Erkrankungen und Unfälle machen keine Unterschiede zwischen den Tageszeiten. Sie kommen tagsüber ebenso vor wie in der Nacht. Deshalb haben Ärztinnen und Ärzte auch nachts zur Verfügung zu stehen. Während man sich im Medizinstudium darüber noch keine Gedanken zu machen hatte, wird keine Assistenzärztin und kein Assistenzarzt um den Nachtdienst herumkommen. Die Umstellung fällt den meisten schwer. Doch mit ein paar Tipps und Tricks ist die Zeit deutlich einfacher zu bewältigen und mögliche gesundheitlichen Folgen zu vermeiden.
Inhaltsverzeichnis
Nachtdienst und Gesundheit
Der Körper ist auf einen 24-Stunden-Rhythmus „eingestellt“. Am Tag laufen die Funktionen auf Hochtouren, während zur Nacht hin, das System grösstenteils langsam herunterfährt. Verschiedene Prozesse setzen hauptsächlich in der Nacht ein, wie beispielsweise die Hormonausschüttung von Melatonin. Das ist ein Schlafhormon, das für die Steuerung des Tag-Nacht-Rhythmus übernimmt und müde werden lässt. Ändert sich nun der Tag-Nacht-Rhythmus durch einen Nachtdienst, benötigt der Körper einige Zeit, um sich umzustellen. Allerdings sind Nachtdienste überwiegend Teil eines wöchentlich wechselnden Drei-Schichten-Systems oder über Wochenenden durchzuführen. Das kann dazu führen, dass das System durcheinandergerät und sich verschieden Symptome zeigen und Folgen nach sich ziehen:
- Konzentrationsschwierigkeiten mit erhöhtem Risiko von Fehldiagnosen/-entscheidungen
- Motivationslosigkeit
- Kopfschmerzen
- mangelnde geistige Leistungs- und Reaktionsfähigkeit
- erhöhtes Risiko Diabetes, Magen- und Darm sowie psychischen Erkrankungen zu erleiden, meist durch Bewegungsmangel und ungesunde Ernährung verursacht
Nachtdienst – für manche leichter, für andere schwieriger
Grundsätzlich kommt nicht jede Assistenzärztin bzw. jeder Assistenzarzt gleichermassen gut oder schlecht mit Nachtdiensten zurecht. Das ist den unterschiedlichen Chronotypen geschuldet. Zu diesen zählen die sogenannten Lerchen als Frühtypen und die Eulen als Spättypen. Ersteres ist in den frühen Morgenstunden am leistungsfähigsten, während der Spättyp erst gegen Abend seinen Höhepunkt erreicht. Dem Frühtyp fallen Nachtdienste in normalerweise deutlich schwieriger als den Spättypen.
Nachtdienst-Tipps
Da Dienst- und Lehrpläne für Assistenzärztinnen/Assistenzärzte hier keine Unterschiede machen, sollten laut verschiedener Untersuchungen vor allem die Frühtypen einige Tipps beherzigen, durch welche Assistenzärztinnen/Assistenzärzte leichter durch die Nacht kommen.
Schlafen
Ausreichend Schlaf ist ein Muss für jeden Arzt, wenn der Nachtdienst bevorsteht. Ein bis zwei Stunden Schlaf vor Nachtdienstbeginn sind empfehlenswert. Wann immer die Gelegenheit während des Nachtdienstes besteht, können auch kurze Minuten-Schläfe hilfreich sein. Dabei nickt man nur für 10 oder 20 Minuten ein. Sie sind auch als Power-Naps bekannt.
Ernährung
Fettiges Essen macht müde, weil der Körper mit der Verarbeitung viel Energie verbraucht. Deshalb sollte bereits vor Nachtdienstbeginn und während der Nachtschicht nur leichte und fettarme Kost zu sich genommen werden. Das entlastet den Körper. Wer zusätzlich auf gesunde und vitaminreiche Lebensmittel setzt, hält den Körper besser munter und das Melatonin wirkt sich weniger auf den Zustand aus. Zudem sollte etwa vier Stunden vor Schichtende kein Koffein mehr zu sich genommen werden. Ansonsten könnte sich dies negativ auf den anschliessenden Schlaf auswirken und müde in die nächste Nacht starten lassen.
Sport
Wer Nachtdienste tätigt, bewegt sich häufig weniger. Das fördert die Müdigkeit zusätzlich. Sport ist die Lösung. Dabei wird der Blutdruck gesteigert, die Sauerstoffzufuhr verbessert und der Körper fitter für die Nachtarbeit gemacht. Zudem begünstigt Sport die Konzentration und Motivation. Ideal ist es, wenn sich Betroffene noch vor Schichtbeginn sportlich betätigen.
Vorbereitung auf Kollegen und Patienten
Um unnötige Stresssituationen und eventuelle Probleme während des Nachtdienst-Ablaufs zu vermeiden, sollten Assistenzärztinnen und -ärzte sich zuvor vorbereiten. Mit welchen Kollegen wird der Nachtdienst verbracht und welche Stärken und Schwächen haben diese? Gibt es Besonderheiten zu beachten? Welche Patientinnen und Patienten sind da und welche Erkrankungen sowie Behandlungen liegen vor? Wo ist gegebenenfalls mit Komplikationen oder Notfällen zu rechnen? Wer sich den noch unbekannten Kollegen vorstellt und sich gut vorbereitet, sammelt Pluspunkte und geht vermeidbaren Stress-/Problemsituationen aus dem Weg. Das steigert die Stimmung sowie eine harmonische Zusammenarbeit und lässt den Nachtdienst deutlich „entspannter“ erleben.
Für den Notfall ausstatten
Tritt ein Notfall ein, ist nichts wichtiger als der Patient. Dann gilt es mitunter überlebenswichtige Entscheidungen zu treffen. Gut für die Assistenzärztinnen und -ärzte, die wichtige Instrumente und medizinische Geräte griffbereit vorbereitet haben. Das gibt ein beruhigendes Gefühl und vermeidet unnötigen Stress im Notfall, der Geist und Körper schneller ermüden lässt.
Zu den wichtigen Utensilien gehören neben medizinischen Instrumenten und Geräten auch:
- Piepser zur Sicherstellung der Erreichbarkeit
- Telefon- und Durchwahlnummern für beispielsweise ein Notfall-CT oder Röntgenaufnahmen
- Getränke und Snacks für kleine Energieschübe zwischendurch
Nach dem Nachtdienst ist vor dem Nachtdienst
Wer einen Nachtdienst hinter sich hat, kann vor allem bei nach den ersten Malen nur schlecht ein- und durchschlafen. Hilfreich ist, den Schlaf auf zwei Bereiche zu teilen: je einige Stunden direkt nach dem Nachtdienst und am Nachmittag. Liegen Einschlafprobleme vor, sollte nichts erzwungen werden. Hier können kleine „Belohnungen“ Wunder wirken, die einem guttun und Spass machen. Das kann beispielsweise das Nachgehen eines Hobbys oder das Spielen mit den Kindern sein. Wichtig ist, dass sich Assistenzärztinnen und Assistenzärzte nicht selbst unter Stress setzen, weil sie schlecht ein- oder durchschlafen können. Dieser würde es nur verschlimmern.