Der Gesundheitssektor hat einen hohen Anteil an den Schweizer Treibhausgas-Emissionen. Fast 7 Prozent des CO2-Ausstosses im gesamten Land sind auf Spitäler und andere Gesundheitseinrichtungen zurückzuführen. Das hat ein Forscherteam unter Leitung des Genfer Infektiologen Antoine Flahault herausgefunden. Im internationalen Vergleich liegt das Schweizer Gesundheitssystem damit auf dem drittletzten Platz.
6,7 Prozent des Treibhaus-Ausstosses entfallen auf das Gesundheitssystem
Die Ursachen des Klimawandels bringen viele Menschen zunächst einmal nicht mit dem Gesundheitssystem in Verbindung. Eine am 18. Mai 2024 veröffentlichte Studie eines Genfer Forschungsteams zeigt allerdings: Das Schweizer Gesundheitssystem stösst mehr als eine Tonne CO2 pro Kopf der Bevölkerung aus. 6,7 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen der Schweiz entfallen auf den Gesundheitsbereich. Nach den USA und Australien ist das der drittschlechteste Wert der Welt.
Erhoben hat das Team um Antoine Flahault, Bruno Mermillod, Raphaël Tornare et al. seine Daten im Kanton Genf. Gemessen wurde, welchen Anteil bestimmte Leistungserbringer am CO2-Ausstoss im kantonalen Gesundheitswesen haben. Der grösste Anteil entfällt dabei auf die Spitäler. Mit 48 Prozent machen sie fast die Hälfte aller ausgestossenen Treibhausgase im Genfer Gesundheitswesen aus. An zweiter Stelle folgen die Pflegeheime mit 20 Prozent, auf dem dritten Platz stehen die Praxen mit 18 Prozent. Auf Labors entfallen 7 Prozent des Treibhausgas-Ausstosses, auf Apotheken 4 Prozent. Nicht miteinbezogen wurden Arzneimittel und Medizingeräte. Diese beiden Posten sind weltweit für den höchsten Ausstoss an Klimagasen verantwortlich (59 Prozent).
Schweizer Gesundheitssystem: Gut ausgebaut, aber wenig klimaeffizient
Die Forschenden führen den hohen CO2-Ausstoss unter anderem darauf zurück, dass das Schweizer Gesundheitswesen räumlich und logistisch sehr gut ausgebaut ist. Zudem macht es fast 9 Prozent der Schweizer Wirtschaftsleistung aus. Im internationalen Vergleich erweisen sich die Gesundheitseinrichtungen anderer Länder, wie etwa Schweden, als deutlich klimaeffizienter. Verglichen mit Frankreich, wo im vergangenen Jahr eine ähnliche Messung durchgeführt wurde, weist das Gesundheitswesen in der Schweiz sogar einen dreimal höheren Pro-Kopf-Energiebedarf auf.
Wäre der Schweizer Gesundheitssektor ein Land, liege er bei den Treibhausgasemissionen auf Platz 5, erläutert Antoine Flahault. Ärzte und weitere Angestellte im Gesundheitswesen würden bei ihren Behandlungen und Praktiken in erster Linie die Patienten beachten, weniger die Klimaeffizienz. Das sei zwar verständlich, führe aber auch dazu, dass zu viele Einweg-Medizinprodukte verwendet werden, die nicht nur den Ausstoss an Treibhausgasen in die Höhe treiben, sondern auch viel Abfall verursachen. In der Verschreibung von Medikamenten und deren Überproduktion sieht Flahault eine weitere Ursache für die geringe Klimaeffizienz.
So lassen sich Treibhausgas-Emissionen reduzieren
Um den Treibhausgas-Ausstoss im Schweizer Gesundheitswesen zu reduzieren, schlagen die Studienautoren verschiedene direkte und indirekte Massnahmen vor. Veränderungen beim Verschreiben von Medikamenten, bei der Beheizung und dem Kühlen von Gebäuden, im Transportwesen, bei der Verköstigung und der Gesundheitsprävention sollen zu mehr Klimaeffizienz beitragen.
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