Die Schweiz hat nach dem Spitzenreiter USA die höchsten Ausgaben für die Gesundheit, wie eine Studie ergab. Im Jahr 2005 lagen die Kosten des Gesundheitswesens bereits bei mehr als 50 Milliarden Franken, was im Vergleich zum Jahr 2000 schon rund 20 Prozent mehr waren. Zieht man die Summe für 2020 hinzu, belaufen sich die Gesundheitsausgaben mittlerweile auf 83,3 Milliarden Franken, wie die Zahlen des BFS (Bundesamt für Statistik) ergaben. 2019 waren es noch 82,5 Milliarden Franken. So sind die Kosten permanent gestiegen.
Im Jahr 2020 spielten die Massnahmen während der Corona-Pandemie bezüglich der Kosten für Gesundheitsleistungen eine wichtige Rolle. Sie hat das Gesundheitswesen nicht nur in der Schweiz in finanzieller Hinsicht erheblich auf die Probe gestellt. Dabei hat es variiert, in welchem Ausmass die verschiedenen Leistungserbringer betroffen waren. Allgemein sind die Gesundheitskosten 2020 um ein Prozent gestiegen. Pro Monat wurden in dem Jahr mehr als 800 Franken für die Gesundheit ausgegeben.
Gesundheit: Unterschiede zwischen stationärem und ambulantem Bereich
Im akut-stationären Bereich und in der Rehabilitation gab es 2020 wesentliche Einbussen hinsichtlich der Patientenzahlen. Die Akutspitäler in der Schweiz haben 2020 beim Umsatz einen Rückgang von minus 0,4 Prozent verzeichnet, während es in den vergangenen Jahren ein Wachstum gab. Im ambulanten Bereich sank der Umsatz mit minus 0,5 Prozent erheblich weniger. Die Kosten für Arztpraxen und Ambulanzzentren sind im Jahr der Erfassung um rund 800 Millionen Franken zurückgegangen, was zum Teil mit Covid-19 zusammenhängt.
Wie sieht es im Bereich der Psychiatrie aus?
Das mittlere Umsatzwachstum der untersuchten Psychiatrien hat 2020 2,6 Prozent betragen. Die Umsätze lagen etwas tiefer als 2019. Dies betraf insbesondere grössere Einrichtungen. Dabei gilt zu erwähnen, dass aufgrund der Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen mittelfristig mit einem Umsatzwachstum gerechnet wird, gerade im tagesklinischen, spitalambulanten und ambulanten Bereich. Stationär wird zukünftig kein grosses Wachstum vermutet.
Gesundheit: Leistungen des Staats
Die Leistungen durch den Staat weisen mit rund 1,2 Milliarden Franken ein starkes Wachstum auf. Eine deutliche Zunahme ist ebenso bei der Prävention feststellbar. Der Grund sind die zusätzlichen Kosten, die der Bund und die Kantone mitgetragen haben. Die Spitäler waren die grössten Kostentreiber.
Das Kostenwachstum im Überblick:
- Ambulante Kurativbehandlungen: +0,6 Prozent
- Stationäre Kurativbehandlungen: +1,1 Prozent
- Rehabilitation: +2,2 Prozent
- Langzeitpflege: +2,6 Prozent
- Gesundheitsgüter: +2,7 Prozent
- Verwaltung: +3,3 Prozent
- Dienstleistungen, wie Laboruntersuchungen: +6 Prozent
Auch der Personalaufwand ist überproportional gestiegen, was ein starkes Wachstum des Aufwands verursacht hat. Aus den Erfahrungen mit der Pandemie haben sich Chancen gezeigt, zum Beispiel in der Form von dynamischen Arbeitsmodellen. In Bezug auf den Fachkräftemangel, der seit langem ein bekanntes Problem ist, sind Politik und Leistungserbringer gefragt. Es gilt, die Berufe im Gesundheitswesen attraktiver zu machen.
Schweizer Gesundheitssystem – wie ist es aufgebaut?
Das Gesundheitssystem ist in der Schweiz föderalistisch geprägt. So übernehmen der Bund, die Kantone und Gemeinden verschiedene Aufgaben im Gesundheitswesen, wodurch es sehr unübersichtlich ist. Der Bund bestimmt zum Beispiel über die Höhe der Franchise. Die Kantone entscheiden, welche Gesundheitsleistungen welche Klinik erbringt. Daneben gibt es private Krankenversicherungen, die entsprechend des Bundesamtes für Gesundheit Grund- und zur Ergänzung Zusatzversicherungen anbieten. Damit ist unter anderem im Krankenhaus ein Einzelzimmer möglich. Insgesamt ist der grösste Vorteil des Gesundheitssystems in der Schweiz, dass jeder Zugang zu moderner medizinischer Versorgung hat. Die Versicherer sind verpflichtet, jede in der Schweiz lebende Person ohne Gesundheitsprüfung in der Grundversicherung aufzunehmen. Von Vorteil ist zudem die hohe Dichte an Spitälern.
Fazit
Die Schweiz hat unter den Ländern Europas am meisten Geld für Gesundheitsausgaben aufgewendet. Die Pandemie war für alle Länder ein grosser Belastungstest für das Gesundheitswesen. Es wurde deutlich, dass finanzielle Lösungen gefunden werden müssen. Die Leistungserbringer standen und stehen ertragsseitig unter hohem Druck. Die Corona-Pandemie hat vor allem die Akutsomatik erheblich getroffen und zum Umsatzrückgang geführt. Die EBITDAR-Marge hat erheblich abgenommen, während die Umsätze gleichgeblieben sind.