Ärztinnen und Ärzte sind tagtäglich und rund um die Uhr für alle Versicherten da. Sie behandeln im Krankheitsfall und beraten bei medizinischen Fragen. Dabei können sie digitale Möglichkeiten nutzen. Davon profitieren beide Seiten, sowohl die Mediziner/innen als auch Patienten/-innen. Welche Anwendungen wünscht sich die Bevölkerung und welchen Nutzen haben sie? Untersuchungen ergeben, dass die Ärzteschaft die Möglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, noch nicht ausschöpft. Woran liegt das und wie lässt es sich verändern?
Inhaltsverzeichnis
Digitale Möglichkeiten sind breit gefächert
Die Schweiz ist für das erstklassige Gesundheitssystem weit bekannt. Verglichen mit anderen Ländern hat sie im Bereich Gesundheitswesen jedoch die Möglichkeiten der Digitalisierung noch nicht bestmöglich genutzt, obwohl die verschiedenen Angebote in Bezug auf die Behandlung, Prävention und Nachsorge viele Vorteile bieten, zum Beispiel:
- Mehr Komfort
- Verbesserte Gesundheitsergebnisse
- Höhere Behandlungsqualität
- Stärkere Einbindung der Patienten in die Untersuchungs- und Behandlungsprozesse
- Effizienzgewinne
In den vergangenen Jahren wurden daher viele Apps entwickelt, mit denen die Digitalisierung erheblich vorangeschritten ist. Es gibt verschiedene Anwendungen, die diverse Prozesse erleichtern, zum Beispiel:
- Anmeldung in der Arztpraxis bzw. Terminvereinbarung
- Benachrichtigung bei Arztterminen
- Mitteilung von Wartezeiten
- Beurteilung von Beschwerden
- Überwachung des gesundheitlichen Zustands
- Verbesserung der richtigen Medikamenteneinnahme
Diese Angebote wünscht sich ein Grossteil der Patienten/-innen. Bei der Beurteilung der Symptome helfen unter anderem Applikationen zum Beobachten von Vitalparametern, beispielsweise bei vorhandenem Bluthochdruck. Die aktuelle Covid-19-Pandemie hat die Vorteile ebenso gezeigt: Durch die Nutzung digitaler Anwendungen lassen sich physische Patientenkontakte verringern. Damit reduziert sich zugleich das Übertragungsrisiko.
Ärzteschaft könnte digitale Angebote noch mehr nutzen
Die Ärzteschaft und Bevölkerung empfinden es im Allgemeinen als sehr wichtig, digitale Möglichkeiten in der Gesundheitsversorgung zu nutzen. Seitens vieler Patienten/-innen werden sie schlichtweg erwartet. Doch deren Interessen werden, wie Umfragen ergeben haben, noch nicht optimal erfüllt. Die Bevölkerung möchte digitale Angebote gern nutzen. Die meisten Mediziner/innen kennen auch den Grossteil, doch nur wenige bieten sie in der Praxis an.
Digitale Möglichkeiten – Wo besteht der grösste Bedarf?
Am häufigsten wird angeboten, Fotos mit dem Smartphone oder anderen mobilen Endgeräten an den/die Arzt/Ärztin zu senden. Online als Patient/in einen Termin festzulegen, das ist den meisten Ärzten/-innen zwar bekannt, doch nur die Minderheit setzt dieses digitale Angebot im Alltag ein. Hier besteht dringender Nachholbedarf. In der Telemedizin sowie beim elektronischen Patientendossier konnten einige Fortschritte erzielt werden.
Wenig bekannt sind zum Beispiel:
- Chatbots
- Sucht-Onlinedienste
- Virtual-Reality-Lösungen
- Digitale Angebote zu Trainingszwecken
Was sind Probleme? Warum werden digitale Möglichkeiten nicht ausreichend genutzt?
Ein Grossteil der Ärzteschaft befürchtet durch eine vermehrte Digitalisierung Datenschutzprobleme. Es bedarf mehr Sensibilisierung, was den Umgang mit digitalen Gesundheitsdaten anbelangt. Die Industrie ist gefragt, wenn es darum geht, möglichst datenschutzkonforme Lösungen zu erzielen. Zudem fordern viele Ärzte/-innen Unterstützung bei der Nutzung der digitalen Applikationen. Sie benötigen für einen kompetenten Umgang eine Schulung. Die Gründe für die Zurückhaltung werden auch mit fehlender Interoperabilität und mangelndem Nachweis des Nutzens angegeben. Von Vorteil ist ein Verzeichnis mit empfohlenen gesundheitlichen Apps inklusive der nachgewiesenen Wirksamkeit. Vielen Ärzten/-innen fällt es schwer, den Überblick über die digitalen Möglichkeiten zu behalten.
Kosten senken mit digitalen Angeboten
Nicht nur die Patienten/-innen profitieren davon, sondern ebenso die Ärzteschaft. Die Kosten lassen sich dadurch wesentlich senken. Die Gesundheitsausgaben sind mit mehr als 82 Mrd. CHF im weltweiten Vergleich gesehen hoch. Es gab einige Versuche, die hohen Kosten zu bewältigen. Sie haben jedoch lediglich begrenzt Erfolg verzeichnet. Es ist schon heute eine Ressourcenknappheit erkennbar. Digitale Gesundheitsanwendungen könnten die Kosten minimieren. Sie sollten sich überall zur begleitenden Massnahme bei den Therapien entwickeln. Dabei geht es gar nicht darum, dass Gesundheits-Apps die ärztliche Behandlung ersetzen, sondern sie stellen eine optimale Ergänzung dar.
Fazit
Gesundheits-Apps gewinnen als Unterstützung und Nachkontrolle zwischen den Ärzten/-innen und Patienten/-innen immer mehr an Bedeutung. Digitale Möglichkeiten zu nutzen, ist zwar sowohl für die Bevölkerung als auch Ärzteschaft wichtig und interessant, allerdings schöpfen nicht einmal 70 Prozent der Ärzte/-innen das gegenwärtige Potential aus, wie Befragungen ergaben. Es gibt dafür verschiedene Gründe. Es sind beispielsweise Sensibilisierungsmassnahmen erforderlich. Ärzte/-innen müssen sich dessen bewusst sein: Patienten/-innen werden zukünftig immer mehr Wert darauf legen, digitale Angebote nutzen zu können und sie als Kriterium heranziehen, wenn es darum geht, eine/n Arzt/Ärztin zu wählen. Bleibt abzuwarten, was die Zukunft bringt. Digitale Gesundheitsanwendungen sollten ein fester Bestandteil des ärztlichen Alltags werden. Die Bevölkerung ist offen für digitale Anwendungen.