Gut ein Drittel der Beschäftigten stieg in den Jahren 2016 bis 2018 aus dem Gesundheitsberuf aus. Das zeigt eine Analyse des Schweizerischen Gesundheitsobservatoriums (Obsan). Nicht alle wechseln komplett den Beruf: Einige bleiben dem Gesundheitsbereich treu, treten jedoch von der Arbeit mit Patienten zurück. Dabei zeigen sich grosse Unterschiede zwischen den einzelnen Berufsgruppen.
Anteil der Berufsaustritte zwischen 27 und 46 Prozent
Der Bericht „Berufsaustritte und Bestand von Gesundheitspersonal in der Schweiz“ basiert auf Obsans Strukturerhebungen aus den Jahren 2016 bis 2018. Laut dieser Analyse liegt der Anteil an Berufsaustritten je nach Berufsgruppe zwischen 27 und 46 Prozent:
- MPA: 46,4 Prozent
- Hebammen: 43,4 Prozent
- Pflegefachpersonen: 42,5 Prozent
- medizinisch-technische Berufe: 41,9 Prozent
- Pflegepersonal Sekundarstufe II: 41,7 Prozent
- Pflegepersonal ohne formelle Ausbildung: 37,7 Prozent
- Ärztinnen und Ärzte: 31,1 Prozent
- Physiotherapeuten: 27,1 Prozent
- Zahnärztinnen und -ärzte: 26,9 Prozent
In allen fast Berufsgruppen, für die Vergleichsdaten vorliegen, ist der Anteil der Berufsaustritte seit 2013 leicht zurückgegangen. Einzige Ausnahme stellen die Hebammen dar: Im Jahr 2013 gaben nur 41,9 Prozent von ihnen ihren Beruf auf.
Austritte aus dem Gesundheitsberuf bereits im jungen Alter
Der Anteil der aus dem Beruf austretenden Frauen ist generell etwas höher als unter den Männern. Lediglich beim Pflegefachpersonal der Sekundarstufe II stehen 41,6 Prozent Berufsaustritten bei den Frauen 42,2 Prozent Berufsaustritte bei den Männern gegenüber. Noch ein weiteres Detail fällt den Autoren des Berichts bei dieser Berufsgruppe auf: Viele Pflegekräfte der Sekundarstufe II legen bereits im jungen Alter ihren Beruf nieder. Diese Gruppe weist den höchsten Anteil der Berufsaustritte in der Altersgruppe der Unter-35-Jährigen auf. In den anderen Pflegeberufen steigt der Anteil der Berufsaustritte mit zunehmendem Alter an.
Berufsaussteiger, Berufswechsler und Branchenwechsler
Nicht alle erfassten Beschäftigten ziehen sich komplett aus dem Gesundheitsberuf zurück. Der Bericht unterscheidet zwischen Berufswechslern und Branchenwechslern. Diese Unterscheidung verläuft jedoch nicht immer trennscharf. Ein Arzt, der in der Verwaltung arbeitet, aber sich weiterhin als Arzt bezeichnet, gilt beispielsweise als Branchenwechsler. Bezeichnet er sich als Direktor, wird er dagegen als Berufswechsler erfasst.
Unter den Ärztinnen und Ärzten treten 8,6 Prozent komplett aus der Erwerbstätigkeit aus. 12,4 Prozent wechseln den Beruf, 10,2 Prozent die Branche. Beim Pflegefachpersonal steigen 14,7 Prozent komplett aus dem Beruf aus, 19,3 Prozent wechseln den Beruf, 8,5 Prozent die Branche. Pflegekräfte der Sekundarstufe II steigen zu 10 Prozent aus dem Beruf aus, 11,7 Prozent wechseln den Beruf, 20 Prozent die Branche. Bei den Pflegekräften ohne formelle Ausbildung legen 15,3 Prozent ihren Beruf komplett nieder, 15,7 Prozent wechseln in einen anderen Beruf, 6,7 Prozent in eine andere Branche. Bei den Hebammen, Physiotherapeuten, Angehörigen der medizinisch-technischen Berufe und MPA ist der Anteil der Berufswechsler jeweils am grössten. Von den Hebammen und MPA tritt zudem ein grosser Teil komplett aus der Erwerbstätigkeit aus, während die Physiotherapeuten und Angehörige der medizinisch-technischen Berufe einen höheren Anteil an Branchenwechslern aufweisen.
Ein bestimmtes Mass an Berufsaustritten ist den Autoren zufolge normal und zu erwarten. Bestimmte Rahmenbedingungen führen jedoch dazu, dass viele Personen, die eigentlich gerne in einem Gesundheitsberuf arbeiten, ihre Tätigkeit niederlegen oder in einen anderen Beruf wechseln. Hier sehen die Autoren ein wichtiges Potenzial für Massnahmen gegeben.