Im März 2024 hat der Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) seine aktuelle Ärztestatistik veröffentlicht. Demnach ist die Gesamtzahl der Ärztinnen und Ärzte in der Schweiz zwar gestiegen, die Zunahme reiche aber bei Weitem nicht aus, um den Fachkräftemangel zu decken. Ein weiteres Problem sieht die FMH in der Abhängig vom Ausland. Im Inland würde nicht einmal die Hälfte der Ärzte ausgebildet, die für die Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung benötigt werden.
Anteil ausländischer Ärzte steigt kontinuierlich
Laut FMH Ärztestatistik waren im vergangenen Jahr 41’100 Ärzte in der Schweiz tätig (35’488 Vollzeitäquivalente). Im Vergleich zu 2022 entspricht das einer Steigerung von 2,3 Prozent oder 800 Vollzeitäquivalenten. 40,4 Prozent der berufstätigen Ärzte stammen aus dem Ausland – ein Anteil, der seit dem Vorjahr um 0,9 Prozent gestiegen ist. Seit 2013 hat der Anteil ausländischer Mediziner an der Schweizer Ärzteschaft sogar um 170 Prozentpunkte zugenommen. Mehr als die Hälfte der ausländischen Fachkräfte stammen aus Deutschland (50,2 Prozent), darauf folgen Italien (9,5 Prozent), Frankreich (7,1 Prozent) und Österreich (6,0 Prozent). Der FMH zufolge zeigt der hohe Anteil ausländischer Mediziner, dass die Zahl der in der Schweiz ausgebildeten Ärzte nicht ausreicht, den hohen Bedarf zu decken.
Der Berufsverband fordert daher, die Studierendenzahlen in der Schweiz zu erhöhen. Der Bund hat bereits 100 Millionen Franken in eine Ausbildungsinitiative investiert. Bis 2025 sollen pro Jahr 1300 Ärzte an Schweizer Hochschulen ausgebildet werden. Das wären 400 mehr als noch im Jahr 2016. Mithilfe dieses Programms konnten vor zwei Jahren 1100 inländische Arztdiplome vergeben werden. Wie die FMH betont, wurden im gleichen Jahr jedoch 2700 ausländische Diplome anerkannt. Die Erhöhung der Ausbildungszahlen ist für die FMH daher nur ein Tropfen auf den heissen Stein.
Fachkräftemangel herrscht vor allem in der Grundversorgung
Wie die FMH-Auswertung zeigt, kommen hauptsächlich Spezialärzte aus dem Ausland in die Schweiz. Das stellt die Grundversorgung vor Herausforderungen. Ein Drittel der Schweizer Hausarztpraxen kann bereits keine neuen Patienten mehr aufnehmen. Eine vom Bund in Auftrag gegebene Obsan-Studie aus dem Jahr 2022 kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Auch dort heisst es, dass der Bedarf an Hausärzten über Zuwanderung kaum oder nur knapp gedeckt werden könne.
Die Ärztedichte in der Schweiz liegt derzeit bei 4.6 Ärzte pro 1000 Einwohner (4.0 Vollzeitäquivalente). In den Nachbarländern zeigen sich ähnliche Werte: Deutschland kommt auf eine Ärztedichte von 4.5, Italien auf 4.1, Frankreich auf 3.2 und Österreich auf 5.4. In der Grundversorgung beträgt die Ärztedichte in der Schweiz allerdings nur 0.8 Vollzeitäquivalente. Nötig sei der FMH zufolge mindestens ein Vollzeitäquivalent.
Ärztestatistik: Mehr Ausbildungsstellen und bessere Arbeitsbedingungen gefordert
Auch in den Nachbarländern herrscht Fachkräftemangel im Gesundheitswesen. Dort würden allerdings Gegenmassnahmen ergriffen, erklärt die FMH. Dadurch steige das Risiko, das viele Mediziner in die Nachbarländer abwandern und gar nicht mehr in die Schweiz kommen. Den Bund fordert die FMH daher auf, ebenfalls Massnahmen zu ergreifen. Neben einer Erhöhung der Ausbildungszahlen sei es notwendig, die Arbeitsbedingungen zu verbessern und vor allem die Tätigkeit als Hausarzt attraktiver zu gestalten. Zeitgemässe Arbeitsbedingungen, flexible Arbeitszeitmodelle und ein verringerter administrativer Aufwand sollen junge Ärzte dazu bewegen, nach dem Studium in der Schweiz zu bleiben.