
Die Weiterbildung zum Facharzt für Radiologie bietet eine anspruchsvolle und fundierte Ausbildung für Mediziner, die Interesse an Bildgebung und innovativen Behandlungsmethoden haben. Mit einem ausgewogenen Mix aus Theorie und praktischer Anwendung in spezialisierten Einrichtungen erlangen angehende Radiologen nicht nur die notwendigen Fachkenntnisse, sondern auch praktische Fähigkeiten.
Inhaltsverzeichnis
Radiologen arbeiten im interdisziplinären Team mit vielen anderen Fachbereichen zusammen und spielen eine Schlüsselrolle in der Patientenversorgung. Ihre Expertise wird in praktisch allen medizinischen Disziplinen benötigt – sei es in der Onkologie, der Orthopädie oder der Notfallmedizin. Die Weiterbildung in Radiologie eröffnet daher nicht nur vielfältige Karriereperspektiven, sondern stellt auch eine zukunftsorientierte Wahl für Mediziner dar, die sich intensiv mit Technologie und Präzisionsmedizin befassen möchten.
Facharzt Radiologie – Tätigkeiten
Die Radiologie beschäftigt sich mit der bildgebenden Diagnostik und verschiedenen bildgesteuerten therapeutischen Massnahmen. Je nach Untersuchungsverfahren greifen Radiologen auf die Eigenschaften von ionisierender Strahlung, elektromagnetischen Strahlen/Wellen oder mechanischen Wellen zu. Ihre Kenntnisse erlauben es ihnen minimalinvasive, bildgestützte diagnostische und auch therapeutische Massnahmen durchzuführen. Die interventionelle Radiologie stellt ein Bindeglied zwischen der konservativen und der operativen Medizin dar. Dazu gehören Eingriffe wie die Versorgung von Aneurysmen, Blutstillung und Drainagenanlagen, rekanalisierende Massnahmen an peripheren Gefässen und die Schmerztherapie. Ausserdem können Bewegungsabläufe radiologisch dargestellt werden, in dem die entsprechenden Körperteile radiologisch bestrahlt werden.
Die Radiologie spielt eine wichtige Rolle im interdisziplinären Diagnoseprozess, da Radiologen eine zentrale beratende Rolle einnehmen. Kaum ein anderer Facharzt verfügt über eine so breit gefächerte fachübergreifende Kenntnis wie der Facharzt für Radiologie. Mehr zu Aufgaben und Karriere als Radiologe hier:
Überblick aller Facharztausbildungen:
Überblick aller Facharztrichtungen:
Weiterbildung Facharzt Radiologie – Voraussetzungen
Die fachärztliche Weiterbildung in der Radiologie setzt den Abschluss eines Medizinstudiums sowie die eidgenössische Anerkennung als Arzt voraus. Interessenten aus dem Ausland benötigen die Anerkennung eines gleichwertigen Abschlusses.
Das eidgenössische Arztdiplom erlaubt die unselbstständige Tätigkeit in einem Spital oder in einer Arztpraxis und die Aufnahme der Facharztweiterbildung in der Radiologie.
Dauer und Gliederung der Weiterbildung Facharzt Radiologie
Die Weiterbildung zum Facharzt für Radiologie in der Schweiz erstreckt sich über fünf Jahre und ist klar gegliedert:
- 4 bis 5 Jahre: Fachspezifische Radiologieausbildung
- 0 bis 1 Jahr: Wahlmöglichkeiten außerhalb der Radiologie, wie klinische Fremdjahre oder Forschungsprojekte
Mindestens zwei Jahre müssen an anerkannten Weiterbildungsstätten der Kategorie A absolviert werden, während bis zu drei Jahre in Kategorie B und maximal zwei Jahre in Kategorie C möglich sind. Zusätzlich wird eine Rotation an eine zweite Weiterbildungsstätte für mindestens ein Jahr vorgeschrieben, um eine breitere Ausbildung zu gewährleisten.
Zusatzmöglichkeiten
Es stehen zusätzlich zur oben genannten Gliederung der Ausbildung noch weitere Möglichkeiten zur Verfügung.
- Schwerpunkte: Bis zu insgesamt 18 Monate können als Schwerpunktausbildung angerechnet werden. Zur Verfügung stehen die diagnostische Neuroradiologie oder pädiatrische Radiologie, wobei maximal zwölf Monate je Schwerpunkt erlaubt sind.
- Forschung: Ein Jahr radiologische Forschung oder eine abgeschlossene MD-PhD-Ausbildung kann angerechnet werden.
- Praxisassistenz: Bis zu sechs Monate können in einer anerkannten Arztpraxis absolviert werden, wobei maximal vier Wochen als Stellvertretung gelten.
- Fremdjahre: Ein Jahr in einer anderen klinischen Disziplin kann angerechnet werden.
Inhalt der Weiterbildung Facharzt Radiologie
Die Weiterbildung in Radiologie deckt eine breite Palette an bildgebenden Verfahren ab, die von konventionellen Röntgenaufnahmen über Ultraschall, Computertomographie (CT) bis hin zur Magnetresonanztomographie (MRT) reichen. Diese Verfahren dienen der präzisen Darstellung von Organen, Geweben und pathologischen Veränderungen. Der Erwerb spezifischer Kenntnisse im Strahlenschutz ist ebenfalls ein essenzieller Bestandteil, um sowohl Patienten als auch das medizinische Personal zu schützen. Folgende Bereiche müssen abgedeckt werden:
Grundlagenwissen (Methodenkompetenz)
Strahlenphysik und Strahlenbiolgie
- Aufbau der Materie
- Strahlenarten (Erzeugung und Eigenschaften)
- Wechselwirkung der Strahlung mit der Materie
- Radioaktivität, Strahlenmessung, Strahleneffekte in biologischen Systemen
- Dosiswirkungskurven
- Reparaturmechanismen
- Strahlenrisiko inklusive Strahlenunfall
Personenschutz in der diagnostischen und interventionellen Radiologie
- Ionisierende Strahlung
- Gesetzliche Grundlagen und Ausführungsbestimmungen
- Patientenschutz: Rechtfertigung, Indikation der Untersuchung
- Optimierung der Untersuchung
- Optimierung des Patientenschutzes und Dokumentation der applizierten Strahlendosis.
- Diagnostische Referenzwerte
- besondere Schutzmassnahmen bei Neugeborenen, Kindern, Jugendlichen und Schwangeren
- Bildqualität versus Patienten-Dosis
- Qualitätssicherung
Personalschutz
- Baulicher Strahlenschutz
- individueller Strahlenschutz
- Personen-Dosimeter
- Dosisbegriffe
- Dosisgrössen
- Grenzwerte
- Limitierung der Dosis
- Schulung des Personals im Strahlenschutz
- Verantwortlichkeit und Pflichten des Sachverständigen
- Anforderungen der klinischen Audits in der Humanmedizin
MRT
- Auswirkung von Magnetfeldern und Hochfrequenzpulsen auf Lebewesen und Umgebung
- Praktischer Schutz von Patientinnen und Patienten und Personal vor den Auswirkungen von Magnetfeldern und Hochfrequenzpulsen
Sonographie
- Praktischer Schutz der Patientin oder des Patienten
Apparatekunde
- Kenntnisse der physikalischen Prinzipien und technisch-apparative Voraussetzungen der radiologischen bildgebenden Verfahren (Projektionsradiographie, Durchleuchtung, CT, digitale Volumen-Tomographie (Cone-Beam CT), Mammographie, MRT, Sonographie)
- Notwendige Kenntnisse zur eigenständigen Durchführung folgender bildgebenden Verfahren: Projektionsradiografie, Durchleuchtung, Sonografie, MRT, Mammografie, CT, digitale Volumentomografie. Fachwissen zur Optimierung einer Untersuchung im Hinblick auf die applizierte Strahlendosis oder HF-Energie sowie anderer für die Bildqualität entscheidender Parameter
Radioanatomie
- Kenntnisse der für die radiologische Bildinterpretation relevanten Anatomie inkl. Normvarianten
Pharmakologie
- In der Radiologie gebräuchliche Kontrastmittel und Pharmaka (Pharmakokinetik, klinisch relevante Neben- und Wechselwirkungen, vor allem auch bei Komedikation, Berücksichtigung von Patientenalter und Organinsuffizienzen bei der Dosierung), einschliesslich ihres diagnostischen und therapeutischen Nutzens. Prophylaxe und Erstmassnahmen beim akuten Kontrastmittelzwischenfall
- Gesetzliche Grundlagen über die Arzneimittelverschreibung (Heilmittelgesetz, Betäubungsmittelgesetz und die für den Arzneimittelgebrauch relevanten Verordnungen, insbesondere Spezialitätenliste)
- Arzneimittelprüfung in der Schweiz sowie die hierbei zu beachtenden ethischen und wirtschaftlichen Grundsätze
Informatik
- Prinzipien und technologische Voraussetzungen für Datenakquisition, Bilddatenverarbeitung und Bilddatennachverarbeitung, Bildspeicherung und Bildkommunikation (Teleradiologie). Grundlagen von Computer Assisted Diagnosis (CAD), Artificial Intelligence (AI), Radiomics, digitale Assistenzsysteme (Entscheidungshilfen für Workflow)
Befundtechnik
- Kenntnis verschiedener Klassifizierungssystem (TNM, BIRADS etc.), Kenntnisse über strukturierte Befundung
- Qualitätssicherung, wissenschaftliche Grundlagen
- Wichtigste aktuelle Literaturquellen und aktuell gültige Richtlinien für radiologische Untersuchungen und Eingriffe
- Wichtige Qualitätsparameter für die radiologischen bildgebenden Untersuchungen, Auditing
- Mechanismen zur Qualitätssicherung
- Aufbau und Qualitätskriterien klinisch-radiologischer Studien, statistische Parameter zur Beurteilung der technischen Leistungsfähigkeit, der diagnostischen Treffsicherheit und der klinischen Relevanz von Bildgebungsverfahren
- Radiologische Screeningverfahren
- Inhalte des Weiter- und Fortbildungsprogramms und Kenntnisse der ständigen Fortbildungspflicht
Standesethik
- Acht-Punkte-Charta der SGR-SSR
Spezialwissen, praktische Erfahrungen und Fertigkeiten (Handlungskompetenz)
Das erforderliche Spezialwissen in radiologischen bildgebenden Verfahren kann didaktisch in folgende organbezogene Themenkreise zusammengefasst werden, wobei gewisse Überschneidungen unvermeidlich sind:
- Kardiovaskuläres System, Mediastinalorgane
- Respirationstrakt
- Gastrointestinaltrakt, parenchymatöse Abdominalorgane
- Urogenitalsystem inklusive männliche und weibliche Geschlechtsorgane, Brustdrüse
- Muskuloskelettales System inklusive Wirbelsäule
- Zentrales Nervensystem: Neurokranium, Gehirn und Hirnnerven, Orbita, Rückenmark, Spinalkanal, Nervenwurzeln, Gefässsystem des Gehirns und des Rückenmarks – Hals- Nasen- Ohren- und maxillofazialer Bereich: Nasennebenhöhlen, Mundhöhle, Pharynx, Speicheldrüsen, Larynx, Schilddrüse und übrige Halsorgane, Schädelbasis
- Besonderheiten der Radiologie bei Kindern, Jugendlichen und im Alter
Für diese Themenkreise wird zusätzlich folgendes Spezialwissen gefordert:
- Spektrum der Krankheitsbilder, deren Häufigkeit in den verschiedenen Altersgruppen, radiologisches Erscheinungsbild sowie therapeutische und prognostische Relevanz der radiologischen Diagnose
- Spezielle radiologische Befunde bei Notfall- und Traumapatientinnen und -patienten
- Onkologische, morphologische und funktionelle Diagnostik, onkologische Klassifizierungssysteme (TNM, BIRADS, etc.) und bildgesteuerte onkologisch-therapeutische Eingriffe
- Indikationen und Kontraindikationen der wichtigsten radiologischen interventionellen Eingriffe im vaskulären und extravaskulären Bereich (Angioplastie, Embolisation, Stenting, Punktion, Drainage)
- therapeutische und prophylaktische Massnahmen bei Komplikationen von Kontrastmittel- und invasiven Untersuchungen
- Indikationen und Leistungsfähigkeit der wichtigsten alternativen bzw. komplementären diagnostischen Verfahren wie Endoskopie, Szintigraphie und laborchemische Untersuchungen.
- Bedeutung der radiologischen bildgebenden Verfahren für die wichtigsten chirurgischen Eingriffe sowie typische therapiebedingte Veränderungen
- Grundkenntnisse in der Nuklearmedizin zur korrekten Einordnung nuklearmedizinischer Befunde bei radiologischen (Verlaufs-) Untersuchungen
Praktische Erfahrungen und Fertigkeiten
Die praktische Weiterbildung erfolgt unter Anleitung bzw. Aufsicht einer Fachärztin oder eines Facharztes für Radiologie gemäss aktuellen Qualitätsrichtlinien. Sie schliesst die eigenhändige Durchführung und Befunderstellung von Röntgen-, MRT- und sonographischen Untersuchungen ein. Die Vorbereitung interdisziplinärer Veranstaltungen ist obligater Bestandteil der praktischen Weiterbildung.
Die praktische Weiterbildung im Strahlenschutz muss an einer akkreditierten Weiterbildungsstätte stattfinden und umfasst mindestens 16 Stunden. Die Weiterbildung muss von einer kompetenten Fachperson (mit «Sachverstand Strahlenschutz») durchgeführt werden.
Bei der Anrechnung der praktischen Erfahrung und Fertigkeiten wird die Komplementarität der verschiedenen Bildgebungstechniken berücksichtigt. Die Untersuchungen werden in anatomische Gruppen oder Fachgebieten zusammengefasst. Für jede Gruppe oder jeden Schwerpunkt wird eine Mindestzahl definiert. Diese umfasst immer Projektionsradiographie, CT – (diagnostische CT Untersuchungen bei den Hybridverfahren PET/CT und SPECT/CT sind inbegriffen), MRT, Sonographie und dosisintensive Röntgenuntersuchungen (inklusive Durchleuchtungsuntersuchungen).
Die praktische Erfahrung beinhaltet Indikationsüberprüfung, Durchführung bzw. Überwachung der Durchführung und Interpretation von Untersuchung und Eingriffen.
Die Attestierung erfolgt durch den Leiter der Weiterbildungsstätte. Arbeitsplatz-basierte Assessments wie die «Mini Clinical Evaluation Exercise» (Mini CEX) oder «Direct Observation of Clinical Skills» (DOPS) sind Feedback-Instrumente für den klinischen Alltag. Sie erleichtern das Festlegen von Lernzielen im Anschluss an eine direkte Beobachtung und die Dokumentation des Weiterbildungsstandes. Beispielsweise kann die Durchführung einer Myelographie, ein Aufklärungsgespräch, eine Befunddemonstration oder eine klinische Konferenz evaluiert werden. Pro Kalenderjahr werden mindestens 4 MINI-CEX und DOPS durchgeführt und dokumentiert.
Nacht- und Wochenenddienste sind ein wichtiger Bestandteil der Weiterbildung. Im Weiterbildungskonzept muss festgehalten werden, wie die Weiterzubildenden auf die Dienstfähigkeit vorbereitet werden und wie diese geprüft wird. Dabei ist darauf zu achten, dass die Kandidatinnen und Kandidaten während eines substantiellen Anteils ihrer Weiterbildung am Dienstbetrieb teilnehmen.
Facharztprüfung in der Radiologie
Bei der Facharztprüfung wird geprüft, ob angehende Radiologen die aufgeführten Lernziele erfüllen und befähigt sind, Patienten selbstständig und kompetent zu betreuen. Die Prüfung besteht aus zwei Teilen. Die erste Teilprüfung ist ein schriftliches Examen, welches aus einem Multiple-Choice-Verfahren mit 190 Fragen besteht. Für diese Prüfung haben angehende Fachärzte insgesamt acht Stunden Zeit. Die zweite Prüfung besteht sowohl aus einem schriftlichen als auch mündlichen Examen. Es sind zwei schriftliche Prüfungen, die jeweils zwei Stunden dauern und verschiedene Fallbeispiele behandeln. Die mündliche Prüfung besteht aus sieben Teilen à 15 Minuten.
Dokumentation und Logbuch
Während der Facharztausbildung ist das Führen eines Logbuchs verpflichtend. Dieses Logbuch dokumentiert die erworbenen Kompetenzen, absolvierten Untersuchungen und durchgeführten Interventionen und dient als Nachweis für den Ausbildungsfortschritt. Die Erfüllung der Logbuchanforderungen wird regelmäßig von den Ausbildungsleitenden überprüft und muss von Vorgesetzten bestätigt werden.
Für den Abschluss der Facharztausbildung ist eine vollständige und ordnungsgemäße Dokumentation unerlässlich, da nur so sichergestellt wird, dass alle geforderten Ausbildungsinhalte absolviert wurden.
Jobs als Assistenzarzt in der Radiologie
Radiologen sind in der Schweiz stark nachgefragt, da bildgebende Verfahren für die Diagnostik in fast allen Fachbereichen nahezu unerlässlich sind. Jobmöglichkeiten umfassen Positionen als Facharzt in Spitälern und radiologischen Praxen. Radiologen mit Spezialisierungen, wie der interventionellen Radiologie oder Kinderradiologie, finden Anstellungen in spezialisierten Abteilungen oder Forschungsprojekten. Passende Jobs gibt es hier: