Oft als Männerarzt deklariert, ist der Facharzt Urologie für Erkrankungen, Funktionsstörungen, Fehlbildungen und Verletzungen der Harnorgane von Männern als auch Frauen zuständig. Lediglich hinsichtlich der Geschlechtsorgane ist er allein auf das männliche Geschlecht spezialisiert. Neben der Vorsorge kümmert sich der Facharzt Urologie um Diagnose, Therapie und die entsprechende Nachsorge inklusive Rehabilitation. Für den Erwerb des eidgenössischen Arztdiploms muss im Anschluss an das Medizinstudium die eidgenössische Prüfung in Humanmedizin gemäss Medizinalberufegesetz erfolgreich abgelegt werden. Das Arztdiplom ist Voraussetzung, um eine Weiterbildung zum Facharzt Urologie zu beginnen.
Inhaltsverzeichnis
Tätigkeiten Facharzt Urologie
Der Facharzt Urologie befasst sich mit der Erkennung, Therapie, Prävention und Rehabilitation der Erkrankungen, Fehlbildungen und Verletzungen der weiblichen Harnorgane und des männlichen Urogenitalsystems, also Harnorgane und Geschlechtsorgane. Im Bereich der männlichen Geschlechtsorgane gehören Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Samenbläschen, Penis und Prostata zu seinem Tätigkeitsbereich.
Gängige Krankheitsbilder sind:
- Harnwegsinfektion
- Harninkontinenz
- Nierensteine
- Niereninsuffizienz
- Erektile Dysfunktion
- Prostataentzündung
- Wechseljahre beim Mann
Bereichsübergreifend beschäftigt sich der Facharzt Urologie mit dem Thema Vorsorge, insbesondere der Früherkennung von Tumoren und anderen Gewebeveränderungen. Mittels Tastuntersuchung diagnostiziert der Facharzt Urologie Veränderungen der Hoden oder der an die Harnwege angrenzenden Strukturen, wie After und Beckenboden. Der Facharzt Urologie nimmt auch chirurgische Eingriffe vor, z.B. zur Entfernung von Nierensteinen, an der Blase oder der Prostata. Er nutzt häufig folgende Untersuchungsmethoden:
- Urographie (Röntgenuntersuchung von Nieren, Harnleitern und Blase mittels Kontrastmittel)
- Zystoskopie (Blasenspiegelung)
- Ultraschalluntersuchung
- Prostatabiopsie
- Urinuntersuchung
- Zystometrie (Harnblasendruck-Messung)
Ziele der Weiterbildung Facharzt Urologie
Mit der Weiterbildung soll der Anwärter zum Facharzt Urologie Kenntnisse und Fertigkeiten erwerben, die ihn befähigen, selbständig und in eigener Verantwortung im gesamten Gebiet der Urologie tätig zu sein.
Dauer und Gliederung der Weiterbildung Facharzt Urologie
Die Weiterbildung Facharzt Urologie dauert sechs Jahre und gliedert sich in:
a) eine nicht fachspezifische, chirurgische Weiterbildung von einem Jahr in Chirurgie, Allgemeinchirurgie und Traumatologie, Viszeralchirurgie (z.B. Darm, Leber, Bauchspeicheldrüse, Speiseröhre, Magen und Galle) oder Gefässchirurgie.
b) eine fachspezifische Weiterbildung von maximal einem Jahr im Schwerpunktbereich operativer Urologie oder Neuro-Urologie. Mindestens zwei Jahre der Weiterbildung in Urologie müssen an einer Weiterbildungsstätte der Kategorie A1 oder A2 absolviert werden, davon mindestens ein Jahr Kategorie A1. Mindestens ein Jahr der Weiterbildung Facharzt Urologie (ohne Schwerpunkte) muss an einer zweiten Weiterbildungsstätte absolviert werden. Die Weiterbildung im Schwerpunkt operative Urologie kann nur angerechnet werden, wenn sie in den letzten zwei Jahren der fachspezifischen Weiterbildung absolviert wird.
c) maximal zwölf Monate nicht fachspezifischer Optionen in den folgenden Fachgebieten:
- Chirurgie
- Dermatologie und Venerologie
- Endokrinologie/Diabetologie
- Gefässchirurgie
- Gynäkologie und Geburtshilfe
- Handchirurgie
- Herz- und thorakale Gefässchirurgie
- Kinderchirurgie, Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie
- Neurochirurgie
- Neurologie
- Nephrologie (Nierenlehre)
- Medizinische Onkologie
- Orthopädische Chirurgie des Bewegungsapparates
- Oto-Rhino-Laryngologie (HNO)
- Pathologie
- Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie
- Thoraxchirurgie
Anstelle dieser Disziplinen kann auch maximal ein Jahr einer MD-PhD-Ausbildung angerechnet werden. Die Weiterbildung muss an anerkannten Weiterbildungsstätten der beiden höchsten Kategorien absolviert werden. Eine ärztliche Tätigkeit für die Schweizer Armee, das Schweizerische Katastrophenhilfekorps, das Roten Kreuzes, den Médecins sans Frontières oder im Rahmen ähnlicher Hilfsaktionen unter einem ärztlichen Vorgesetzten kann mit bis zu sechs Monaten an die Weiterbildung angerechnet werden.
Inhalte der Weiterbildung Facharzt Urologie
Neben theoretischem Wissen und Fertigkeiten zu Vorsorge und Früherkennung sowie konservative und operative Behandlung von Erkrankungen des männlichen Urogenitalsystems und des weiblichen Harnsystems mit allen Organen erfordert die Weiterbildung Facharzt Urologie auch eine Röntgenweiterbildung sowie die Erfüllung eines Operationskataloges.
Theoretisch-wissenschaftliche Themen der Weiterbildung Facharzt Urologie
- Anatomie, Physiologie und Pathophysiologie (Lehre von den Krankheitsvorgängen und Funktionsstörungen) der Nieren und der ableitenden Harnwege, der Samenwege und der männlichen Fortpflanzungsorgane
- Grundlagen in Bakteriologie
- Indikationen beim Gebrauch von Arzneimitteln inklusive Kenntnisse der Nebenwirkungen und Interaktionen
- Kosten-Nutzenrelation von Medikationen sowie rechtliche Grundlagen der Verschreibung und Kontrolle von Medikamenten
- Grundlagen der Zellbiologie
- Grundlagen der Spitalhygiene
- Qualitätssicherung und Qualitätskontrolle
- Grundlagen der Radiodiagnostik (inkl. Strahlenschutz), der konventionellen bildgebenden Verfahren, Pharmakologie und Nebenwirkungen von Röntgenkontrastmitteln
- Entwicklungsgeschichte des Urogenitalsystems beim Menschen
- Prinzipien der Erstellung von Gutachten
Technische und klinische Fähigkeiten der Weiterbildung Facharzt Urologie
- Durchführung und Interpretation urodynamischer Abklärungen (Blasendruck), Pharmakologie und Behandlung von Blasenfunktionsstörungen
- Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie von Nierenfunktionsstörungen einschliesslich Möglichkeiten verschiedener Harnableitungsverfahren
- Pathophysiologie und Diagnostik des Nierentransplantat-Harnleiters und Behandlung von Komplikationen
- Diagnostische und therapeutische Grundlagen von Tumoren im Urogenitalbereich
- Teilnahme an multidisziplinären Tumorkonferenzen, inkl. Onkologie, Radio-Onkologie, Radiologie und Pathologie
- Pathophysiologie, Diagnostik, Differentialdiagnose und Therapiemöglichkeiten der erektilen Dysfunktion und der männlichen Unfruchtbarkeit
- Diagnostische und therapeutische Grundlagen beim isolierten Urogenitaltrauma sowie beim Urogenitaltrauma im Rahmen des Polytraumas
- Pathophysiologie, Diagnostik und Therapie von Harnwegsinfektionen
- Erkennen von akuten, schweren Infektionen im Bereich des Urogenitaltraktes mit Sepsis und deren Therapie
- Indikation, Beurteilung und Ausführung von konventionellen radiologischen Darstellungen des Harn- und Geschlechtstraktes
- Grundlagen und Ausführung von Ultraschalluntersuchungen im Urogenitalbereich (Restharnbestimmung, Ultraschall der Prostata und der äusseren Genitalien, Einlegen eines Nierenkatheters unter sonographischer Kontrolle)
- Indikation und Beurteilung der den Urogenitaltrakt betreffenden nuklearmedizinischen Untersuchungen, Computertomographie und Kernspintomographie
- Pathophysiologie und Therapie akuter Harnsteinerkrankungen, Abklärungsvorgang und Nachsorge wiederkehrender Harnsteinerkrankungen; Basiskenntnisse und Ausführung in urologischer Labordiagnostik
- Basiskenntnisse und Ausführung in urologischer Labordiagnostik (Prostataspezifisches Antigen (PSA), Urin, usw.)
Zu erwerbende Kenntnisse und Fähigkeiten im Röntgen
Vom angehende Facharzt Urologie wird der Erwerb von Sachkunde und Sachverstand für dosisintensive Röntgenuntersuchungen nach den Bestimmungen der Strahlenschutzverordnung, inkl. Absolvierung der vom Bundesamt für Gesundheit anerkannten Kurse und der praktischen Weiterbildung, verlangt. Dabei wird der Kandidat im Tutorsystem in der praktischen Handhabung der Geräte, der Anwendung des Strahlenschutzes und der kombinierten Handhabung von Endoskopie und Durchleuchtung ausgebildet. Zum Grundlagenwissen Röntgen für den Facharzt Urologie gehört u.a.:
- Korrekte Positionierung des Patienten
- Strahlenschutz des Patienten, Mitarbeiter und des Untersuchers
- Optimierung der Durchleuchtungszeit
- Wahl der korrekte Ausschnittsgrösse
- Auswirkung und biologische Früh- und Spätfolgen der Strahlung
- Strahlensensibilität verschiedener Organe
- Nutzen-Risiko-Abwägung
- Optimierung des Strahlenschutzes
- Apparatekunde, einstellbare Parameter und Einteilungsprinzipien
- Massnahmen bei Überbestrahlung
- Qualitätskontrolle
- Strahlenschutzgesetz/Verordnung
Operationen
Jeder angehende Facharzt Urologie muss die vorgegebenen Lernziele erfüllen und alle geforderten Lernschritte in einem Logbuch dokumentieren. Dazu zählen jeweils eine vorgegebenen Mindestanzahl der folgenden Eingriffe:
a) Operative Eingriffe als erste Assistenz wie:
- Eingriffe im hinteren Bauchraum (Niere, Nebenniere, Harnleiter, Lymphadenektomie usw.)
- Offene Eingriffe an Blase und Prostata und Eingriffe mittels Bauchspiegelung
b) Operative Eingriffe als Operateur wie:
- Transurethrale (endoskopisch über die Harnröhre) Eingriffe an Blase und Prostata und Eingriffe an der Harnröhre sowie am äusseren Genital (z.B. Sterilisation des Mannes)
- Minimalinvasive und endoskopische Eingriffe an den oberen Harnwegen
Ausserdem auszuführen sind erweiterte urodynamische Abklärungen, Abklärung und Therapie der erektilen Dysfunktion und der männlichen Unfruchtbarkeit inklusive qualitativer Spermiogramme. Hinzu kommen diagnostische Eingriffe wie Blasen- und Harnröhrenspiegelungen (Urethrozystoskopien), Biopsien der Prostata und Kontrastmittelröntgenuntersuchungen von Blase und Harnröhre (Urethro-Zystographien) als auch urologische dokumentierte Ultraschalluntersuchungen (inkl. Transrektaler Ultraschall).
Facharztprüfung Urologie
Die Prüfung Facharzt Urologie besteht aus zwei theoretisch-schriftlichen und einem praktisch-mündlichen Teil. Bei den theoretisch-schriftlichen Teilen handelt es sich um das chirurgische Basisexamen und die theoretische Prüfung des European Board of Urology (Multiple Choice-Prüfung mit 100 Fragen, Dauer 120 Minuten).
Bei der praktisch-mündlichen Prüfung wird die Fertigkeit des angehenden Facharzt Urologie im Operationssaal und anschliessend sein Wissen mittels Fallbeispielen geprüft. Die Prüfung dauert etwa zwei Stunden, davon etwa eineinhalb Stunden im Operationssaal und eine halbe Stunde Fallbesprechung.
Zur Facharztprüfung wird nur zugelassen, wer über ein eidgenössisches oder anerkanntes ausländisches Diplom verfügt. Voraussetzung für die Zulassung zum praktisch-mündlichen Teil ist die bestandenen theoretisch-schriftliche Prüfung und die Erfüllung der Lerninhalte.
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