
Kardiologie ist die Lehre vom Herzen und ein Teilgebiet der inneren Medizin. Im Unterschied zum Herzchirurgen operiert der Facharzt Kardiologie nicht am offenen Herzen, sondern beschäftigt sich mit dessen Aufbau und Funktion, der Erkennung von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems sowie deren Behandlung mittels nichtinvasiver und invasiver Methoden. Erst nach erfolgreicher Weiterbildung auf dem Gebiet Kardiologe darf er sich Facharzt Kardiologie nennen.
Inhaltsverzeichnis
Tätigkeiten Facharzt Kardiologie
Als Facharzt Kardiologie liegt das Tätigkeitsfeld in der Grundversorgung sowie in der fachärztlichen Patientenbetreuung:
- selbstständige Betreuung und umfassende Aufklärung von Patienten mit Herz- und Kreislauferkrankungen
- Anordnungen von notwendigen Untersuchungen und Therapieformen bei stationären und ambulanten Herzpatienten
- Durchführung von kardiologischen Konsilien Einleitung von Präventiv- und Rehabilitationsmassnahmen
- interdisziplinäre Zusammenarbeit in der ambulanten Versorgung und in der stationären Betreuung von Herz- und Kreislaufpatienten
- Betreuung von Patienten mit nicht heilbaren Erkrankungen
- Kosten-/Nutzen-Kalkulation der diagnostischen und therapeutischen Massnahmen
- wissenschaftliches Arbeiten und Mitwirkung an Forschungsprojekten der Herz- und Kreislaufkrankheiten
Mehr zu Aufgaben und Karriere als Kardiologe hier:
Überblick aller Facharztausbildungen:
Überblick aller Facharztrichtungen:
Weiterbildung Facharzt Kardiologie – Voraussetzungen
Um die Weiterbildung zum Facharzt für Kardiologie in der Schweiz zu beginnen, müssen folgende Bedingungen erfüllt sein:
Abgeschlossenes Medizinstudium: Voraussetzung ist ein erfolgreich absolviertes Studium der Humanmedizin. In der Schweiz entspricht dies dem eidgenössischen Staatsexamen, das zur Approbation führt, oder einem anerkannten gleichwertigen Abschluss aus dem Ausland.
Erwerb der Approbation: Die ärztliche Berufsausübungsbewilligung ist erforderlich, um als Assistenzarzt in einer anerkannten Weiterbildungsstätte tätig zu werden. Diese erlaubt die medizinische Tätigkeit unter fachlicher Anleitung.
Anerkannte Weiterbildungsstätte: Die Facharztausbildung muss an Weiterbildungsstätten erfolgen, die den Richtlinien des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) entsprechen. Dabei sind zwei Jahre an Einrichtungen der Kategorie A erforderlich, mindestens ein Jahr muss an einer zweiten Weiterbildungsstätte in einem anderen Spital erfolgen.
Dauer und Gliederung der Weiterbildung Facharzt Kardiologie
Die Facharztweiterbildung Kardiologie in der Schweiz dauert insgesamt sechs Jahre und umfasst eine fachspezifische Weiterbildung in Kardiologie sowie eine nicht-fachspezifische Weiterbildung in Allgemeiner Innerer Medizin.
Fachspezifische Weiterbildung
Die Ausbildung in Kardiologie dauert dreieinhalb bis vier Jahre und findet an anerkannten Weiterbildungsstätten statt:
- mindestens drei bis vier Jahre klinische Weiterbildung, davon zwei Jahre an einer Weiterbildungsstätte der Kategorie A
- mindestens ein Jahr muss an einem anderen Spital absolviert werden
- maximal drei Jahre sind an einer einzelnen Weiterbildungsstätte anrechenbar
- bis zu ein Jahr kann für kardiovaskuläre Forschung angerechnet werden (nicht als Kategorie A). Eine vorherige Genehmigung durch die Titelkommission wird empfohlen
Nicht-fachspezifische Weiterbildung
- zusätzlich sind zwei Jahre in Allgemeiner Innerer Medizin erforderlich, an Weiterbildungsstätten der Kategorie A, B oder I
- ein bereits erworbener Facharzttitel in Allgemeiner Innerer Medizin wird angerechnet
- es wird empfohlen, diese Weiterbildung vor der fachspezifischen Ausbildung zu absolvieren
- optional kann eine dreimonatige Weiterbildung in Intensivmedizin anerkannt werden
Dokumentation der Weiterbildung und weitere Bestimmungen
Die Facharztweiterbildung Kardiologie erfordert eine sorgfältige Dokumentation der erbrachten Leistungen sowie die Erfüllung bestimmter zusätzlicher Anforderungen, die zur Erlangung des Facharzttitels notwendig sind.
Logbuch und Lernziele
Die Erfüllung der Lernziele wird im Logbuch dokumentiert. Dies geschieht entweder über Entrustable Professional Activities (EPAs) oder durch eine quantitative Erfassung der Untersuchungen. Eine Kombination beider Methoden ist nicht zulässig.
Teilnahme an Kongressen und Kursen
Während der Weiterbildung ist die Teilnahme an mindestens zwei SGK-Kongressen oder Kursen Pflicht, darunter z. B.:
- SGK-Jahreskongress
- SGK-Kurs in klinischer Echokardiographie
Die Gesamtdauer muss mindestens fünf Tage betragen (fünfmal acht Credits à 45–60 Minuten).
Wissenschaftliche Publikation
Der Kandidat muss als Erst- oder Letztautor eine wissenschaftliche Publikation in einer peer-reviewten Zeitschrift veröffentlichen oder eine Dissertation an einer universitären Fakultät vorweisen.
- Akzeptiert werden Originalarbeiten, Meta-Analysen, Übersichtsarbeiten und Fallbeschreibungen.
- Der Text muss mindestens 1.000 Wörter umfassen (ohne Referenzen).
- Das Thema muss nicht zwingend kardiologisch sein.
Strahlenschutz
Der Fähigkeitsausweis „Strahlenschutz in der Kardiologie“ ist fakultativ und wird über ein separates Programm erworben.
Anerkennung ausländischer Weiterbildung
Ausländische Weiterbildung kann angerechnet werden, jedoch müssen mindestens zwei Jahre der klinischen fachspezifischen Ausbildung in der Schweiz absolviert werden. Eine vorherige Zustimmung der Titelkommission wird empfohlen.
Teilzeitoptionen
Die Weiterbildung kann auch in Teilzeit absolviert werden, um individuelle berufliche und persönliche Bedürfnisse zu berücksichtigen.
Inhalte der Weiterbildung Facharzt Kardiologie
Der allgemeine Lernzielkatalog für den Facharzt Kardiologie ist für alle Fachgebiete verbindlich und dient als Grundlage für die Weiterbildungskonzepte der einzelnen Weiterbildungsstätten. Die während der Weiterbildung erreichten Lernziele bzw. an den Weiterbildungsstätten vermittelten Lerninhalte sind fortlaufend im Logbuch zu dokumentieren.
Kenntnisse
Kenntnisse, die während der Weiterbildung Facharzt Kardiologie vermittelt werden:
- Anatomie und Physiologie sowie pathologische Anatomie und Pathosphysiologie von Herz und Kreislauf
- organische und funktionelle Krankheiten des Herzens und des Kreislaufs
- kardiologische Notfallsituationen (z.B. akutes koronares Syndrom, Tamponade, Aortendissektion/-ruptur, Implantation eines provisorischen Schrittmachers, Herzinsuffizienz, Arrhythmien)
- gebräuchliche Pharmaka und diagnostisch verwendeten Substanzen
- gesetzliche Grundlagen bzgl. Verschreibung und Kontrolle von Arzneimitteln sowie der Arzneimittelprüfung in der Schweiz
- Arzneimittelrisiken, therapeutischer Nutzen und Kosten-Nutzenrelation
- kardiale Rehabilitationsmassnahmen
- Prognose und Prophylaxe von Herz- und Kreislaufkrankheiten
- Indikation notfallmässiger Herzbeutel-Drainage
- Indikationen, Durchführung, Grenzen und Risiken der verschiedenen diagnostischen und therapeutischen Methoden
- Indikationen, Resultate und Risiken der kardiologischen und herzchirurgischen Interventionen
- Kenntnis des Kosten-/Nutzen-Verhältnisses der verschiedenen diagnostischen und therapeutischen Massnahmen
Fähigkeiten
Auf Basis dieser Kenntnisse erlernt der Assistenzarzt in der Weiterbildung Facharzt Kardiologie folgende Fähigkeiten zur praktischen Anwendung, deren Durchführung als auch die Assistenz in einer vorgegebenen Menge abgelegt werden muss:
- Aufnahme der kardialen Anamnese und Erhebung eines kardialen Status
- Aufstellung und Durchführung eines Abklärungsplan sowie Ableitung von Anwendung der Diagnose- und Behandlungsvorschriften inklusive des Einsatzes schmerzlindernder, durchblutungsfördernder und gerinnungshemmender Medikamente
- Diagnosen aus den Resultaten
- Berücksichtigung biologischer, psychologischer und sozialer Aspekte bei Diagnosestellung und Behandlung
- Interpretation von Biomarker-Messungen (wie z.B. Blutdruck, die Körpertemperatur, der Blutzucker- oder Cholesterinwert, Hormone oder Eiweisse, die man im Blut oder im Urin messen kann)
- Beurteilung und Behandlung von Patienten mit akutem Koronarsyndrom
- Messung und Interpretation von Variablen mit Auswirkungen auf den Blutfluss
- Erkennung und Behandlung von Instabilitäten im Blutfluss
- Aufstellung und Durchführung von Behandlungsplänen
- Behandlung und Management von komplexen Herzrhythmusstörungen
- Interpretation von arteriellen und gemischt-venösen Blutgasanalysen
- Legen arterieller, zentralvenöser und pulmonalarterieller Katheter
- Interpretation von Rechtsherzkatheter-Untersuchungen und Shunt-Abklärungen
- Durchführung von diagnostischen Herzkatheteruntersuchungen; perkutanen koronaren Interventionen (PCI; Verfahren zur Erweiterung verengter Herzkranzgefässe)
- Interventionsverfahren wie Herzbeutelpunktionen und Angioplastien grosser Gefässe
- Anwendung und Interpretation von Echokardiographien und nicht-invasiver bildgebender Techniken (z.B. Computertomographie)
- Anwendung von Event-Recordern (implantierbare Rythmusrekorder) und Interpretation der übertragenen Messwerte
- Untersuchung der Herzmuskeldurchblutung mittels gängiger Verfahren (NUK/CMR/Perfusions-Echo) und Interpretation der Ergebnisse
- Beherrschung der klinischen Untersuchung inklusive Beurteilung des Ruhe-EKGs sowie des Thorax-Röntgenbildes
- Blutdruck-Langzeitmessungen, Spiroergometrien (Untersuchung der Lungenfunktion unter körperlicher Belastung)
- Behandlung kardiologischer Notfallsituationen, insbesondere Basismassnahmen und erweiterter Massnahmen der Reanimation
- Einsatz transvenöser oder transthorakaler Notfall-Schrittmachertherapie (Pacing)
- Einlegen definitiver Schrittmacher-Implantationen
- Beherrschung von Notfallsituationen bei Patienten mit Schrittmacher und implantiertem Defibrillator (ICD)
- Anwendung spezieller echokardiographischer Untersuchungsverfahren wie Kontrast-Echos, Strain Imaging, 3D-Echokardiographie, intrakardiale Echokardiographie
- Beurteilung spezieller bildgebender Untersuchungen wie digitale Subtraktionsangiographie, Multislice-Spiral- und Elektronenbeam-Computertomographien und kardiale Magnetresonanz (CMR)
- Durchführung elektrophysiologischer Untersuchungen, Ablationen oder elektropharmakologischen Provokationstesten
- Durchführung von selektiven Koronarographien (auch Koronarangiographie)
- Kardioversionen
- Kipptisch-Untersuchungen zur Beurteilung der Anpassung des Blutdrucks an passive Lageänderungen des Patienten
- Leitung von kardiologischen Mitbetreuungsdiensten
- Vorstellung von Patienten zur gebietsübergreifenden Entscheidungsfindung
- Nachsorge von herztransplantierten Patienten
- Begleitung präterminaler Patienten bis ans Lebensende
- Durchführung, Analyse und Vortrag wissenschaftlicher Arbeiten
- Tätigkeit in spezieller Histopathologie (Gewebeuntersuchung), Morphometrie (Ausmessungen von Form und Gestalt) oder Histochemie (chemischer Aufbau und Abläufe im Gewebe)
Spezialsprechstunden und – programme
Der angehende Facharzt Kardiologie muss eine Mindestteilnahme regelmässiger kardiologischer Spezialsprechstunden bzw. Spezialprogramme nachweisen. Die Themen der Sprechstunden sollten u.a. sein:
- kardiovaskuläre Risikopatienten
- Synkopen
- Genetik
- Rehabilitation
- angeborene Herzfehler im Erwachsenenalter
- Herzinsuffizienz
- Rhythmusstörungen
- Schrittmacher
- postoperative Nachsorge
- Transplantation
Hinzu kommt eine mindestens dreimonatige Teilnahme an bzw. Tätigkeit auf:
- kardialem Rehabilitationsprogramm
- Sprechstunden verwandter Gebiete wie Hypertonie, Angiologie, Diabetologie, etc.
- herzchirurgischer Abteilung
- pädiatrisch-kardiologischer Abteilung
- herzchirurgischer Intensivstation
Prüfung Facharzt Kardiologie
Die Facharztprüfung Kardiologie stellt sicher, dass die Kandidaten über die erforderlichen fachlichen und praktischen Kompetenzen verfügen, um Patienten selbstständig und eigenverantwortlich zu behandeln. Die Prüfung besteht aus drei Teilen:
Schriftliche Prüfung
- European Exam in Core Cardiology (EECC) der European Society of Cardiology (ESC)
- 120 Multiple-Choice-Fragen, Dauer drei Stunden
- Prüfungssprache: Englisch
Praktisch-klinische Prüfung
- Beurteilung einer eines Patienten anhand von Anamnese, klinischen Befunden, Bildgebung und Diagnostik
- Besprechung von Differentialdiagnosen und Therapiekonzepten
- Dauer: 30 bis 45 Minuten
Praktisch-technische Prüfung
- Durchführung und Beurteilung einer Echokardiographie
- Dauer: 40 Minuten
Die praktischen Prüfungen werden jeweils von einem Experten aus der Praxis sowie aus einem Spital gemeinsam abgenommen. Nach erfolgreichem Abschluss der Facharztprüfung erhalten die Kandidaten die Facharzturkunde für Kardiologie, die sie zur eigenständigen Tätigkeit als Facharzt berechtigt.
Jobs als Arzt in der Kardiologie
Nach erfolgreich abgeschlossener Facharztausbildung stehen Kardiologen vielfältige Karrieremöglichkeiten offen. Sie sind spezialisiert auf die Diagnose und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und arbeiten sowohl in ambulanten als auch stationären Einrichtungen.
Mögliche Arbeitgeber sind:
- Universitätskliniken und Spitäler mit kardiologischen Abteilungen
- Herzzentren mit spezialisierten Behandlungs- und Interventionsmöglichkeiten
- Praxen für Kardiologie, in denen ambulante Diagnostik und Therapie durchgeführt werden
- Rehabilitationskliniken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Auch eine freiberufliche Tätigkeit ist möglich, etwa in einer eigenen kardiologischen Praxis oder als konsiliarisch tätiger Kardiologe in Kliniken und medizinischen Zentren. Dank der wachsenden Bedeutung der Herz-Kreislauf-Medizin sind die Berufsaussichten und Fachärzte der Kardiologie sehr gut.
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