Die medizinische Doktorarbeit, auch als Dissertation bezeichnet, ist ein wichtiger Teil der Promotion, die den Mediziner zum Tragen des Titels Dr. med. berechtigt. Aktuell entscheiden sich etwa 50 bis 70 Prozent der Medizinabsolventen in der Schweiz während ihrer Karriere für eine Promotion. Über die fachliche Qualifikation eines Mediziners sagt der Doktorgrad zwar nur bedingt etwas aus, er ist allerdings oft Grundlage bzw. Voraussetzung, um in bestimmten Fachgebieten arbeiten zu können. Worauf gilt es bei der Doktorarbeit in der Medizin zu achten? Welche Voraussetzungen sind zu erfüllen, welchen Formalien muss die Dissertation folgen und welche unterschiedlichen Typen gibt es?
Doktorarbeit Medizin: Was ist eine Dissertation?
Nur wer eine Promotion ablegt, darf seinem Namen den Titel Dr. med. voranstellen. Promotion bedeutet so viel wie „Beförderung“ und bezeichnet die Verleihung eines akademischen Grades (in diesem Fall: Doktorgrades). Sie besteht aus einer selbständigen wissenschaftlichen Arbeit, der Dissertation oder Doktorarbeit, sowie einer mündlichen Prüfung. Um einen Doktortitel als Arzt zu erhalten, ist ausserdem eine einjährige Forschungsarbeit zu absolvieren, die der jeweilige Dissertationsleiter bestätigen muss.
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Bei der Doktorarbeit in der Medizin handelt es sich um eine schriftliche Arbeit zu einem human- oder zahnmedizinischem Thema. Mit der Dissertation stellen Doktoranden ihre Fähigkeit unter Beweis, durch selbsttätige wissenschaftliche Tätigkeit definierte Fragestellungen zu bearbeiten und neue Erkenntnisse gewinnen zu können. Zugleich erhalten sie die Möglichkeit, die Dissertation als Erstautoren oder gleichwertige Zweitautoren in einem wissenschaftlichen Fachmagazin zu veröffentlichen.
Doktorarbeit Medizin: Voraussetzungen, Vorbereitung und Bewerbung
Voraussetzung zum Schreiben einer Dissertation (Promotionsrecht) ist der Erwerb eines Arztdiploms. Studierende dürfen aber bereits zuvor mit ihrer Doktorarbeit beginnen. Die meisten Medizinstudenten in der Schweiz starten ihre Dissertation bereits innerhalb des Medizinstudiums, zwischen dem 5. und 10. Semester. Es ist aber dennoch sinnvoll, bis nach dem Physikum zu warten, da Studierende in der Regel erst dann über das nötige Wissen und alle Informationen zur Interpretation der Daten verfügen. Etwa 10 Prozent aller Studierenden nutzen die Möglichkeit, nach dem Studium berufsbegleitend zu promovieren.
Die Dissertation muss im Promotionsbüro der Universität angemeldet werden. Die genauen Voraussetzungen und Formalien sind in der Promotionsordnung geregelt und unterscheiden sich von Hochschule zu Hochschule. Doktoranden sollten sich daher die Promotionsordnung vor dem Beginn ihrer Doktorarbeit genau durchlesen.
In der Regel wird vorausgesetzt, dass die medizinische Doktorarbeit im Volltext in einer Schweizer Landessprache oder auf Englisch vorgelegt wird. Zudem muss sie allgemeine wissenschaftliche Kriterien erfüllen. Eine weitere Voraussetzung ist, dass die Dissertation unter Leitung eines Fakultätsmitglieds der Universität entsteht und von einer oder mehreren Personen betreut wird. Zur Verleihung des Doktortitels muss die Medizinische Fakultät die Dissertation schließlich als Teil der Promotion anerkennen.
Die richtige Vorbereitung für die Medizinische Doktorarbeit
Bevor Studierende mit dem Schreiben ihrer Doktorarbeit in der Medizin beginnen, sollten sie zunächst die folgenden Fragen beantworten:
- Welche Zulassungsvoraussetzungen gelten an der jeweiligen Hochschule? Einige Fakultäten schreiben zum Beispiel den Besuch eines Promotionskollegs vor.
- Wie wird die Doktorarbeit finanziert? Medizinische Doktorarbeiten können zum Beispiel über Assistenzarztstellen, Drittmittelstellen in der Forschung oder Stipendien finanziert werden.
- Wer eignet sich als Leiter der Dissertation?
- Wer soll die Doktorarbeit betreuen? Früher war es üblich, die Dissertation von einer einzelnen Person betreuen zu lassen. Heute kann die Betreuung auch durch zwei Personen oder durch ein Promotionskomitee erfolgen. Einzelheiten legt abermals die Promotionsordnung der Hochschule fest. In jedem Fall ist es sinnvoll, sich vor Auswahl der Betreuungsperson über deren Beratungsstil und wissenschaftliche Interessen zu informieren.
- Welche Bildungsangebote gibt es für den Doktorand in der Medizin?
Von Vorteil ist es, nicht nur die offiziellen Dokumente der Hochschule und Websites zu Rate zu ziehen, sondern sich auch bei anderen Doktoranden zu informieren. Eventuell stellt die Fakultät auch spezielle Programme zum Austausch bereit.
Das passende Thema wählen
Kein Thema ist an sich geeignet oder ungeeignet für eine Dissertation. Wer ein Thema für seine medizinische Doktorarbeit sucht, sollte allerdings darauf achten, dass es sich realisieren lässt und einen Beitrag zum jeweiligen medizinischen Fachgebiet leistet. Ein großer Vorteil ist es natürlich, wenn die Themenwahl bzw. die Beispiele auch dem eigenen Interessengebiet entspricht.
Dissertations- oder Promotionsvereinbarung
Medizinische Fakultäten setzen oft das Einreichen einer Dissertations- oder Promotionsvereinbarung voraus. In dieser Vereinbarung werden allgemeine Punkte zur Doktorarbeit festgehalten, etwa das Thema, die voraussichtliche Abgabe und eventuell auch die Aufgaben der Betreuungsperson.
Die Dissertationsvereinbarung der Medizinischen Fakultät der Universität Zürich umfasst zum Beispiel die folgenden Punkte:
- Name und Matrikelnummer des Doktoranden
- vollständiger Titel der Dissertation
- Leiter (zuständiges Fakultätsmitglied oder TP mit Promotionsberechtigung)
- Betreuungsperson
- zeitlicher Rahmen der Dissertation
- voraussichtliche Abgabe
- kurze inhaltliche Darstellung des Themas
Die Dissertationsvereinbarung muss vom Doktoranden, dem Leiter und der Betreuungsperson unterzeichnet und im Dekanat eingereicht werden.
Welche unterschiedlichen Typen der Doktorarbeit Medizin gibt es?
Für eine Doktorarbeit in der Medizin gibt es grundsätzlich zwei Formen:
- Die experimentelle Doktorarbeit: Die Doktoranden führen Laborexperimente durch, zum Beispiel an Zellkulturen, Gewebeproben oder Versuchstieren. Das Ziel ist es, eine aufgestellte These im Experiment zu überprüfen. Diese Form der Doktorarbeit eignet sich vor allem für Ärzte, die später in der medizinischen Forschung arbeiten möchten.
- Die klinische oder statistische Doktorarbeit: Für diese Form der Dissertation analysieren Ärzte Patientendaten auf eine bestimmte Fragestellung hin. Dabei können sie bereits bestehende Daten untersuchen oder selbst Daten erheben. Die erste Form wird als retrospektive klinische Studie bezeichnet, die Zweite als prospektive klinische Studie.
Veröffentlichung der Doktorarbeit Medizin als Arzt
Die fertige Dissertation wird veröffentlicht. Das erfolgt in der Regel in Buchform bei einem wissenschaftlichen Fachverlag. Für eine medizinische Doktorarbeit wird darüber hinaus meist die Publikation in einem wissenschaftlichen Journal vorausgesetzt. Dabei muss es sich um ein peer-reviewed Journal handeln. Das bedeutet, dass die dort veröffentlichten Arbeiten von unabhängigen Gutachtern nach wissenschaftlichen Kriterien geprüft werden. Da sich das peer-review Verfahren in die Länge ziehen kann, sollten Doktoranden ausreichend Zeit für die Publikation einplanen. Es ist zudem zu empfehlen, möglichst frühzeitig nach einem geeigneten Journal Ausschau zu halten.
Die Doktoranden müssen entweder Erstautor der Arbeit sein oder die Ergebnisse in einer eigenständig verfassten Arbeit darlegen. Bei einer geteilten Erstautorenschaft fordern einige Hochschulen wie etwa die Medizinische Fakultät Zürich, einen kurzen, strukturierten Begleittext zur Dissertation einzureichen. In einigen Fällen ist es auch möglich, die Dissertation ohne Publikation in einem wissenschaftlichen Journal einzureichen. Dann müssen die Doktoranden allerdings Erstautoren sein.
Monographie oder kumulative Dissertation?
Doktoranden stehen ausserdem vor der Entscheidung, ob sie ihre Doktorarbeit als Monographie oder als kumulative Dissertation veröffentlichen. Bei einer Monographie wird die Dissertationsschrift im Gesamten als einzelner Text publiziert. Stattdessen ist es aber auch möglich, die Doktorarbeit in Form von mehreren eigenständigen Texten zu veröffentlichen. Dann spricht man von einer kumulativen Dissertation.
Für eine kumulative Dissertation veröffentlichen Doktoranden Teilergebnisse in diversen medizinischen Fachzeitschriften. Wie bei der Monographie sollten dafür Magazine ausgewählt werden, die über ein gewisses Renommee verfügen und die das peer-review Verfahren anwenden. Zum Schluss werden alle Einzeltexte zu einem Sammelwerk zusammengefasst und gemeinsam bewertet. Ob eine kumulative Dissertation möglich ist, legen die Promotionsverordnungen der Hochschulen fest.
Eine kumulative Dissertation hat den Vorteil, dass die Doktoranden bereits während des Schreibens Erfolgsmomente erleben. Ihr Fortschritt ist nicht nur für sie selbst sichtbar, sondern wird auch der medizinischen Fachwelt bekannt. So bringen sich Doktoranden schon frühzeitig ins Gespräch, was sich positiv auf die späteren Berufschancen auswirken kann.
Medizinische Doktorarbeit – Umfang und Dauer
Für die Länge einer medizinischen Doktorarbeit gibt es in der Regel keine genauen Vorgaben. Je nach Forschungsgebiet und Art der Arbeit kann diese 50 Seiten umfassen, aber auch 300 Seiten lang sein. Der Trend geht aktuell in Richtung kürzerer Doktorarbeiten. Eine kürzere Dissertation nimmt aber nicht unbedingt weniger Zeit in Anspruch. Eine gute Formulierung des Sachverhalts und die genaue Auswertung der Forschungsergebnisse können sehr zeitintensiv sein.
Wie viel Zeit Doktoranden für ihre Dissertation einplanen sollten, hängt vom jeweiligen Fachgebiet und vom Umfang der erforderlichen Forschung ab. Erfahrungsgemäss dauert die Doktorarbeit als Arzt etwa zwischen einem und vier Jahre. Experimentelle Dissertationen nehmen dabei meist mehr Zeit in Anspruch als eine statistische Doktorarbeit. Das muss aber auch nicht zwingend der Fall sein. Am besten beraten sich Doktoranden mit ihrer Betreuungsperson über den erforderlichen Zeitaufwand und erkundigen sich auch bei bereits promovierten Kollegen, wie viel Zeit sie für die Dissertation einplanen sollten.
Doktorarbeit als Arzt: Formatierung, Aufbau und Gliederung
Die Dissertation muss bestimmten formalen Vorgaben entsprechen. Diese können sich von Hochschule zu Hochschule unterscheiden. Die genauen Informationen sind abermals der Promotionsordnung der Medizinischen Fakultät zu entnehmen.
In der Regel wird die folgende Gliederung vorausgesetzt:
Gliederung | Anmerkung |
Deckblatt | Für die Titelseite stellt die Medizinische Fakultät zumeist eine Vorlage zum Download bereit |
Inhaltsverzeichnis | Seitenangaben nicht vergessen |
Zusammenfassung | Kurzzusammenfassung mit Erläuterungen zur wissenschaftlichen Fragestellung, Methodik, den Resultaten und den Schlussfolgerungen der Arbeit (max. 1-2 Seiten) |
Einleitung | |
Erläuterungen zur: | Wissenschaftlichen Fragestellung |
Methodik | |
Darstellung der Resultate | |
Diskussion der Forschungsergebnisse | |
Dank oder Widmung | Optional |
Literaturverzeichnis | |
Abkürzungsverzeichnis | Ein solches ist nicht immer vorgegeben, kann aber sinnvoll sein |
Lebenslauf | Der tabellarische Kurzlebenslauf wird in der Regel als letzte Seite einer Dissertation hinzugefügt. Die Länge sollte nach Möglichkeit eine Seite nicht überschreiten |
Formatierung, Rechtschreibung und Grammatik
Für die formale Gestaltung des Textes wie Zeilenabstände oder Breite des Randes gibt es meist keine Vorgaben. Es empfiehlt sich jedoch, vorab einige an der Hochschule eingereichte Dissertationen zu studieren oder, falls vorhanden, eine Musterdissertation einzusehen und sich daran zu orientieren.
Eine einheitliche Nummerierung der Kapitel, Überschriften und ausreichend Absätze erleichtern den Prüfern das Lesen. Werden Graphiken, Tabellen und Abbildungen eingebunden, sollten diese so beschriftet werden, dass der Inhalt selbsterklärend und einfach nachzuvollziehen ist.
Selbstverständlich sollte auf eine korrekte Rechtschreibung und Grammatik geachtet werden. Im besten Fall lassen Doktoranden ihre Arbeit vor der Abgabe von mindestens zwei Kollegen Korrektur lesen.
Doktorarbeit schreiben: Worauf es zu achten gilt
Das Schreiben einer Doktorarbeit erfolgt in mehreren Phasen, die nicht streng getrennt voneinander ablaufen, sondern sich überschneiden können:
- Formulierung der Fragestellung
- Einarbeitung in die Literatur
- Sammlung und Analyse der Daten bzw. Durchführung der eigenen Forschung
- Schreiben der Arbeit
- Formatierung und Korrekturlesen durch Kollegen
- Druck
Da eine Doktorarbeit als Arzt viel Zeit in Anspruch nehmen kann, kommt es durchaus zu Momenten, in denen die eigene Motivation abnimmt. Um auch in schwierigen Zeiten mit der Arbeit voranzukommen, empfiehlt es sich, einen möglichst genauen Zeitplan zu formulieren und Zwischenziele zu definieren. Das Erreichen eines Zwischenziels kann der eigenen Motivation wieder Auftrieb geben.
Wichtig ist zudem ein guter und regelmässiger Kontakt zur Betreuungsperson. Im besten Fall hilft diese dem Doktoranden dabei, auch in schwierigen Phasen auf Kurs zu bleiben. Idealer Weise legen Doktoranden und Betreuende bereits im Vorfeld der Arbeit Termine für die Treffen fest. Auch der Austausch mit anderen Doktoranden kann helfen, Blockaden zu überwinden und Fehler zu vermeiden.
Welche Unterlagen müssen mit der Doktorarbeit eingereicht werden?
An einigen Medizinischen Fakultäten reicht es eventuell aus, die Doktorarbeit per E-Mail als PDF einzureichen. Andere fordern die Vorlage in Textform, oft in mehreren Kopien. Wurde die Arbeit in einem peer-reviewed Journal veröffentlicht, sind zudem die Reviews und Response Letters beizulegen oder per E-Mail einzureichen.
Darüber hinaus können die Fakultäten noch einige andere Unterlagen anfordern:
- Dissertations- oder Promotionsvereinbarung
- Gutachten des Dissertationsleiters
- Immatrikulationsbestätigung in Kopie
- Kopie des Passes oder einer gültigen Identitätskarte
- Formulare zur Aufbewahrungspflicht
- Kopie des Arztdiploms oder Kopie der Anerkennung eines im Ausland erworbenen Diploms
Entspricht die Dissertation nicht den Regularien der jeweiligen Medizinischen Fakultät, ist eine Begründung dafür anzugeben. Ausserdem wird eine Stellungnahme der Betreuungsperson oder der leitenden Person gefordert, aus der klar hervorgehen muss, warum sich die Arbeit dennoch als Dissertation eignet. Häufig stellen die Fakultäten Checklisten mit allen erforderlichen Unterlagen zu Verfügung. Diese Checkliste muss ebenfalls ausgefüllt und unterschrieben zusammen mit der Doktorarbeit eingereicht werden.
Abnahme der Dissertation
Eingereicht wird die Doktorarbeit als Arzt zusammen mit allen erforderlichen Unterlagen. Der Dissertationsleiter sowie weitere, unabhängige Korreferenten prüfen die Arbeit. Es folgt eine Erörterung. Wird die Annahme von allen Prüfern empfohlen, erfolgt die Genehmigung der Promotion durch das Dekanat. Wird die Arbeit abgelehnt, kann diese in aller Regel noch einmal überarbeitet oder neu geschrieben werden.
Häufige Fragen
- Was ist eine Doktorarbeit/Dissertation?
- Welche Voraussetzungen gelten für das Schreiben einer Doktorarbeit?
- Welche Arten von Doktorarbeiten gibt es in der Medizin?
- Worauf muss man beim Schreiben der Doktorarbeit achten?
- Welche Unterlagen muss man mit der Doktorarbeit einreichen?