Als Fachärztin oder Facharzt Endokrinologie und Diabetologie beschäftigt man sich mit dem Hormonhaushalt und Stoffwechsel und den damit assoziierten Störungen und Krankheiten. Dazu zählen angeborene oder erworbene Störungen der endokrinen Drüsen wie der Schilddrüse, der Bauchspeicheldrüse, der Hirnanhangsdrüse oder der Keimdrüsen (Eierstöcke und Hoden). Endokrine Drüsen produzieren Hormone, die als Botenstoffe an unzähligen komplexen Vorgängen im Organismus beteiligt sind. Ein Beispiel ist das von der Bauchspeicheldrüse produzierte Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert. Eine Störung in diesem Bereich kann zu Diabetes mellitus führen. Störungen der Sexualhormone können die Fortpflanzungsfähigkeit negativ beeinflussen.
Inhaltsverzeichnis
Tätigkeiten Facharzt Endokrinologie/Diabetologie
Fachärztinnen und Fachärzte im Fachbereich Endokrinologie und Diabetologie haben es täglich mit Patientinnen und Patienten zu tun, deren Beschwerden auf eine Störung, die hormoneller Natur sein könnte, hindeuten. Nach der Anamnese können sie als Endokrinologen und Diabetologen fachkundig bewerten, ob es sich um eine endokrinologische Erkrankung handelt und ob weitere Tests nötig sind. Je nach (vermuteter) Erkrankung werden weitere Untersuchungen angeordnet. Dazu zählen beispielsweise:
- Blutabnahme, etwa für Blutzucker- oder Hormonuntersuchung im Blut
- Ultraschalluntersuchung, etwa der hormonproduzierenden Drüsen oder der Gefässe bei Durchblutungsstörungen
- Knochendichtemessung, falls der Verdacht auf Osteoporose vorliegt
- Szintigraphie der Schilddrüse, falls man eine Schilddrüsenerkrankung vermutet
- endokrinologische Funktionsuntersuchungen
Je nach Praxis oder Krankenhaus können die nötigen Untersuchungen vor Ort durchgeführt werden. Dann übernehmen meist spezialisierte Fachkräfte die Durchführung des Tests am Patienten sowie, falls nötig, die Auswertung im Labor. Manchmal erfolgt eine Überweisung, an eine externe Fachpraxis, die die Untersuchung durchführt.
In der Regel dauert es einige Zeit, bis alle Ergebnisse der angeordneten Tests wieder bei der Fachärztin oder dem Facharzt Endokrinologie und Diabetologie vorliegen. Dann gilt es, die Ergebnisse zu analysieren, gegebenenfalls eine Diagnose zu stellen und einen Therapieplan zu formulieren. Patientinnen und Patienten werden über die Ergebnisse informiert und je nach Erkrankung weiter betreut. Da es sich typischerweise um chronische Krankheiten handelt und Patientinnen und Patienten langfristig begleitet werden, sind gute kommunikative Fähigkeiten in dem Beruf wichtig.
Der tägliche Arbeitsalltag richtet sich nach den typischen Praxiszeiten. Endokrinologen und Diabetologen können in Fachpraxen (etwa Diabetiker-Ambulanz, Kinderwunschzentrum oder Schilddrüsenzentrum) tätig sein oder in einem Krankenhaus mit Fachabteilung arbeiten.
In grösseren Einrichtungen und weil endokrinologische Erkrankungen oft mit Folgeerscheinungen und Komorbiditäten einhergehen, arbeiten Fachärztinnen und Fachärzte der Endokrinologie und Diabetologie häufig interdisziplinär mit Kolleginnen und Kollegen aus dem chirurgischen, neurologischen oder nuklearmedizinischen Fachgebiet zusammen.
Je nach Arbeitsstelle kann auch eine wissenschaftliche Aktivität Bestandteil der Arbeit sein.
Ziele der Weiterbildung Endokrinologie/Diabetologie
Das Schweizerische Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) hat einen Lernzielkatalog verfasst, in dem alle allgemeinen Lernziele für die Weiterbildung als Fachärztin oder Facharzt Endokrinologie und Diabetologie formuliert sind. Sie basieren auf den „sieben Rollen des Arztes“ (vgl. CanMEDS).
Demnach erwirbt ein Medical Expert (Fachärztin oder Facharzt) im Rahmen der Weiterbildung alle spezifischen Kompetenzen, die nötig sind, um Patientinnen und Patienten geeignet und mit Respekt für deren Selbstbestimmungsrecht, gemäss dem aktuellen wissenschaftlichen Stand innerhalb des Fachgebiets und entsprechend der allgemeinen anerkannten ethischen sowie ökonomischen Kompetenzen zu behandeln.
Dauer und Gliederung der Weiterbildung Endokrinologie/Diabetologie
Der Weg zum Erwerb des eidgenössischen Arztdiploms im Fachbereich Endokrinologie und Diabetologie dauert sechs Jahre. Die Weiterbildung zur Fachärztin oder zum Facharzt gliedert sich in zwei Teile:
Erster Teil:
Dreijährige nicht-fachspezifische Weiterbildung. Dabei kann die gesamte Zeit (drei Jahre) im Bereich klinische Allgemeine Innere Medizin verbracht werden. Alternativ ist eine Aufteilung möglich, wobei der Grossteil (zweieinhalb Jahre) im Bereich klinische Allgemeine Innere Medizin absolviert wird und weitere sechs Monate auf den Bereich klinische Kinder- und Jugendmedizin entfallen.
Zweiter Teil:
Dreijährige fachspezifische Weiterbildung im Fach Endokrinologie und Diabetologie. Dabei müssen jeweils mindestens ein Jahr im Bereich klinische Endokrinologie und ein Jahr im Bereich klinische Diabetologie (Kategorie A) verbracht werden. Für das übrige Jahr bestehen unterschiedliche Möglichkeiten, wobei diesbezüglich eine frühzeitige Anfrage bei der Titelkommission (TK) empfehlenswert ist:
- nicht-klinische wissenschaftliche Tätigkeit (Kategorie C / Forschungslaboratorien)
- abgeschlossene MD oder PhD-Ausbildung auf dem Gebiet der Endokrinologie oder Diabetologie kann angerechnet werden (maximal ein Jahr)
- Praxisassistenz in einer anerkannten diabetologischen oder endokrinologischen Praxis kann angerechnet werden (maximal ein Jahr)
Maximal anderthalb Jahre der fachspezifischen Weiterbildung dürfen im Ausland absolviert werden, sofern die besuchte Institution einer schweizerischen Weiterbildungsstätte der Kategorie A entspricht. Auch hier ist es empfehlenswert, vorher die Zustimmung der TK einzuholen.
Inhalte der Weiterbildung Endokrinologie/Diabetologie
Die Inhalte der Weiterbildung im Bereich Endokrinologie und Diabetologie umfassen:
a) Pathophysiologie, Klinik und Diagnostik endokriner Erkrankungen, wozu zählen:
- Diabetes mellitus Typ 1 und 2 sowie andere Arten und Ursachen von Diabetes als auch Komplikationen der Erkrankung
- Hypoglykämie
- Lipidstoffwechsel/Adipositas
- Schilddrüsenkrankheiten
- Hypothalamus- und Hypophysenkrankheiten
- Nebennierenkrankheiten
- Endokrine Hypertonie
- Kalzium- und Knochenstoffwechsel
- Grundkenntnisse über Essstörungen wie Anorexie, Binge Eating Disorder und Bulimie
- Grundkenntnisse in gynäkologischer Endokrinologie
- Polyendokrinopathien
- Grundkenntnisse in andrologischer Endokrinologie
- Paraneoplastisch bedingte Endokrinopathien
- Störungen des Wachstums und der Pubertät
- Grundkenntnisse der klinischen Ernährung und angeborener Stoffwechselkrankheiten bei Erwachsenen
b) Labormethoden und Qualitätssicherung, wozu zählen:
- praktische Durchführung von Labormethoden für Hormonbestimmungen
- Grundkenntnisse der Labororganisation, wichtiger Apparate, der Qualitätssicherung, Prä- und Postanalytik
- Kompetenz der Indikationsstellung
- Durchführung und Interpretation von endokrinologischen Funktionstests
c) (Vertiefte) Kenntnisse und Indikationen zu Spezialmethoden und Therapien spezieller Themenbereiche, wozu zählen:
- Feinnadelpunktion der Schilddrüse
- Schilddrüsensonografie
- kontinuierliche Blutdruckmessung
- kontinuierliche Blutzuckermessung
- arterieller Gefässtatus mittels Doppler (inkl. Knöchel-Arm-Index)
- Exophthalmometrie
- elektrophysiologische Untersuchung vegetativer Funktionen (etwa Bestimmung des RR-Intervalls)
- Messung des Grundumsatzes mittels indirekter Kalorimetrie
- Spezialbehandlungen von endokrinologischen Erkrankungen und bei Diabetes mellitus
- Radiojodtherapie der Hyperthyreose und des Schilddrüsenkarzinoms
- Intensivierte Insulin-Therapie, Insulinpumpentherapie usw.
- endokrine Chirurgie
- prä-, peri- und postoperatives Managements von Patienten mit endokrinen Krankheiten und Diabetes mellitus
- bariatrische Chirurgie
- neuroradiologische und neurochirurgische Kenntnisse der Hypophysenkrankheiten
d) Kenntnisse und Fähigkeit zur korrekten Anwendung von hormonellen, endokrin oder metabolisch wirksamen Medikamenten sowie deren Interaktionen (Kosten-Nutzen-Relation)
e) Kenntnisse rechtlicher Grundlagen in der Schweiz zur Verschreibung und Kontrolle von Arzneimitteln
f) Beherrschung von Notfallsituationen in den Bereichen Diabetologie, Endokrinologie und Stoffwechsel
g) Kenntnisse der psychischen und psychosozialen Implikationen bei endokrinen Störungen (auch Diabetes mellitus).
Facharztprüfung Endokrinologie/Diabetologie
Die Facharztprüfung darf im letzten reglementierten Jahr der Weiterbildung zur Fachärztin oder zum Facharzt der Endokrinologie und Diabetologie abgelegt werden. Sie besteht aus zwei Teilen, einem schriftlichen und einem mündlichen Test. Abgeprüft werden die definierten Lerninhalte der Weiterbildung.
Der schriftliche Teil der Facharztprüfung findet auf Englisch statt. Prüflinge bekommen Fragebögen mit 100 Fragen. Zu jeder Frage sind mehrere Antwortmöglichkeiten vorformuliert (Multiple Choice). Zur Bearbeitung stehen vier Stunden zur Verfügung.
Der mündliche Prüfungsteil wird auf Englisch, Deutsch, Französisch oder Italienisch durchgeführt, sofern ein Examinator vor Ort ist, der dem Sprachwunsch des Prüflings entsprechen kann. Die mündliche Prüfung dauert eine Stunde und umfasst je ein Patientendossier im Bereich der Diabetologie und eines im Bereich der Endokrinologie.
Beide Teile der Prüfung können nur „bestanden“ oder „nicht bestanden“ werden. Die Facharztprüfung gilt als erfolgreich bestanden, wenn der schriftliche Prüfungsteil bestanden ist, der mündliche Prüfungsteil im Bereich Diabetologie bestanden ist und der mündliche Prüfungsteil im Bereich der Endokrinologie bestanden ist. Mit dem Bestehen der Facharztprüfung wird das eidgenössische Arztdiplom als Fachärztin oder Facharzt der Endokrinologie und Diabetologie erworben.
Die Fachgesellschaft führt die Facharztprüfung mindestens einmal jährlich durch. Eine Anmeldung ist erforderlich. Die Anmeldefrist endet mehrere Wochen vor dem Prüfungstermin. Zudem wird eine Prüfungsgebühr von CHF 1’000 erhoben.
Jobs als Arzt in der Endokrinologie und Diabetologie
Auf der Suche nach einer passenden Stelle?
Arzt Stellenangebote Endokrinologie und Diabetologie
Endokrinologie und DiabetologieAssistenzarzt Stellenangebote Dermatologie und Venerologie