Die Thoraxchirurgie (sog. Brustkorb-Chirurgie) ist ein Teilgebiet der Allgemeinen Chirurgie und umfasst insbesondere die Prävention, Diagnostik, Indikationsstellung, konservative und operative Behandlung chirurgischer Erkrankungen, Verletzungen und Fehlbildungen der Lunge, der Pleura, des Zwerchfells, des Tracheobronchialsystems, der mediastinalen Organe und der Thoraxwand. Eine Fachärztin oder ein Facharzt für Thoraxchirurgie nimmt sog. Thorakotomien vor (= operative Öffnungen des Thorax). Allerdings gewinnen in diesem Beruf auch videoassistierte minimalinvasive Operationstechniken wie die Thorakoskopie an Bedeutung, da diese minimale Hautschnitte ermöglicht, die im Vergleich zu offenen Operationen ein deutlich reduziertes operatives Trauma hervorrufen. Fachärztinnen und Fachärzte für Thoraxchirurgie arbeiten in Untersuchungs- und Behandlungsräumen, Sprech- und Patientenzimmern, Operationssälen und Büros von Krankenhäusern und Hochschulkliniken sowie Facharztpraxen.
Inhaltsverzeichnis
Tätigkeiten Facharzt für Thoraxchirurgie
Der Tätigkeitsbereich von Fachärztinnen und ‑ärzten für Thoraxchirurgie ist weitläufig und abwechslungsreich, weshalb ein hohes Mass an Fachkenntnis erforderlich ist. Hauptsächlich untersuchen, diagnostizieren und behandeln sie Erkrankungen, Verletzungen und Verletzungsfolgen sowie Formveränderungen und Fehlbildungen des Brustkorbs. Im Anschluss an ihre Diagnosen ordnen sie z.B. Röntgenuntersuchungen oder Computertomografien an, beraten anhand der Ergebnisse die Patienten direkt und leiten Behandlungen ein.
Sie führen ferner zahlreiche notwendige Operationen durch. So beseitigen sie z.B. krankhafte Ansammlungen von Luft im Brustfellspalt, korrigieren Brustkorbdeformitäten (z.B. Trichterbrust) und nehmen Lungentransplantationen mit verschiedenen Techniken vor wie z.B. der minimalinvasiven Thoraxchirurgie (= Schlüssellochchirurgie), der lungenschonenden Chirurgie (u.a. Manschettenresektionen) und der Laserchirurgie. Ihre Hauptarbeitsumgebung ist demnach der Operationssaal und sie arbeiten im direkten Kontakt mit ihren Patienten.
Zusätzlich zu ihren medizinischen Aufgaben führen Fachärztinnen und Fachärzte für Thoraxchirurgie organisatorische bzw. verwaltende Arbeiten aus, indem sie den Verlauf von Behandlungen dokumentieren, Gutachten erstellen und ihre Leistungsabrechnung überwachen. Sie können aber auch im akademischen Bereich in Universitätskliniken an Forschungsvorhaben mitarbeiten, sofern sie eine Promotion oder Habilitation haben.
Ziele der Weiterbildung Facharzt für Thoraxchirurgie
Zu den Zielen der Weiterbildung Facharzt für Thoraxchirurgie gehören neben den fachspezifischen Kenntnissen auch Ethik, Gesundheitsökonomie, Pharmakotherapie, Patientensicherheit und Qualitätssicherung. Der fachspezifische Weiterbildungskatalog gliedert sich in folgende Bereiche:
- Allgemeine Kenntnisse u.a. in Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie der zum Facharzt gehörenden Bereiche, Spirometrie, Spiroergometrie, Plethysmographie, Blutgasanalyse und Lungenszintigraphie.
- Allgemeine Kompetenzen u.a. in der Indikationsstellung und Durchführung thoraxchirurgischer Eingriffe gemäss Operationskatalog sowie bei der Erkennung und Behandlung von perioperativen Komplikationen, postoperativen thoraxchirurgischen und nicht-chirurgischen Komplikationen und der invasiven und nicht-invasiven Beatmungsmodalitäten, in maschineller Kreislaufunterstützungen und in der intensivmedizinischen Behandlung.
- Operationskatalog: Fachärzte und -ärztinnen müssen einerseits die selbstständige Indikationsstellung zur Operation sowie deren Planung und andererseits die Beherrschung der chirurgisch-technischen Seite bei der Durchführung des entsprechenden Eingriffs beherrschen. Die Operationen müssen vom Kandidaten selbst durchgeführt werden, denn instruierend assistierte Eingriffe zählen nur zu maximal 20 Prozent im Vergleich zu selbst durchgeführten Eingriffen.
Dauer und Gliederung der Weiterbildung Facharzt für Thoraxchirurgie
Die Weiterbildung zum Facharzt für Thoraxchirurgie dauert ca. sechs Jahre und gliedert sich in die vier Hauptbereiche allgemeine Chirurgie, Intensivmedizin, Optionen und fachspezifische Thoraxchirurgie. Die zwei Jahre allgemeine Chirurgie, sechs Monate Intensivmedizin und das Optionen-Jahr sind jeweils nicht fachspezifisch, während die zweieinhalb bis dreieinhalb Jahre Thoraxchirurgie fachspezifisch ausgerichtet sind.
Inhalte der Weiterbildung Facharzt für Thoraxchirurgie
Die Inhalte der Weiterbildung Facharzt für Thoraxchirurgie gliedern sich in zwei Disziplinen sowie fünf Lernziele.
- Theoretische Weiterbildung: In ihr erfolgt die Vermittlung theoretischer Kenntnisse in Strahlenphysik/Dosimetrie (z.B. Erzeugung und Arten von Röntgenstrahlen), Strahlenbiologie (z.B. biologische Früh- und Spätfolgen der Strahlung und Risikobeurteilung), Strahlenschutz (z.B. Nutzen-Risiko-Abwägung und Strahlenschutz), Apparatekunde (z.B. Prinzip und Funktion der verwendeten Apparate und Hilfsmittel sowie Strahlenmessung beim spezifischen Apparat) und gesetzlicher Grundlagen (z.B. Strahlenschutzgesetz/Verordnung, Bewilligungswesen, Richtlinien, Reglemente, Empfehlungen etc.).
- Praktische Weiterbildung: Die praktische Weiterbildung in dosisintensivem Röntgen erfolgt in anerkannten Weiterbildungsstätten und bildet den Kandidaten im Rahmen der fachspezifischen Weiterbildung in der praktischen Handhabung der Geräte, der Anwendung des Strahlenschutzes und der kombinierten Handhabung von Endoskopie und Durchleuchtung aus. Vermittelte praktische Kenntnisse sind u.a. die korrekte Positionierung sowie der Strahlenschutz des Patienten, der Mitarbeiter und des Untersuchers, die Optimierung der Durchleuchtungszeit im Bezug zur jeweiligen Untersuchung und die Wahl der korrekten Ausschnittsgrösse im Bezug zur jeweiligen Untersuchung.
- Lernziele:
- Thoraxärzte können dosisintensive Untersuchungen dosisoptimiert durchführen, z.B. Port-à Cath-Einlagen unter Durchleuchtung.
- Thoraxärzte kennen und verstehen die technischen Optimierungsmöglichkeiten der verwendeten Ausrüstung und können diese anwenden.
- Sie können die bereits applizierte Dosis im Verlauf einer Untersuchung abschätzen und ggf. notwendige korrigierende Massnahmen zur Vermeidung von Folgeschäden einleiten.
- Thoraxärzte können Untersuchungen bezüglich der applizierten Patientendosis beurteilen und kennen das Konzept der diagnostischen Referenzwerte.
- Thoraxärzte kennen die mit der Anwendung von ionisierender Strahlung verbundenen Risiken für sich selbst, ihr Personal und den Patienten und können die verschiedenen Schutzmittel und -massnahmen anwenden.
Facharztprüfung Facharzt für Thoraxchirurgie
Voraussetzung für die Erteilung des Facharzttitels ist eine erfolgreich bestandene Facharztprüfung vor einer vierköpfigen Prüfungskommission. Zur Facharztprüfung wird nur zugelassen, wer über ein eidgenössisches oder anerkanntes ausländisches Arztdiplom verfügt und bei der Anmeldung zur Facharztprüfung die entsprechende Prüfungsgebühr entrichtet hat. Für die Abnahme der Prüfungen sind die Fachgesellschaften zuständig, welche die Facharztprüfungen mindestens einmal jährlich durchführen. Die Prüfung besteht aus einem praktischen und einem theoretischen Teil.
Die praktische Prüfung wird von zwei Experten im Operationssaal überprüft. Sie beinhaltet mindestens einen grossen selbständig durchgeführten thoraxchirurgischen Eingriff unter Aufsicht. Der zu operierende Patient wird zuvor über die vorgesehene praktische Prüfung informiert und gibt zusätzlich zur üblichen schriftlichen Einverständniserklärung eine „Informed Consent“-Erklärung ab, welche sein Einverständnis zur Operation unter Prüfungsbedingungen belegt.
Die theoretische Prüfung wird von zwei anderen Experten durchgeführt, die nicht bereits die zuvor erfolgte praktische Prüfung abgenommen haben. In dieser strukturierten Prüfung mit vordefinierten Antworten befragen die Experten den Kandidaten über gängige Krankheitsbilder der Thoraxchirurgie und diskutieren mit ihm zwei Beispielfälle. Mindestens ein Fall muss aus den folgenden häufigen Gebieten der Thoraxchirurgie diskutiert werden: Lungenkarzinom, pleuro-pulmonale Infektion, Pleuratumor, Mediastinalerkrankung oder Thoraxtrauma. In jedem dieser Gebiete wird der Kandidat betreffen Diagnose, Differentialdiagnose, Epidemiologie, technischen Aspekten einer allfälligen Operation, postoperativen Komplikationen und Resultaten der Operation sowie erforderlicher Nachsorge geprüft.
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