
Duloxetin darf nicht bei einer Allergie gegen den Arzneistoff oder sonstige Bestandteile eingenommen werden. Das Gleiche gilt bei einer Lebererkrankung, schweren Nierenerkrankung und kontrolliertem Bluthochdruck.
Die Behandlung darf aufgrund mangelnder Studienlage nicht bei Depressionen und Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen erfolgen. Während der Schwangerschaft und Stillzeit müssen Nutzen und Risiko abgewägt werden.
Häufige Fragen zu Duloxetin
- Was ist Duloxetin?
- Wie lange verursacht Duloxetin Nebenwirkungen?
- Wie schnell wirkt Duloxetin?
- Duloxetin oder Venlafaxin – Was ist besser?
- Wann wird der Wirkstoff Duloxetin eingesetzt?
- Wie wird das Medikament richtig eingenommen?
- Was gibt es bei der Einnahme weiterhin zu beachten?
Duloxetin ist ein Arzneimittel aus der Kategorie der Antidepressiva. Der selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer kommt zur Behandlung von Depressionen, Angststörungen, Harninkontinenz und diabetischer Polyneuropathie zum Einsatz.
Die meisten unerwünschten Wirkungen sind nach zwei bis drei Wochen verschwunden. Der Körper hat sich dann auf den regelmässig verabreichten Arzneistoff eingestellt. Bei abrupter Beendigung der Einnahme kann es ebenso zu Absetzsymptomen kommen.
Bei den meisten Patienten mit Depressionen oder generalisierter Angststörung wirkt Duloxetin innerhalb von 14 Tagen nach Behandlungsbeginn. Es kann jedoch bis zu vier Wochen dauern, bis sich Erkrankte besser fühlen.
Duloxetin und Venlafaxin gehören beide zur Klasse der SNRI. Im direkten Vergleich erweist sich kein Wirkstoff bezüglich der Linderung der depressionsbedingten Beschwerden als überlegen. Mehr Patienten brachen jedoch die Therapie mit Duloxetin wegen negativer Wirkungen ab. In diesem Punkt schneiden die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) wie Citalopram besser ab.
Der Wirkstoff Duloxetin wird zur Behandlung depressiver Erkrankungen, generalisierter Angststörung, Harninkontinenz und Schmerzen bei diabetischer Polyneuropathie angewendet.
Das Arzneimittel wird nach ärztlicher Verschreibung mit reichlich Wasser eingenommen. Die Therapie sollte nicht ohne Rücksprache und vor allem nicht abrupt beendet werden.
Wer mehr als die verordnete Menge Duloxetin eingenommen hat, sollte sich unverzüglich mit dem Arzt in Verbindung setzen. Eine vergessene Einnahme darf bei der nächsten Dosis nicht zusätzlich eingenommen werden.
- Schneider, F., Facharztwissen Psychiatrie und Psychotherapie, Berlin, Heidelberg: Springer Medizin (2012)
- Payk, Th. R., Checkliste Psychiatrie und Psychotherapie, Stuttgart: Georg Thieme Verlag (5. Auflage, 2007)
- Mayo Clinic, Duloxetine, https://www.mayoclinic.org/... (Abrufdatum: 07.05.2024)