Wie bei zahlreichen anderen Berufen auch, assoziieren Menschen das Berufsoutfit mit Kompetenz, was die Frage aufkommen lässt, ob Ärzte im Kittel, Kasak oder mit Krawatte kompetenter wirken. Studien zeigen, was sich dahinter verbirgt. Aus ihnen lässt sich entnehmen, wie Ärzte die Ergebnisse für ihre Arzt-Kleidung und die Behandlungen nutzen können.
Arzt-Kleidung: Kasak & Co. als Kompetenz-Ausdruck
Verschiedene Studien aus den USA, der Schweiz und Japan ergeben, dass bei zahlreichen Patienten der erste Eindruck über die Fachkompetenz über das Outfit von Ärzten läuft.
Japan-Studie
In einer japanischen Online-Umfrage wurde festgestellt, dass 487 männliche und weibliche Teilnehmer Ärzte auf Fotos anhand ihrer unterschiedlichen Kleidung bewerteten. Ein weisser Berufskittel oder Kasack hinterliess einen professionellen, erfahreneren Eindruck und liess Teilnehmer auf eine erhöhte Freundlichkeit schliessen. Im Gegensatz dazu standen legere Kleidung wie Fleece- oder Softshelljacken sowie herkömmliche T-Shirts. Allerdings fiel die Beurteilung von Ärztinnen im Gegensatz zu männlichen Kollegen anders aus. Ihnen wurde häufiger Fachkompetenz abgesprochen, weil sie Kitteln und Kasacks vermehrt für Krankenschwestern und Medizinische Fachangestellte gehalten wurden. Dementsprechend geringer zeigt sich das Vertrauen in kompetente Behandlungen.
Schweiz-Studie
In der Schweizer Studie wurden über 800 Patienten im Universitätsspital Zürich (USZ) befragt. Die Ergebnisse zeigten, dass Krawatten offensichtlich Autorität ausstrahlen, weshalb Patienten Ärzten mit Krawatten besser zuhörten und ihren medizinischen Anweisungen folgen, als das bei Kollegen im lässigen Kleidungsstil der Fall ist. Aber Krawatten wirken sich den Ergebnissen nach auch auf die Offenheit der Patienten aus. Mehrheitlich gaben sie an, sich schlechter bis gar nicht in Bezug auf ihre persönlichen Probleme gegenüber einem krawatten- oder anzugtragenden Arzt zu öffnen. Somit gehen die Forscher davon aus, dass die Arztkleidung sogar eine Rolle beim Behandlungserfolg spielt.
USA-Studie
Die grösste Studie stammt aus den USA. Hier wurden zuletzt über 4.000 Patienten befragt, deren Ergebnisse den vorherigen Studien ähneln. Über die Hälfte der Befragten erklärten die Wichtigkeit der Arztkleidung. Ein Drittel befindet diese sogar als beeinflussend auf ihre Behandlungszufriedenheit. Unter sieben unterschiedlichen Kleidungsarten vom Kittel und Kasack über lässig, casual bis hin zu formeller Kleidung und Business-Outfit wurde entscheiden. Der weisse Kittel schnitt insbesondere bei Patienten im Alter von 65 + am besten ab, gefolgt vom Kasack auf Platz zwei und die formelle Kleidung auf Platz drei.
Tipps für kompetentes Auftreten in Arzt-Kleidung
Wer als Arzt oder Spitalleitung eine höhere Kompetenzwahrnehmung erreichen oder eher die Offenheit seiner Patienten gewinnen will, sollte sich an folgende Tipps halten, die durch die Studien an grosser Bedeutung gewonnen haben:
- Casual und lässige Kleidung ist ideal für Kinderärzte für einen vereinfachten Zugang zu den kleinen Patienten sowie für sehr verschlossene Patienten und Ärzte in der Psychiatrie sowie Psychologie.
- Weisse Kittel und Kasacks sorgen bei männlichen Ärzten für eindeutige Kompetenz- und Identifizierungsmerkmale, die mit ihren medizinischen Fähigkeiten positiv in Verbindung gebracht werden. Weibliche Frauen sollten aufgrund der “Verwechslungsgefahr” vermehrt nur auf Kittel setzen beziehungsweise auf unterschiedliche Kleidung zu den Nicht-Ärzten achten
- Weiss ist die Farbe, die mit Medizinern in Verbindung steht und deshalb vertrauenswürdiger sowie kompetenter wirkt als andere Farben. Marineblau ist ebenfalls vertrauenserweckend, weil Patienten dabei an verantwortungsvolle Operateure/versierte Chirurgen denken. Schwarz und Grün sind hingegen unbeliebt bei Patienten.
- Weisser Kittel über einem Anzug mit Krawatte getragen, assoziiert bei Patienten häufig eine überdurchschnittliche Fachkompetenz, sodass Ärzte vielfach für Professoren und medizinische Koryphäen mit maximalem Fachwissen und enormen Erfahrungen gehalten werden.
- Sportliche Berufskleidung in der Sportmedizin erleichtern Patienten die Vertrauensbildung, weil sie dahinter mehr sportliche Fachkenntnis und Verständnis für die eigene Situation vermuten.