Methotrexat (MTX) ist ein vielseitig eingesetztes Medikament, das sowohl in der Behandlung von Krebserkrankungen als auch bei Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und Psoriasis eine zentrale Rolle spielt.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze
Ursprünglich als Chemotherapeutikum entwickelt, entfaltet Methotrexat in niedrigen Dosierungen eine starke entzündungshemmende Wirkung, was es zu einem der am häufigsten verschriebenen Mittel in der Rheumatologie macht. Der Wirkstoff beeinflusst den Folatstoffwechsel, unterdrückt die Zellproliferation und moduliert das Immunsystem, ohne es in niedrigen Dosen signifikant zu schwächen. Trotz seiner Wirksamkeit ist Methotrexat nicht ohne Risiken und kann bei unsachgemäßer Anwendung zu schweren Nebenwirkungen führen.
Was ist Methotrexat?
Methotrexat zählt abhängig von der verabreichten Dosis zu den Immunmodulatoren oder den Zytostatika. Der gleichnamige Wirkstoff agiert als Folsäureantagonist. Klassischerweise wird der Wirkstoff in der Medizin verwendet, als Chemotherapeutikum bei unterschiedlichen Arten von Krebs, wie Lymphomen, Leukämie, Osteosarkomen oder Mammakarzinom. Niedrigere Dosen des MTX finden vor allem in der Dermatologie bei Psoriasis oder bullösen Erkrankungen (chronisch verlaufenden, blasenbildenden Erkrankungen der Haut), aber auch in der Rheumatologie und Neurologie im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen Anwendung.
Methotrexat – Wirkung
Strukturell ähnelt MTX der Folsäure, die für die Verwendung in verschiedenen Stoffwechselprozessen des menschlichen Körpers zunächst in Dihydrofolat und anschließend in Tetrahydrofolat hydriert werden muss. Das hierfür verantwortliche Enzym – die Dihydrofolatreduktase – erkennt MTX als Bindungssubstrat, das dann als falsches Substrat den Wirkmechanismus blockiert. Dieser Effekt ist reversibel, wobei das Medikament mit der Folsäure um die Bindungsstelle am Enzym kompetitiert (kompetetive Hemmung).
Normalerweise verwendet der Organismus Tetrahydrofolat zur Bildung von Purinen und Thymidinen (Desoxythymidin), die für die Synthese von DNA und RNA unverzichtbar sind. Im Rahmen der Chemotherapie macht man sich die Blockade dieses Vorgangs zunutze, da sie das entartete Wachstum von Krebszellen vermindert oder sogar gänzlich blockiert. Zusätzlich hemmt MTX auch weitere Enzyme wie die Thymidilat-Synthase. Neben der Wachstumshemmung kann die Zelle durch die fehlenden Basen auch keine Fehler in der DNA reparieren, wodurch es zu Strangbrüchen und Apoptose (Zelltod) kommt.
In niedrigeren Dosen liegt der hauptsächliche Wirkungsmechanismus nicht in der Hemmung der Dihydrofolatsyreduktase. Das Therapeutikum wird im Körper an spezielle Moleküle (Polyglutamate) gekoppelt, die dann an verschiedenen Stoffwechselprozessen teilnehmen. Eine der wichtigen Wirkungen ist die Blockierung eines Enzyms namens AICAR-Formyltransferase. Dennoch kommt es zu einer Verminderung der Purin-Biosynthese, sowie der Methylierung der DNA. Dadurch wird die Genaktivität abgeschwächt und das Immunsystem beruhigt. Da AICAR weniger abgebaut wird, hemmt es vermehrt die Adenosis-Monophosphat-Desaminase (AMPD), wodurch Adenosin-Monophosphat weniger abgebaut und mehr in Adenosin umgewandelt wird. Durch das hohe Aufkommen von Adenosin wird dessen Abbauenzym, die Adenosin-Desaminase, übersättigt und so gehemmt. Insgesamt kommt es also zu einer Akkumulation von Adenosin, das entzündungshemmend wirkt.
Methotrexat – Anwendung und Dosierung
Methotrexat wird in niedrigen Dosen von 7 bis 25 mg pro Woche häufig zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie diesen eingesetzt:
- Systemischer Lupus Erythematosus (SLE)
- Sklerodermie
- Poly- und Dermamyositis
- Psoriasis (Schuppenflechte)
- Multiple Sklerose
- Morbus Crohn
- Colitis ulcerosa
- Sarkoidose
- Riesenzellartheriitis
- Vaskulitis
- Morbus still
In höheren Dosen ab 100 und bis zu über 1.000 mg pro Quadratmeter Körperoberfläche von Behandelten als Chemotherapeutikum gegen bestimmte Krebsarten verwendet, wie:
- Akute lymphatische Leukämie (ALL)
- Non-Hodgekin-Lymphom
- Urothelkarzinom
- Medulloblastom und Epenymom
- Mammakarzinom
- Osteosarkom
Die Dosierung von Methotrexat bei entzündlichen Erkrankungen liegt üblicherweise zwischen 7,5 mg und 25 mg pro Woche, abhängig von der Schwere der Erkrankung und dem Ansprechen des Patienten auf die Therapie. Bei Krebserkrankungen werden deutlich höhere Dosen verabreicht, die individuell angepasst werden. Die Dosis kann schrittweise erhöht oder verringert werden, abhängig von der Verträglichkeit und dem therapeutischen Erfolg. Methotrexat wird stets unter ärztlicher Aufsicht angewendet und die Blutwerte engmaschig kontrolliert. Die Therapie kann bei Bedarf angepasst oder abgebrochen werden, falls schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten.
Methotrexat – Nebenwirkungen
MTX kann Nieren, Leber und Knochenmark schädigen, wobei bei 0,5 bis 5 von 1.000 Anwendern eine Agranulozytose, also ein starker Rückgang der weißen Blutkörperchen, auftreten kann. Im Falle einer Lungenbeteiligung ist oft der Einsatz von Steroiden erforderlich. Trotz dieser möglichen Risiken ist MTX in niedriger Dosierung gut verträglich. Auch die folgenden Nebenwirkungen können auftreten:
- Stomatitis
- Haarausfall
- Übelkeit/Erbrechen
- ansteigende Transaminasen
- erhöhte Infektanfälligkeit (bei Niedrigdosen kaum gesteigert)
- Exanthem
- Fieber
Methotrexat – Wechselwirkungen
Methotrexat wird relativ schnell aus dem Blut abgestoßen und reichert sich in den Immunzellen an. Die größte Gefahr im Körper geht von einer Akkumulation aus, da es ausschließlich renal (über die Nieren) ausgeschieden wird. Dadurch entstehen auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten:
Zu den Medikamenten, deren Wirkung durch MTX gesteigert wird, gehören:
- Barbiturate
- Phenylbutazon
- Salizylsäure
- andere nichtsteroidale Antirheumatika
- Sulfonamide (auch Trimethoprim/Sulfamethoxazol, Sulfasalazin)
- Penicillin
- Tetrazykline
- Phenytoin
- Tranquilizer
- Insulin
Zu den Medikamenten, deren Wirkung durch Methotrexat abgeschwächt wird, gehören:
- Nichtresorbierbare Antibiotika
- Allopurinol
Kontraindikationen für Methotrexat
Methotrexat ist in mehreren Fällen kontraindiziert, d. h. es darf unter bestimmten Umständen nicht angewendet werden. Dazu gehören vor allem Schwangerschaft und Stillzeit, da Methotrexat teratogen wirkt und schwere Fehlbildungen beim Ungeborenen verursachen kann. Auch bei schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung (z.B. Niereninsuffizienz) ist die Anwendung kontraindiziert, da das Medikament über diese Organe ausgeschieden wird und eine Akkumulation zu toxischen Effekten führen kann.
Weitere Kontraindikationen umfassen eine schwere Knochenmarksuppression, z. B. bei bereits bestehenden Blutbildstörungen wie Anämie oder Leukopenie, sowie eine aktive Infektion, da Methotrexat die Immunabwehr beeinträchtigen kann. Zudem sollte Methotrexat nicht bei Patienten mit Lungenfibrose oder schwerwiegenden Magen-Darm-Ulzera eingesetzt werden. Auch Überempfindlichkeit gegen Methotrexat oder seine Bestandteile stellt eine Kontraindikation dar.
Häufige Fragen
- Wann nimmt man Methotrexat?
- Wie wirkt Methotrexat?
- Ist Methotrexat wie eine Chemo?
- Wann darf man Methotrexat nicht nehmen?
- Was ist bei der Einnahme von Methotrexat zu beachten?
Methotrexat wird zur Behandlung von Krebserkrankungen wie Leukämie und Lymphomen eingesetzt. In niedrigen Dosen wird es auch zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis und Psoriasis verwendet. Es wirkt entzündungshemmend und unterdrückt das überaktive Immunsystem.
Methotrexat wirkt, indem es die Folatverwertung im Körper hemmt, was die Synthese von DNA und RNA beeinträchtigt. Dies führt zu einer Hemmung der Zellproliferation, insbesondere bei schnell teilenden Zellen wie Krebszellen und Immunzellen. In niedrigen Dosen reduziert es Entzündungen und dämpft das überaktive Immunsystem, indem es die Aktivität von Immunzellen und die Produktion entzündungsfördernder Moleküle verringert.
Methotrexat kann als Chemotherapie-Medikament angesehen werden, da es in höheren Dosen zur Behandlung von Krebs eingesetzt wird. Es wirkt, indem es die Zellteilung hemmt, was insbesondere bei schnell wachsenden Tumoren hilfreich ist. Im Vergleich zu klassischen Chemotherapeutika, die oft alle sich schnell teilenden Zellen im Körper angreifen, wird Methotrexat jedoch auch in niedrigeren Dosen zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen verwendet, wo es entzündungshemmend wirkt und das Immunsystem moduliert, ohne eine umfassende Chemotherapie zu sein.
Methotrexat darf nicht eingenommen werden, wenn eine schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörung vorliegt, da dies zu toxischen Effekten führen kann. Auch bei schwerer Knochenmarksuppression oder aktiven Infektionen ist die Anwendung kontraindiziert, da das Medikament das Immunsystem weiter beeinträchtigen könnte. Zudem ist Methotrexat während der Schwangerschaft und Stillzeit streng kontraindiziert, da es teratogen ist und das ungeborene Kind schädigen kann.
Bei der Einnahme von Methotrexat sind regelmäßige Blutuntersuchungen erforderlich, um Nebenwirkungen wie Leber- und Blutbildungsstörungen frühzeitig zu erkennen. Die Dosierung sollte genau nach ärztlicher Anweisung erfolgen, meist einmal wöchentlich. Frauen im gebärfähigen Alter müssen eine zuverlässige Verhütung anwenden, da Methotrexat während der Schwangerschaft kontraindiziert ist. Zudem sollte Alkohol vermieden und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten mit dem Arzt besprochen werden.
- Grehl H., Methotrexat (MTX), aus: Grehl H., Reinhardt F. (Hrsg.), Checkliste Neurologie (Thieme, 7. überarbeitete Auflage, 2021)
- Hadshiew I., Methotrexat, aus: Sterry W. (Hrsg.), Kurzlehrbuch Dermatologie (Thieme, 2., aktualisierte Auflage, 2018)
- Herdegen T., Methotrexat, aus: Herdegen T. (Hrsg.), Kurzlehrbuch Pharmakologie und Toxikologie (Thieme, 4., vollständig überarbeitete, 2019)