Normalerweise nimmt man das Gesundheitswesen als gegeben an. Gerade in einem Land wie der Schweiz wird von einer guten bis sehr guten ärztlichen Versorgung ausgegangen. Daten und Fakten wie sie die Ärztestatistik 2019 aufweist, werden da eher beiläufig zur Kenntnis genommen. Diesmal dürfte das anders sein. In Corona-Zeiten sind solche Angaben brandaktuell.
Die Zahl der in der Schweiz tätigen Ärztinnen und Ärzte hat im vergangenen Jahr leicht zugenommen und damit einen mehrjährigen Trend fortgesetzt. 37.882 aktive Mediziner verzeichnet die Ärztestatistik 2019, das sind 357 – oder ein Prozent – mehr als im Vorjahr. Der Anstieg flacht sich im Zeitablauf ab, das war auch 2019 so. Noch immer ist Arzt überwiegend ein Männerberuf, der männliche Anteil liegt bei 56,8 Prozent. Der Frauenanteil steigt aber seit Jahren und erreichte 2019 43,2 Prozent.
Ärztedichte über dem OECD-Schnitt
Rechnet man die Ärztezahl auf Vollzeitbasis um, reduziert sich die Zahl um ein knappes Achtel auf 33.486. Mit 4,4 Medizinern pro 1.000 Einwohnern – bzw. 3,9/1000 Ew. auf Vollzeitbasis umgerechnet – weist die Schweiz eine Ärztedichte über dem OECD-Schnitt auf, der bei 3,6 Medizinern pro 1.000 Einwohnern liegt.
Allerdings bewegen sich die Ärztedichten bei den Nachbarn Deutschland, Österreich und Italien noch leicht darüber. Das liegt aber auch an unterschiedlichen Zählweisen und ist noch nicht unbedingt ein Beweis für eine bessere oder schlechtere Versorgung.
Überalterung bei Ärzten in Arztpraxen
52 Prozent der Schweizer Mediziner sind in Arztpraxen tätig, 46,4 Prozent in Krankenhäusern, ein kleiner Rest in anderen Bereichen. Interessant dabei: Frauen zieht es mehr in die Krankenhäuser. Hier liegt der weibliche Anteil an der Ärzteschaft bei 47 Prozent, bei Arztpraxen sind es nur 40 Prozent.
Überalterung ist vor allem im Praxissektor ein Problem. 34 Prozent der dort tätigen Ärztinnen und Ärzte sind älter als 60 Jahre. Im Bereich der Krankenhäuser sind es nur 10 Prozent des ärztlichen Personals. Auch wenn der medizinische Berufsweg in der Regel zunächst ins Krankenhaus und erst später in die Selbständigkeit führt, lässt sich der hohe Anteil älterer Praxisinhaber nicht alleine damit erklären. Offensichtlich ist die eigene Arztpraxis für den ärztlichen Nachwuchs weniger attraktiv geworden.
Jeder dritte Arzt aus dem Ausland
Mehr als jeder dritte Arzt in der Schweiz hat sein Diplom im Ausland erworben (36,3 Prozent; + 0,9 Prozent gegenüber 2018). Die Schweiz importiert also in grossem Stil Ärzte, was vor allem an der attraktiven Vergütung im Vergleich zu anderen Ländern liegen dürfte. Über die Hälfte der Mediziner mit Auslands-Diplomen stammt aus Deutschland (53,4 Prozent). Mit weitem Abstand folgen Italien (8,9 Prozent), Frankreich (6,9 Prozent) und Österreich (6,0 Prozent).
Typische Männer- und Frauen-Fachrichtungen
Bei den medizinischen Fachgebieten ist in der Schweiz die Allgemeine Innere Medizin am häufigsten vertreten (Anteil: 21,9 Prozent), gefolgt von Psychiatrie und Psychotherapie (10,2 Prozent), Gynäkologie und Geburtshilfe (5,1 Prozent) sowie Kinder- und Jugendmedizin (5,1 Prozent). Frauen zieht es besonders in die Fachrichtungen Kinder- und Jugendpsychiatrie/-psychotherapie, Kinder- und Jugendmedizin sowie Gynäkologie und Geburtshilfe. Typische Männerdomänen sind chirurgische Fachgebiete. Hier liegt der Männeranteil zum Teil über 90 Prozent.
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