Ärztinnen und Ärzte, die sich nach neuen Karrieremöglichkeiten umsehen, finden im Bereich der Medizininformatik spannende Herausforderungen. Medizininformatiker/innen sorgen dafür, dass die Medizin mit der stetig fortschreitenden technischen Entwicklung Schritt halten kann. Dieser Artikel zeigt, welche Aufgaben auf Mediziner/innen in diesem Querschnittsfach zukommen, wie sie sich weiterbilden können und welches Gehalt sie erwartet.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Medizininformatik?
Die digitale Revolution hat längst auch die Medizin erreicht. Gesundheitsdaten werden nicht mehr auf Papier oder lokal auf einem Datenträger gespeichert, sondern sind über die digitale Patientenakte von allen Dienstleistern im Gesundheitssystem einsehbar. Datenbanken wie PubMed bieten Zugriff auf Fachliteratur und Forschungsergebnisse. Die Medizinische Informatik, kurz auch als Medizininformatik bezeichnet, befasst sich mit der Modellierung solcher informationsverarbeitenden Systeme. Der Fokus liegt auf der systematischen Verarbeitung und Bereitstellung von Informationen. Auch die Entwicklung und Betreuung von bildgebenden Therapie- und Diagnoseverfahren und computergestützten Operationstechniken gehört zu diesem Fachbereich. Die Medizinische Informatik verbindet dabei Methoden der Informatik, der Mathematik und der Biometrie.
Aufgaben im Bereich der Medizininformatik
Medizininformatiker/innen sind für die Entwicklung, Betreuung und den Vertrieb medizinischer Informations- und Dokumentationssysteme verantwortlich. In der Praxis übernehmen sie dabei vorrangig die folgenden Aufgaben:
1. Planung und Realisierung von Informationssystemen
Medizininformatiker/innen planen und entwickeln zum Beispiel computerbasierte Informationssysteme für Krankenhäuser und Arztpraxen. Damit dem medizinischen Personal stets alle relevanten Daten für Diagnose und Behandlung zur Verfügung stehen, binden sie ausserdem medizintechnische Systeme und bildgebende Verfahren wie Röntgengeräte, Computertomographie (CT) und Magnetresonanztomographie (MRT) in die Informationssysteme ein. Um zu gewährleisten, dass die sensiblen Daten nicht von Unbefugten eingesehen werden, bauen sie medizinische Verschlüsselungs- und Dokumentationssysteme auf.
2. Aufbau und Pflege von Literatur- und Wissensdatenbanken
Zur medizinischen Entscheidungsfindung müssen Ärztinnen und Ärzte regelmässig Fachliteratur heranziehen und medizinische Studien einsehen. Medizininformatiker/innen entwickeln und pflegen Wissensdatenbanken für einen einfachen und systematischen Zugriff auf medizinische Literatur.
3. Aufbau von Systemen für den Informationsaustausch zwischen medizinischen Dienstleistern
Medizininformatiker/innen entwickeln Systeme wie die elektronische Patientenakte. Diese gibt Medizinern einen Einblick in die Behandlungsgeschichte eines Patienten. Vorerkrankungen, bereits erfolgte Therapien und verschriebene Medikamente sind jederzeit ersichtlich und können bei der aktuellen Behandlung berücksichtigt werden. Zudem können Fachärzte, Krankenhäuser und Allgemeinmediziner relevante Daten schnell und unkompliziert miteinander austauschen.
4. Erfassung und Verarbeitung von klinischen Parametern
Bei der Behandlung eines Patienten fällt eine grosse Menge an Daten an, von Blutwerten über die Untersuchungsergebnisse bildgebender Verfahren bis hin zur letztendlichen Diagnose. Medizininformatiker/innen entwickeln, betreuen und optimieren Systeme zur Sammlung und Auswertung dieser Informationen. Über die systematische Analyse und Bereitstellung der Daten lässt sich die allgemeine Behandlungsqualität verbessern.
Weiterbildungsmöglichkeiten für Ärzte/Ärztinnen
Ärzten und Ärztinnen, die in der medizinischen Informatik arbeiten möchten, stehen verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten offen. Eine Option ist eine ans Medizinstudium anschliessende Weiterbildung. Die Deutsche Gesellschaft für medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e.V. (GMDS) vergibt ein Zertifikat, dass zum Tragen der ärztlichen Zusatzbezeichnung „Medizinische Informatik“ berechtigt.
Die Voraussetzungen:
- 24 Monate ärztliche Tätigkeit
- 240 Stunden Weiterbildung im Bereich der Medizinischen Informatik oder zwölf Monate Weiterbildung in einer Einrichtung der Medizinischen Informatik, die an die Patientenversorgung angeschlossen ist
- 480 Stunden Tätigkeit in einer Einrichtung der Medizinischen Informatik, einer IT-Abteilung im Gesundheitswesen oder Projektarbeit bei einem Weiterbildungsbefugten für Medizininformatik
Eine andere Möglichkeit bietet der Master-Fernstudiengang „Medizinische Informatik“ der Berliner Hochschule für Technik (BHT). Das Studium umfasst fünf Fachsemester und schliesst mit dem Titel „Master of Science“ ab. Zuzüglich zum Onlinestudium gibt es pro Semester eine Präsenzphase von drei bis vier Tagen, die jeweils als Block zum Semesterende stattfindet. Zugangsvoraussetzung für den Studiengang ein abgeschlossenes Studium der Medizin, Informatik oder verwandter Fachgebiete sowie mindestens ein Jahr einschlägige Berufserfahrung.
Welche Karrieremöglichkeiten gibt es in der Medizininformatik?
Ärztinnen und Ärzten mit Zusatzausbildung im Bereich Medizinische Informatik stehen ausgezeichnete Karrieremöglichkeiten offen. Der Bedarf an Fachkräften ist weit höher als die Anzahl an Bewerbern. Beschäftigung finden Medizininformatiker/innen unter anderem bei IT-Dienstleistern, Software- und Datenbankanbietern und bei Herstellern medizintechnischer Geräte. Ferner können Medizininformatiker/innen in den Einrichtungen des Gesundheitswesens arbeiten und zum Beispiel Datenbanken und Informationssysteme in Krankenhäusern, bei Krankenkassen oder in Pharmaunternehmen betreuen.
Gehaltsaussichten in der medizinischen Informatik
Die Gehaltsaussichten in der Medizininformatik richten sich nach der jeweiligen Branche und den spezifischen Tätigkeiten. Wer in der Pharmaindustrie oder für IT-Unternehmen tätig ist, verdient in der Regel mehr als Angestellte in Krankenhäusern.
Das mittlere Gehalt für Medizininformatiker/innen liegt in der Schweiz bei 7‘500 CHF brutto im Monat. Die Gehaltsspanne erstreckt sich von ca. 6‘500 bis 8‘500 CHF im Monat. Mit der Berufserfahrung steigt dabei auch der Verdienst.