Nach dem Abschluss der Facharztprüfung beklagen viele Ärzte/innen die Arbeitsbedingungen, beispielsweise in den Spitälern, doch es gibt auch alternative Berufsbilder. Welche zur Verfügung stehen und was die Voraussetzungen sind, mit dem Thema befasst sich dieser Beitrag.
Alternative Berufsfelder für Ärzte/-innen
Das Medizinstudium ist hart und zählt zu den anspruchsvollsten Studiengängen. Das Gleiche gilt für den Arztberuf. Die Tätigkeit ist ebenso herausfordernd. Doch das Medizinstudium verpflichtet nicht dazu, Arzt/Ärztin zu werden oder zu bleiben. Es bildet die Basis für verschiedene Berufsfelder. Viele attraktive Alternativen stehen Medizinern/-innen zum klassischen Arztberuf offen:
Privatpraxis
Das vertragsärztliche System wird oft für die Budgetierungen und Zwänge kritisiert. Die Privatarztpraxis als Alternative bietet verschiedene Vorteile, wie kein Schichtbetrieb, mehr unternehmerische Freiheiten und höheres Einkommen. Die Privatpraxis ist kurz nach dem Medizinstudium schon möglich, da ein/e Facharzt/-ärztin nicht zu den geforderten Voraussetzungen zählt.
Alternative Berufsfelder – freie Wirtschaft
Wenn Mediziner/innen nach Jobs in der Industrie suchen, gibt es verschiedene Branchen, zum Beispiel Medizintechnik, Medizinphysik, Medizininformatik oder die Pharmaindustrie.
Medizintechnik
Diese Bereiche boomen und bieten sehr gut vergütete Jobs ausserhalb der Klinik. Im Bereich der Medizintechnik geht es um technische Fortschritte, beispielsweise bei den Röntgengeräten oder Herz-Lungen-Maschinen. Der Arzt, der sich für diese Stelle interessiert, fungiert als Schnittstelle zwischen Entwickler/in und ärztlichen/-r Anwender/in. Er unterstützt die Entwicklung neuartiger Geräte und erforscht die Einsatzmöglichkeiten. In dem Fall empfiehlt sich ein Zweitstudium, beispielsweise in den Bereichen Medizinische Informatik, Biomedizinische Technik oder Medizinische Ingenieurwissenschaft.
Medizininformatik
Bei der Medizininformatik, bei der medizinische Experten/-innen notwendig sind, ist die stetig zunehmende Bedeutung der Digitalisierung erwähnenswert.
Pharmaindustrie
In der Pharmaindustrie können Ärzte/-innen bei der Forschung und Entwicklung von Medikamenten ihr Wissen einbringen oder in der Qualitätssicherung arbeiten. Auch der Verkauf von Pharmaprodukten ist eine berufliche Möglichkeit. Die Pharmaunternehmen fordern jedoch meist einen medizinischen Abschluss mit überdurchschnittlich guten Noten und Berufserfahrung. Voraussetzung in der pharmazeutischen Industrie sind fundierte betriebswirtschaftliche Kenntnisse.
Forschung
Ärzte/-innen in der Forschung, die beispielsweise an Kliniken oder privaten Forschungseinrichtungen angestellt sind, gehen meist folgenden Tätigkeiten nach:
- Betreuung von medizinischen Studien
- Untersuchungen der Patienten/-innen, die an den Studien teilnehmen
- Überprüfungen der Eignung der Patienten/-innen
- Arbeit im Labor
In der Forschung ist es auch möglich, in Zusammenarbeit mit Krankenhäusern und/oder Pharmafirmen neue Therapieformen zu entwickeln. Gewöhnlich ist eine Zulassung als Prüfarzt/-ärztin nötig, um in die Forschung gehen zu können. Die Arbeitszeiten sind meistens genauso umfangreich wie in Kliniken, aber flexibler.
Dozent/in
Diese Tätigkeit ist bereits unmittelbar nach dem Medizinstudium auch ohne Facharztbezeichnung möglich. Tätig sein kann man beispielsweise als:
- Professor/in
- Privatdozent/in
- Dozent/in in einer Berufsschule
Dozenten/-innen halten unter anderem medizinische Fortbildungen, unterrichten Pflegekräfte oder bewerten Prüfungsleistungen.
Managementbereich
Im Bereich Management gibt es ebenso einige alternative Bereiche, in denen Mediziner/innen tätig sein können, beispielsweise:
- Marketing
- Entwicklung neuer Standards
- Leiter/in im Labor
- Gebietsdirektor/in
Im Klinik-Management geht es um die optimale Abstimmung zwischen den medizinischen und betriebswirtschaftlichen Abläufen. Betroffene Mitarbeiter/innen sind für die optimale Zusammenarbeit des gesamten Personals verantwortlich und beeinflussen damit zugleich das Wohl der Patienten/-innen. Entsprechende Manager/innen analysieren beispielsweise klinische Prozesse, beraten Fachgremien und stellen die vollständige Dokumentation sicher. Die Voraussetzung ist häufig eine Weiterbildung oder ein Aufbaustudium, beispielsweise im Bereich Gesundheitsmanagement.
Medizinjournalist/in
Medizinjournalisten schreiben beispielsweise Patientenanamnesen, verfassen Publikationen zu medizinischen Themen, beantworten Fragen von Lesern oder organisieren Pressekonferenzen. Allgemein ist der Beruf vielseitig. Stellen gibt es zum Beispiel bei:
- Zeitungen
- Medizinisch-wissenschaftliche Verlage
- Fernsehen
- Hörfunk
- Pharmaindustrie
- Pressestellen grosser Kliniken
Medizinjournalisten/-innen benötigen eine fachliche Expertise, die sie über das Medizinstudium oder einen anderen naturwissenschaftlichen Bereich erlangen. Wer sich für Medizinjournalismus interessiert, sollte das Schreiben als Handwerk erlernen. Berufsanfänger können in einer Redaktion ein Volontariat oder ein Studium absolvieren, beispielsweise in folgenden Bereichen:
- Journalistik
- Publizistik
- Kommunikationswissenschaft
Lobbyist
Lobbyisten sind für die Interessenvertretung verschiedener Institutionen und Einrichtungen verantwortlich, beispielsweise:
- Pharmakonzerne
- Krankenversicherungen
- Apotheken
Die Kenntnis der Sozialgesetzgebung muss neben den medizinischen Fachkenntnissen entsprechend ausgeprägt sein. Wichtig sind zudem Verhandlungsgeschick und Diskretion.
Alternative Berufsfelder im Bundesamt für Gesundheitsamt
Das Bundesamt für Gesundheit ist für Ärzte/-innen mit absolviertem Medizinstudium ebenso attraktiv. Die Vorteile sind die geregelten Arbeitszeiten. Zu den Tätigkeitsfeldern gehören die Überprüfung der Dienstfähigkeit von Beamten oder das Erstellen von Gutachten, die Gerichte angeordnet haben.
Versicherungswesen
Im Versicherungswesen gibt es ebenso alternative Jobmöglichkeiten. Man kann zum Beispiel als Gutachter/in der Krankenkassen tätig sein. Mitarbeiter/innen überprüfen in dem Fall unter anderem die Pflegebedürftigkeit der Betreuten und stufen sie in den jeweiligen Pflegegrad ein. Eine Anstellung ist ausserdem bei Lebens- oder Unfallversicherern möglich, um hier als Gutachter/in zu arbeiten.
Hilfreich für den Einstieg in ein alternatives Berufsfeld sind immer Praxiskenntnisse und die Promotion zum relevanten Thema. Zum Teil können auch eine Weiterbildung oder ein Aufbaustudium sinnvoll oder notwendig sein.
Fazit
Es gibt für Ärzte/-innen zahlreiche Möglichkeiten, mit der medizinischen Grundlage passende alternative Berufsfelder zu finden und eine entsprechende Tätigkeit auszuüben. Manche Mediziner/innen eröffnen eine Privatpraxis oder gehen berufsfremde Wege, arbeiten beispielsweise in der Pharmaindustrie, als Gutachter/in im Versicherungswesen oder als Klinik-Manager/in. Weitere Möglichkeiten sind eine Tätigkeit als medizinische/r Informatiker/in oder Medizinjournalist/in. So werden einem mit einem abgeschlossenen Medizinstudium vielfältige Alternativen geboten.