Pharmaunternehmen bieten interessante Stellenangebote für Ärztinnen und Ärzte, die nicht mehr als solche arbeiten möchten. Die Gründe dafür sind häufig: kaum Zeit fürs Privatleben, Dauerstress, Überstunden und Personalmangel. Mindestens genauso viele Gründe sprechen dafür, in der Pharmaindustrie zu arbeiten: geregelte Arbeitszeiten, Aufstiegschancen, Zukunftsperspektiven und eine breite Auswahl an Funktionen, in denen Ärzte tätig werden können. Ein Tätigkeitsfeld für Ärzte in der Pharma-Branche ist der Medical Advisor. Er eignet sich für Ärzte, die auf den direkten Patientenkontakt verzichten wollen, denn in der Pharmaindustrie entfällt die Patientenversorgung und die medizinische Wissenschaft tritt in den Vordergrund. Der Medical Advisor ist daher attraktiv für forschungsorientiere Ärzte mit Interesse an Management und Projektleitung sowie der Fähigkeit zu wissenschaftlich-wirtschaftlichen Diskursen.
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Man muss sich jedoch einiger Nachteile bewusst sein: Direkte Erfolgserlebnisse wie im Praxisalltag entfallen und weichen dem langwierigen Prozess der Medikamentenentwicklung und des Projektmanagements. Der Profit des Unternehmens steht im Vordergrund und damit die von der Firma vertriebenen Präparate oder Therapien und nicht länger der ganzheitliche Blick auf Patienten, Symptome und Therapien.
Wie wird man Medical Advisor?
Um als Medical Advisor in die Pharmabranche einzusteigen, muss man ein abgeschlossenes Master-Studium in Naturwissenschaften, Medizin oder Pharmazie vorweisen können. Eine Promotion ist von Vorteil, aber kein Muss. Man steigt als Medical Advisor direkt beim Pharmaunternehmen ein und bildet dort die Schnittstelle zwischen ärztlicher Praxis und klinischer Forschung.
Der Medical Advisor ist der medizinwissenschaftliche Experte für ein bestimmtes Medikament oder Therapiegebiet seines Unternehmens und muss als solcher die tiefgreifenden Fragen von Medizinern und Apothekern beantworten können (z.B. zu Wechselwirkungen, Risiken, Kontraindizierungen etc.). Als Medical Advisor ist man nicht nur die Koryphäe für eine bestimmtes Krankheitsbild, Medikament oder Therapiegebiet. Man bearbeitet ein breit gefächertes Aufgabenfeld: Man fungiert als Berater für Firmenkunden (Mediziner, Kliniken, Apotheker), ist Ansprechpartner für Marketing und Vertrieb, arbeitet eng mit dem Management zusammen, informiert über medizinische Fakten und neue Entwicklungen und muss daher immer auf dem neuesten Stand der Wissenschaft sein.
Medical Advisor: Tätigkeitsbereiche
Medical Advisor ist ein breit gefächerter Berufszweig mit vielen Spezialisierungsmöglichkeiten, die je nach Unternehmen und Forschungsgebiet anders ausfallen. Es gibt vier Hauptzweige, die in den meisten Pharmaunternehmen vorhanden sind:
Forschung und Medikamentenentwicklung
Medical Advisor können als Wissenschaftler im Labor arbeiten, Experimente oder Versuchsreihen im Rahmen der Grundlagenforschung durchführen und Wirkstoffe in präklinischen Studien testen. Ferner gehören Arzneimittel-Qualitätskontrolle, -Sicherheit und -Zulassung zu ihren Aufgaben. Sie können auch verschiedene experimentelle Studien koordinieren, wobei sie für die präzise Durchführung und das anschließende Zusammentragen und Aufbereiten der Ergebnisse verantwortlich sind.
Management
Medical Advisor übernehmen als Mitglied des Managements einer Pharmafirma viel Verantwortung, vor allem im Bereich des internationalen Projektmanangements und der Projektkoordination. Hier steht die strategische Planung des Marketings und die wirtschaftliche Entwicklung der Firma im Vordergrund. Eine Management-Position eignet sich daher nur für Medical Advisor mit Vorkenntnissen im Leitungsbereich und Interesse an Wirtschaftskunde.
Strategieentwicklung für Präparate
Der Medical Advisor arbeitet eng mit Marketing und Vertrieb zusammen. Er entwirft gemeinsam mit diesen Unternehmenszweigen die Kommunikationsstrategie für neue Präparate. Daher sind Kommunikationsstärke, medizinisches Fachwissen und wirtschaftliches Denken essentiell. Um stets auf dem aktuellen Forschungsstand zu sein, gehören die Analyse von Studien, der Besuch von Kongressen und die Ausrichtung von Expertenrunden zu seinen Aufgaben.
Medikamente auf den Markt bringen
Der Medical Advisor begleitet alle Versuchsphasen eines neuen Medikamentes, bevor es auf den Markt kommt. Dabei veranlasst er selbständig kleinere Studienprojekte, um z.B. zu überprüfen, wie gut ein bestimmtes Produkt vertragen wird. Nach der Veröffentlichung des Medikaments übernimmt er dessen Vertrieb bei den Ärzten und repräsentiert es sowie sein Unternehmen in Außenwirkung. Er fungiert außerdem als Berater bei größeren klinischen Forschungsstudien.
Arzt-Gehalt als Medical Advisor
Medical Advisor beginnen ihre Karriere direkt beim Unternehmen und können mit einem Einstiegsgehalt von 3.200 Euro rechnen. Der durchschnittliche Verdienst eines Medical Advisor liegt zwischen 4.200 Euro und 5.500 Euro, abhängig von Berufserfahrung, Fachbereich und Unternehmen. Wer direkt nach seinem Medizinstudium als Trainee anfangen will, kann in der Pharmaindustrie ein Jahresbrutto von bis zu 50.000 Euro erzielen.
Grundsätzlich richtet sich jeder individuelle Verdienst in der Pharmabranche nach der eigenen Qualifikation, der Größe des Unternehmens und dem Verhandlungstalent des jeweiligen Medical Advisors. Wer z.B. einige Jahre Berufserfahrung als Assistenz- oder Facharzt mitbringt, kann sich an einem Jahresbrutto zwischen 80.000 und 120.000 Euro orientieren. Außerdem gibt es in der Pharmaindustrie je nach Unternehmen zusätzliche Boni, ein 13. Monatsgehalt oder Weihnachtsgeld sowie die Möglichkeit, sein Gehalt regelmäßig neu zu verhandeln und damit zu erhöhen.