Der Behandlungserfolg hängt massgeblich von einer erfolgreichen Arzt-Patienten-Kommunikation ab, belegen zahlreiche Studien. Das erklärt, warum Kommunikation inzwischen an medizinischen Fakultäten auf dem Lehrplan steht. Vielen Medizinern/-innen fällt es jedoch nicht leicht, bei jeder Konsultation kommunikationsstark aufzutreten. Fünf Tipps helfen, damit es besser funktioniert.
Inhaltsverzeichnis
„Win-Win“: Beide Seiten profitieren von guter Kommunikation
Im stressigen Klinik- oder Praxisalltag triumphiert wissenschaftliche Objektivität manchmal über zwischenmenschlichen Faktoren – mit teils gravierenden Folgen. Dabei profitieren alle von einer guten Arzt-Patienten-Kommunikation.
Als Arzt/Ärztin ist eine gute Kommunikation wichtig, um:
- alle für die Anamnese und Diagnosestellung relevanten Informationen zu erhalten
- eine qualitativ hochwertige Versorgung leisten zu können
- die Compliance zu verbessern
- eine langfristige Patientenbindung zu sichern
- sich vor negativen Bewertungen oder gar Schadensersatzklagen zu schützen
Als Patient/in führt gute Kommunikation dazu, dass man:
- trotz Angst, Nervosität oder Scham offen über Beschwerden und Probleme spricht
- sich ernst genommen und gut informiert fühlt
- die eigene Diagnose versteht
- sich entsprechend den ärztlichen Empfehlungen verhalten kann
Keine Zeit für gute Kommunikation? Das ist ein Denkfehler!
Der wirtschaftliche Druck wird oft angeführt, um das Kommunikationsdefizit zu erklären. Es bliebe nicht viel Zeit pro Patienten/-in, heisst es dann. Eine Erhebung des Horten-Zentrums der Universität Zürich zeigt aber, dass die Länge der Konsultation nicht mit der Qualität der Kommunikation korreliert. Andere Studien zu diesem Thema deuten in dieselbe Richtung: Nicht die real gemessene Zeit, sondern der subjektive Eindruck der Patienten/-innen zählt. Das heisst: Fühlen Patienten/-innen sich gehetzt, werden nicht angehört oder empfinden den Arzt/die Ärztin als gestresst, abgelenkt oder unter Zeitdruck, kann selbst eine über das gewöhnliche Mass hinausgehende Beratungsdauer als unzureichend wahrgenommen werden. Genauso kann eine kurze Konsultation dank guter Arzt-Patienten-Kommunikation als positiv empfunden werden.
Fünf Tipps für gute Patientengespräche
Im Buch „Arzt und Patient – Begegnung im Gespräch“ fasst der emeritierte Chefarzt Linus S. Geisler prägnant zusammen, warum die Kommunikation zwischen Arzt/Ärztin und Patient/in so wichtig ist: Ärztliches Wissen wird erst durch verbale Weitergabe zur klinischen Tätigkeit. Die folgenden fünf Tipps helfen dabei.
Tipp 1: Auf Augenhöhe treffen
Als Arzt/Ärztin trifft man auf Menschen aus allen Gesellschaftsschichten. Ein Perspektivenwechsel und eine kurze Reflexionsphase vor dem Patientengespräch helfen dabei, sich in die Lage eines nervösen medizinischen Laien hineinzuversetzen.
Tipp 2: Zuhören
Zuhören und das Gegenüber ausreden zu lassen, hat zwei Vorteile: Patienten/-innen fühlen sich ernst genommen und es wird deutlicher, mit welchem Anliegen sie vorstellig sind.
Tipp 3: Verständlichkeit durch klare Sprache steigern
Fachvokabular gehört zum Praxis- und Klinikalltag dazu. Für die meisten Patienten/-innen könnte es sich dabei um eine Fremdsprache handeln. Daher ist es besser, auf Fachvokabular zu verzichten und eine klare, simple und verständliche Sprache zu wählen, ohne Raum für Interpretationen zu lassen. Je diffiziler die Gesprächsinhalte, desto wertvoller ist es, sich die Diagnose oder Therapieempfehlung durch die Patienten/-innen in ihren eigenen Worten wiederholen zu lassen.
Tipp 4: Geduldig, respektvoll und mit Fingerspitzengefühl kommunizieren
Auch wenn ein Termin den nächsten jagt, für gute Arzt-Patienten-Kommunikation ist es wichtig, sich auf den Moment zu konzentrieren und auf das Gegenüber einzulassen. Das Patientengespräch sollte einfühlsam und geduldig geführt werden – aber ohne, dass man als Arzt/Ärztin dabei den Selbstschutz vergisst.
Tipp 5: Einfühlsame Sprachmuster nutzen
Als Arzt/Ärztin gilt es nachvollziehbar zu erklären, woran Patienten/-innen leiden und wie sie die Zukunft navigieren können. Dafür ist es wichtig, dass das Gegenüber wirklich versteht, was ihm da mitgeteilt wird. Pausen, in denen Patienten/-innen das Gesagte absorbieren können und Nachfragen helfen dabei, damit alles klar und ohne Missverständnisse ankommt.
Fazit
Der Alltag als Arzt/Ärztin ist häufig nicht leicht. Dennoch sollte man nicht vergessen, dass man mit Menschen zu tun hat, die gerade vielleicht den schlimmsten Tag ihres Lebens erleben. Je mehr man von Mensch zu Mensch spricht, desto besser gelingt die Arzt-Patienten-Kommunikation.