Die Mehrheit der Schweizer Ärzte möchte ihren Beruf weiterhin ausüben – zumindest, sofern sich die Arbeitsbedingungen nicht verschlechtern. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage im Rahmen des Scohpica-Projekts. Insgesamt sind 69 Prozent der Gesundheitsfachkräfte dazu bereit, ihren Beruf weiterhin auszuüben. Die grösste Unzufriedenheit zeigt sich unter den Apotheker und beim Pflegepersonal.
Besonders hohe Verbleibeabsicht unter Ärzten
Scohpica steht für Swiss Cohort of Health Professionals and Informal Caregivers, also Schweizer Kohorte der Gesundheitsfachkräfte und pflegenden Angehörigen. Akteure aus diesen beiden Gruppen nehmen seit zwei Jahren an Umfragen teil. Das Ziel der Studie ist es, die Werdegänge der Beteiligten über mehrere Jahre hinweg zu verfolgen, bestehende Hindernisse aufzuzeigen und Massnahmen für bessere Arbeitsbedingungen entwickeln. Für die aktuelle, schweizweite Erhebung wurden 1700 Personen aus 28 Berufen befragt.
Eine besonders hohe Absicht, in ihrem Beruf zu verbleiben, weisen demnach die Physiotherapeuten auf. 44,9 Prozent möchten ihren Beruf „auf jeden Fall“ weiter ausüben, 37,2 Prozent beantworten diese Frage mit „eher ja“ (gesamt: 82,1 Prozent). Bei den Ergotherapeuten sind es sogar 56 Prozent, die ihrem Beruf “auf jeden Fall” treu bleiben möchten, 25,3 Prozent können sich dies zumindest gut vorstellen (gesamt: 81,3 Prozent). Unter den Ärzten ist die Verbleibeabsicht ähnlich hoch: Fast die Hälfte möchte „auf jeden Fall“ im Beruf bleiben (48,1 Prozent), 32,5 Prozent antworten mit „eher ja“ (gesamt: 80,6 Prozent).
Unzufriedenheit bei Apothekern und Pflegepersonal
Unzufriedener mit den herrschenden Arbeitsbedingungen zeigen sich das Pflegepersonal auf mittlerer Stufe, diplomierte Pflegekräfte und die Apotheker. Unter den Pflegekräften auf mittlerer Stufe kann sich weniger als die Hälfte der befragten Personen vorstellen, bei gleichbleibenden Arbeitsbedingungen im Beruf zu verbleiben (47 Prozent). 9,1 Prozent geben an, gar nicht im Beruf verbleiben zu möchten. Beim diplomierten Pflegepersonal drücken 58 Prozent der Befragten eine Verbleibeabsicht aus, 5,8 Prozent möchten ihren Beruf dagegen gar nicht mehr ausüben. Insgesamt wollen zwar rund 71 Prozent der Apotheker ihrem Beruf weiterhin nachgehen, 6,9 Prozent können sich dies jedoch gar nicht vorstellen.
Verbleib im Beruf: die entscheidenden Faktoren
Die Studie hat auch untersucht, welche Faktoren sich auf den Verbleib im Beruf auswirken. Dabei wurden sieben Faktoren als besonders ausschlaggebend identifiziert. Das Gehalt steht dabei an letzter Stelle, gleichauf mit der Einbindung in Entscheidungsfindungen. Wichtiger sind den Befragten, die in ihrem Beruf bleiben möchten, eine gute Work-Life-Balance, Aufstiegschancen, die Sinnhaftigkeit ihrer Tätigkeit, die Arbeitsbelastung und die Wertschätzung, die sich für ihre Arbeit erhalten.
Die sieben Faktoren in absteigender Reihenfolge:
- Work-Life-Balance
- Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung
- Sinnhaftigkeit der Arbeit
- Wahrgenommene Arbeitsbelastung
- Berufliche Anerkennung
- Einkommen und Einbindung in Entscheidungsfindungen
Apotheker begründen ihre Absicht, aus dem Beruf auszusteigen, besonders häufig mit einer unverhältnismässig hohen Arbeitsbelastung (31 Prozent). Weiterhin beurteilen sie das Gleichgewicht zwischen Beruf und Privatleben als besonders schlecht.
Auch die befragten Ärzte beklagen sich über eine nicht zufriedenstellende Work-Life-Balance. In dieser Berufsgruppe wirken jedoch die guten Möglichkeiten zur beruflichen Weiterentwicklung aus Ausgleich.