Ein Facharzt für Chirurgie ist für die konservative und/oder operative Behandlung beziehungsweise Versorgung von (unfallbedingten) Verletzungen und Erkrankungen zuständig. Je nach gewählter chirurgischer Spezialisierung liegt der spätere Schwerpunkt der täglichen Arbeit auf der Versorgung bestimmter Körperregionen wie innere Organe, Stütz- und Bewegungsapparat (Muskeln, Sehen, Knochen), Herz oder Gehirn.
Inhaltsverzeichnis
Wie wird man Chirurg?
Die Weiterbildung zum Facharzt Chirurgie dauert in der Schweiz vier bis sechs Jahre. Die Ausbildung gliedert sich in zwei Teile: Die Basisweiterbildung (zwei Jahre) und die Vertiefungsweiterbildung (zwei bis vier Jahre). Dabei werden 45 bis 69 Monate in der klinischen Chirurgie absolviert, davon sechs Monate auf der chirurgischen/interdisziplinären Notfallstation. Weitere drei bis sechs Monate in der Anästhesiologie und/oder Intensivmedizin. Bis zu 24 Monate der Weiterbildung sind in den folgenden Disziplinen wählbar, die jeweils auch als eigenständige Facharztweiterbildungen absolviert werden können:
- Gefässchirurgie
- Handchirurgie
- Herz- und thorakale Gefässchirurgie
- Kinderchirurgie
- Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
- Neurochirurgie
- Orthopädische Chirurgie und Traumatologie des Bewegungsapparates
- Thoraxchirurgie
- Plastische, rekonstruktive und ästhetische Chirurgie
- Urologie
Die Weiterbildungszeit wird mit der Facharztprüfung abgeschlossen. Mehr zur Weiterbildung zum Facharzt Chirurgie:
Übersicht aller Facharztausbildungen und Fachrichtungen in der Schweiz:
Chirurgie – Aufgaben
Ein Chirurg behandelt Krankheiten, Verletzungen oder Fehlbildungen des Körpers, deren Therapie eine Operation oder einen chirurgischen Eingriff notwendig machen. Die Indikationen sind vielfältig. Je nach Spezialisierung reichen sie von Knochenbrüchen, über Entzündungen von inneren Organen (Blinddarmentzündung, Gallenblasenentzündung) bis hin zur Versorgung von Bandscheibenvorfällen, dem Einsatz von Gelenkprothesen oder der komplexen Tumorchirurgie.
Der Facharzt für Chirurgie begleitet seine Patienten sowohl vor als auch nach dem operativen Eingriff. Er klärt in der Sprechstunde über die vorzunehmenden konservativen oder operativen Massnahmen, das Behandlungsziel und die Folgen von operativen Eingriffen auf und leitet im Anschluss – falls nötig – physiotherapeutische oder sogar rehabilitative Maßnahmen ein.
Zur exakten Diagnose und der Vorbereitung auf eine Operation macht sich der Chirurg bestimmte bildgebende Verfahren zu Nutze. Hierzu zählen beispielsweise die Magnetresonanztomographie, die Computertomographie, die Sonographie oder auch die Szintigraphie. Ein Chirurg operiert oftmals in minimalinvasiver Technik, teilweise kommen auch computerunterstützte Verfahren zur Anwendung. Nach Operationen führt der Chirurg Angehörigen- und Patientengespräche durch und ist mit der postoperativen Betreuung seiner Patienten beschäftigt.
Klassische chirurgische Therapieverfahren
Im Folgenden sind klassische chirurgische Therapieverfahren auszugsweise dargestellt.
- Chirurgische Versorgung von Wunden
- Entfernung von Lipomen
- Hernienoperationen
- Appendektomie (Entfernung des Blinddarms)
- Cholezystektomie (Entfernung der Gallenblase)
- Entfernung von entzündeten Darmabschnitten, zum Beispiel bei Divertikulitis, Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
- Operative Versorgung von gutartigen Geschwüren oder Krebserkrankungen im Bauchraum
- Hämorrhoidenversorgung
- Operationen an der Wirbelsäule
Schwerpunkte in der Chirurgie
Nach der Weiterbildung in der Chirurgie und der absolvierten Facharztprüfung besteht die Möglichkeit, sich in weiteren chirurgischen Schwerpunktbereichen zu spezialisieren.
Schwerpunkt Viszeralchirurgie
Die Ausbildung im Schwerpunkt Viszeralchirurgie dauert insgesamt zwei Jahre. Im Rahmen dieser Schwerpunktweiterbildung werden die Diagnosestellung, Therapie und Nachbehandlung von Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen der grossen Körperhöhlen sowie der Bauchorgane vertieft. Weitere Inhalte der Weiterbildung sind die Transplantations- und die endokrinologische Chirurgie, sowie die chirurgische Onkologie.
Schwerpunkt Allgemeinchirurgie und Traumatologie
Dieser Schwerpunkt zielt auf die Behandlung und Nachsorge von häufigen chirurgischen Erkrankungen und Verletzungen, und insbesondere auch von Verletzungen, die im Zusammenhang mit einem Unfall stehen ab. Ein weiteres Augenmerk liegt auf der notfallchirurgischen Versorgung aller Organsysteme. Die Dauer der Weiterbildung für den Schwerpunkt Allgemeinchirurgie und Traumatologie beträgt ebenfalls zwei Jahre.
Schwerpunkt Spezielle Traumatologie
Mit dem Schwerpunkt Spezialisierte Traumatologie, der auch eine Weiterbildungszeit von zwei Jahren umfasst, können Ärzte nachweisen, dass sie sich durch gezielte Weiter- und Fortbildung vertiefte Kenntnisse auf dem Gebiet der Versorgung von schwerstverletzten Patienten angeeignet haben.
Schwerpunkt Chirurgische Senologie
Innerhalb dieses Schwerpunktes vertiefen Fachärzte für Chirurgie ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in der Diagnose von Brusterkrankungen und deren chirurgischer Behandlung. Sie behandeln und betreuen Patientinnen mit Brustkrebs, wenn eine chirurgische Therapie sinnvoll oder notwendig erscheint. Typische Eingriffe, die in diesem Zusammenhang vorgenommen werden, sind brusterhaltende Operationen und die Entfernung von Lymphknoten in der Achselhöhle. Die klinische Weiterbildung dauert zwei Jahre.
Chirurgische Teilgebiete
Im Laufe der Karriere kann man sich als Facharzt in der Chirurgie neben der Allgemeinen Chirurgie auf unterschiedliche Teilgebiete spezialisieren. Hierzu zählen die Gefässchirurgie, Urologie, Thoraxchirurgie, Kieferchirurgie, Kinderchirurgie, Handchirurgie, Herzchirurgie, Neurochirurgie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Orthopädische Chirurgie, Plastische Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie oder die chirurgische Intensivmedizin.
Im Zusammenhang mit den jeweiligen chirurgischen Fachdisziplinen müssen Chirurgen verschiedene spezielle Operationstechniken, das korrekte Handeln in chirurgischen Notfallsituationen und die Intensivmedizin gut beherrschen. Dies bedeutet die Notwendigkeit der regelmässigen Fort- und Weiterbildung.
Für wen ist die Fachrichtung Chirurgie interessant?
Hier sind einige Merkmale, die bei der Entscheidung für oder gegen eine Facharztweiterbildung in Chirurgie helfen können:
Präzises Arbeiten ist eine Grundvoraussetzung in der Chirurgie. Wer geduldig ist und auch in komplexen Situationen konzentriert bleibt, wird Vorteile haben. Belohnend ist die Freude am oft direkten, sichtbaren Erfolg chirurgischer Eingriffe. Wer gerne manuell arbeitet, technisches Geschick mitbringt und Interesse an der Anatomie und Physiologie hat, wird in der Chirurgie besonders gefördert. Die Facharztausbildung in Chirurgie erfordert dabei aber auch langjährige, körperlich und mental anstrengende Arbeit, oft mit Bereitschaftsdiensten. Wer ausserdem in hektischen oder kritischen Situationen einen kühlen Kopf bewahren kann, ist in der Chirurgie gut aufgehoben.
Chirurgen arbeiten in interdisziplinären Teams. Die Fähigkeit, klar und effektiv zu kommunizieren, ist entscheidend, insbesondere im OP und bei der Zusammenarbeit mit Anästhesisten oder Pflegepersonal. Das Fachgebiet entwickelt sich medizintypisch stetig weiter (z. B. minimalinvasive Techniken, Robotik). Notwendig ist daher eine permanente Weiterbildungsbereitschaft. Wer bereit ist, sein Wissen und seine Fähigkeiten kontinuierlich zu erweitern, profitiert von der innovativen Medizintechnik in der Schweiz.
Wo kann man als Chirurg arbeiten?
Die Schweiz bietet exzellente medizinische Standards und modern ausgestattete Kliniken. Wer in einem fortschrittlichen Umfeld mit internationalem Ruf arbeiten möchte, findet hier hervorragende Möglichkeiten. Mögliche Arbeitgeber für Chirurgen in der Schweiz reichen von grossen Universitätskliniken über spezialisierte Privatkliniken bis hin zu Forschungseinrichtungen. Die Wahl hängt von den persönlichen Karrierezielen, der gewünschten Spezialisierung und dem bevorzugten Arbeitsumfeld ab.
Chirurgie – Wie hoch ist der Lohn?
Das Monatsgehalt von chirurgischen Fachärzten liegt je nach Berufserfahrung zwischen ca. 7.500 CHF und 27.500 CHF brutto. Das Jahresgehalt liegt im Durchschnitt bei knapp 186.000 CHF brutto. Die Unterschiede im Gehalt ergeben sich aufgrund des Arbeitsortes. Die besten Verdienstmöglichkeiten sind in den Kantonen Aargau und Zürich zu erwarten. Mit einem etwas niedrigeren Gehalt in hingegen in den Kantonen Luzern und St. Gallen zu rechnen. Mehr zum Arzt-Lohn: