Im internationalen Vergleich hinken die Schweizer Spitäler bei der Nachsorge hinterher. Zu diesem Ergebnis kommt der Bericht „International Health Policy Survey“ der US-amerikanischen Stiftung Commonwealth Fund. Die Erhebung untersucht, welche Erfahrungen die Wohnbevölkerung ab 65 Jahren mit dem Schweizer Gesundheitssystem gemacht hat und vergleicht diese Erfahrungen mit den Ergebnissen aus neun Ländern im Zeitverlauf von 2014 bis 2024. Die Analyse fand im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) statt und wurde vom Gesundheitsobservatorium Obsan durchgeführt.
Nachsorge hinkt im internationalen Vergleich hinterher
Schweizer Senioren ab 65 Jahren schätzen ihre eigene Gesundheit grösstenteils als gut bis ausgezeichnet ein. Dem Bericht zufolge sinkt dieser Anteil jedoch seit 2021. Mit der Qualität der erhaltenen medizinischen Versorgung zeigen sich acht von zehn Personen als ziemlich oder sehr zufrieden. Als Herausforderungen nennen die Befragte den hohen Eigenanteil an den Gesundheitskosten, den Verzicht auf medizinische Leistungen und finanzielle Sorgen.
In den vergangenen zwei Jahren verbrachten 29,8 Prozent der Wohnbevölkerung über 65 Jahren mindestens eine Nacht in einem Spital. Im Vergleich mit den anderen untersuchten Ländern liegt die Schweiz dabei im Mittelfeld. Der Nachsorge nach einem Spitalaufenthalt kommt den Autoren der Erhebung eine entscheidende Bedeutung zu. Insbesondere bei älteren Patienten mit mehreren Ausgangserkrankungen stelle sie einen wichtigen Teil der Behandlungskette dar. Schriftliche Informationen, worauf Patienten nach der Entlassung zu Hause achten müssen, haben jedoch nur 70 Prozent der Befragten erhalten. Im internationalen Vergleich erreicht die Schweiz damit den drittletzten Rang. Die Nachsorge in den USA unterscheidet sich in diesem Punkt signifikant von der Schweiz: Hier erhalten 92 Prozent der Patienten schriftliche Informationen zur Nachsorge zu Hause. In der Schweiz hat der Anteil der mit Informationen ausgestatteten Patienten zwischen 2014 und 2021 zugenommen, seit 2024 stagniert die Anzahl jedoch.
Schweizer Spitäler: Nachsorge stösst bei Mehrheit auf Zufriedenheit
Einen Spitzenplatz erreichen Schweizer Spitäler bei der Sicherstellung von Folgebehandlungen: Für 86 Prozent der entlassenen Patienten konnte diese durch einen nachfolgenden Leistungserbringer erfolgen. Seit 2017 (89,9 Prozent) ist dieser Anteil zwar gesunken, hat sich seit 2021 jedoch stabilisiert.
Neu verschriebene und bereits vor dem Spitaleintritt verordneten Arzneimittel werden jedoch nur bei 74,9 Prozent der Patienten zur Entlassung kontrolliert. Dieser Anteil ist seit 2021 stabil geblieben und entspricht im Ländervergleich einem Platz im vorderen Mittelfeld. In den USA finden derartige Kontrollen bei 83,4 Prozent aller Entlassungen statt. In Deutschland (55,8 Prozent) und in Schweden (50,4 Prozent) werden die verschriebenen Medikamente dagegen deutlich seltener kontrolliert.
Die überwiegende Mehrheit der Befragten selbst ist mit der Nachsorge der Schweizer Spitäler zufrieden. 85,4 Prozent denken, zu Hause die passende Unterstützung und Dienstleistung für ihre gesundheitlichen Probleme zu erhalten. Im Vergleich mit anderen Ländern liegt die Schweiz auch in dieser Kategorie im vorderen Mittelfeld. Höher sind die Werte in den USA (93,3 Prozent), Australien (88,2 Prozent), Deutschland (86,2 Prozent) und dem Vereinigten Königreich (86 Prozent).