Kleider machen Leute. Das gilt auch für Ärzte. Wie sich ein Mediziner kleidet, kann sogar den Behandlungserfolg beeinflussen. Das hat eine Studie am Universitätsspital Zürich ergeben. Die Kleidung bestimmt demnach mit, ob Patienten Ärztinnen und Ärzte als vertrauenswürdig, zugänglich und kompetent beurteilen.
Wie wirkt die Kleidung des Arztes auf den Patienten?
Die Studie fand unter Leitung von Professor Hugo Sax am Universitätsspital Zürich statt, wo Sax auch als Leiter der Spitalhygiene arbeitet. Er wollte herausfinden, welche Kleidung bei Patienten Vertrauen erweckt und wie sich Ärzte kleiden sollten, damit sie als zugänglich angesehen werden. Zu diesem Zweck befragte sein Team 834 Patienten des Universitätsspitals. Die Teilnehmer bekamen Fotos einer Ärztin und eines Arztes in unterschiedlicher Kleidung vorgelegt. In einem anonymen Fragebogen bewerteten sie anschliessend die Fachkompetenz, Zugänglichkeit, Fürsorglichkeit und Vertrauenswürdigkeit der abgebildeten Mediziner.
Patienten bevorzugen den klassischen weissen Kittel
Mehr als ein Drittel der Befragten bewertet das Erscheinungsbild eines Arztes als wichtig. Ein Viertel sagte sogar aus, dass die Kleidung einen Einfluss darauf hat, wie sie den Behandlungserfolg beurteilen. Das ist vor allem bei älteren Patienten ab 65 Jahren der Fall.
Welche Kleidung kommt nun bei den Patienten am besten an? Am besten schneidet der klassische weisse Kittel in Kombination mit einem weissen T-Shirt ab. Ist ein Mediziner so gekleidet, beurteilen Patienten ihn am ehesten als fürsorglich, fachkompetent, zugänglich und vertrauenswürdig. Der Kittel hat nicht nur Tradition, er erhöht auch den Wiedererkennungswert. Am weissen Kittel können Patienten zudem auch direkt erkennen, dass es sich um einen Arzt handelt.
Tatsächlich ist Weiss auch die dominierende Farbe beim Schweizer Klinikpersonal. Verunreinigungen lassen sich auf weisser Kleidung leicht erkennen, was hygienische Vorteile hat. Lediglich im Operationsbereich wird aus praktischen Gründen meistens grün getragen. Grün blendet nicht und wird bei Operationen nicht zum Störfaktor.
Leger oder formell: So beeinflusst die Kleidung den Behandlungserfolg
Wie Patienten einen Mediziner wahrnehmen, hängt auch davon ab, was er oder sie unter dem Kittel trägt. Kleidet sich ein Mediziner zum Beispiel betont leger, kann es sein, dass die Patienten seinen Anweisungen nicht so strikt Folge leisten und zum Beispiel Medikamente nicht gemäss der Verordnung einnehmen. Erscheinen Arzt oder Ärztin dagegen sehr formell gekleidet, nehmen Patienten sie als eher distanziert wahr und trauen sich eventuell nicht, Probleme direkt anzusprechen. In der Züricher Studie schnitt der Business-Anzug so auch als am wenigsten beliebtestes Kleidungsstück ab.
Zusammen der eigenen Umfrage wertete Sax’ Team auch 30 vergleichbare Studien aus. Diese Befragungen zeigen ebenfalls, dass die Kleidung grossen Einfluss auf die Beziehung zwischen Arzt und Patienten hat.