Für eine Bindehautentzündung – auch Konjunktivitis genannt – sind Kinder bereits ab der Geburt stark anfällig, denn bei der Bindehaut handelt es sich um eine dünne, transparente Schleimhaut, die sich auf der Innenseite des oberen und des unteren Augenlides befindet. Das schwache Immunsystem und weitere Faktoren begünstigen die Infektion.
Inhaltsverzeichnis
Gründe für Häufigkeit einer Bindehautentzündung bei Kindern und Babys
Warum an einer Bindehautentzündung Kinder und Babys häufig erkranken, liegt an ihrem noch schwachen Immunsystem, der höheren Augenempfindlichkeit im Vergleich zu Erwachsenen sowie ihrer instinktiven Reaktion auf Symptome.
Das Immunsystem ist bei Kindern nicht vollständig ausgebildet. Zwar besitzen Babys bereits eine angeborene Abwehr-Einheit (unspezifisches Immunsystem), aber zur Vervollständigung benötigt es noch die spezifische Kerneinheit. Diese bildet sich im Durchschnitt circa bis zum zehnten Lebensjahr erst aus. Durch die starke Einschränkung der unspezifischen Immun-Abwehr haben Krankheitserreger leichteres Spiel, sich im Körper der Kleinen anzusiedeln, auszubreiten und sich zu vermehren.
Ähnlich sieht es bei der Augenempfindlichkeit aus. Auch hier verfügen Kinder noch nicht über vollentwickelte Schutzfunktionen. Das macht sie empfänglicher für äussere Einflüsse, wie beispielsweise Zugluft, Kälte und Staub. Treffen diese auf ein Auge, führen sie schnell zu einer Reizung der Schleimhaut und lösen eine Bindehautentzündung aus.
Begünstigt wird die Entzündung durch den natürlichen Reflex von Babys und Kindern. Sie reagieren auf Symptome einer Konjunktivitis überwiegend mit einem Reiben der betroffenen Augen. Dadurch verteilen sie unbewusst die Erreger oder Fremdkörper, was die Schleimhaut zusätzlich reizt und eine Entzündung beschleunigt sowie in ihrem Schweregrad verschlimmern kann.
Vorsicht ansteckend!
Die Bindehautentzündung ist im Kindesalter ebenso hoch ansteckend wie für Erwachsene, wenn sie durch Krankheitserreger ausgelöst wird. Die Ansteckung erfolgt über die direkte Kontaktübertragung der Keime per Schmierinfektion. Kinder fassen viele Dinge an, die kontaminiert sein können. Waschen sie sich danach nicht die Hände und kommen mit den Händen an die Augen, ist die Übertragung erfolgt.
Infizierte Kinder können auch ihre Eltern anstecken. Liegen sie mit dem Kopf beispielsweise am Hals, können die Erreger von den Schleimhäuten oder als Sekret auch darauf gelangen und Eltern sich anstecken. Deshalb ist Vorsicht geboten, der nahe Kontakt zu vermeiden und penibel auf Körperhygiene zu achten. Kindergarten- und Schulkinder sollten für die Zeit der Infektion zu Hause bleiben und auch von anderem Kontakt zu Kindern sollte bis zur Genesung abgesehen werden. In den meisten Fällen dauert sind sie nach ein bis ein zwei Wochen nicht mehr ansteckend.
Wie entsteht eine Bindehautentzündung?
Auslöser für Bindehautentzündungen sind vor allem die Übertragung von Pilzen, Viren oder Bakterien. Staphylokokken, Pneumokokken und Gonokokken sowie Haemophilus influenzae und Chlamydien sind typische Erreger, die für eine bakterielle Bindehautentzündung verantwortlich sind. Zu den häufigsten viralen Erregern zählen insbesondere Herpes- und Adenoviren. Als Pilzerreger zeigt sich überwiegend der Hefepilz “Candida albicans”. Aber auch ein Fremdkörper, wie zum Beispiel ein kleines Sandkorn oder (Tier-)Haar, kann ebenso Auslöser sein wie Parasiten, starkes Licht, Allergien oder chemische Reize.
Gelangen Krankheitserreger oder andere Reizelemente in ein Auge, schützt die Schleimhaut vor einem Eindringen in den Organismus. Somit sorgen sie hauptsächlich an der Oberfläche für Reizungen, die sich, je nach Schwere des Befalls, zu einer Entzündung der Bindehaut entwickeln kann. In den wenigsten Fällen breitet sich die Entzündung über die Hornhaut des Auges aus.
Symptome einer Bindehautentzündung bei Kindern
Die Bindehautentzündung ist für Kinder mit einigen Symptomen einhergehend, die nicht alle auftreten müssen und unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Diese können Eltern an visuellen Merkmalen sowie am Verhalten ihrer Kinder erkennen.
Hier einige typische Anzeichen einer Konjunktivitis:
- gerötete Augen und Bindehäute an den Innenseiten der Lider sowie an Tränenkanal-Öffnung
- geschwollene Augenlider
- Augen tränen auffällig stark und/oder oft durch Druck auf Tränenkanal
- eitriges oder schleimiges Sekret meist am unteren Lidrand und/oder an den unteren Wimpern
- gelbliches, oftmals trockenes Sekret in den inneren Augenwinkeln (vor allem nach dem Schlafen)
- juckende Augen und einhergehendes Augenreiben
- Lichtempfindlichkeit
- Gefühl eines Fremdkörpers im Auge
- Fieber (in der Regel nur bei viraler Bindehautentzündung und möglicherweise als Begleiterscheinung von viralen Kinderkrankheiten wie Masern oder Röteln)
Wann mit dem Kind zum Arzt?
Bei starken Schmerzen am Auge, Lichtempfindlichkeit und/oder erheblichen Augenrötungen oder -schwellungen sollte man mit Kindern zügig zum Arzt, um den Verdacht auf Bindehautentzündung zu bestätigen und notwendige Maßnahmen zur schnellen Genesung einzuleiten.
Schnelle Abklärung zur Vermeidung dauerhafter Schäden
Insbesondere beim Auftreten einer Sehkraft-Beeinträchtigung ist unverzüglich ein/e Augenarzt/-ärztin zu konsultieren. Es kann sich hierbei um einen Notfall handeln, sodass ausserhalb der Praxisöffnungszeiten und am Wochenende der Notdienst aufzusuchen ist. Gleiches gilt beim Verdacht auf einen Fremdkörper im Auge. Fremdkörper können das Auge und die Sehkraft dauerhaft schädigen.
Normalerweise klingen vor allem bakterielle Bindehautentzündungen im Kindesalter nach ein bis zwei Tagen wieder ab. Das ist allerdings von dem Schweregrad abhängig und ob Massnahmen zur Linderung erfolgt sind. Ist das nicht der Fall und es ist keine Verbesserung und gegebenenfalls sogar eine Verschlimmerung der Symptome zu bemerken, sollte nach zwei oder drei Tagen der/die Arzt/Ärztin informiert werden.
Bindehautentzündung bei Kindern behandeln
Liegt kein Notfall vor, können Eltern mit folgenden Massnahmen zur Linderung und schnelleren Heilung beitragen:
- Sekret zügig mit Wasser auswaschen – immer von aussen nach innen wischen
- Waschlappen in kaltes Wasser tauchen und mehrmals täglich feucht auf Augenschwellungen legen
- Kind vom Augenreiben abhalten
- Grelles Licht vermeiden
- Auf eine gute Hygiene achten
Klingen die Symptome nicht ab oder nehmen zu, verschreiben Ärzte/Ärztinnen, je nach Ursachen einer Bindehautentzündung, entsprechende Medikamente, wobei eine vorherige Erreger-Bestimmung erfolgt. Dies sind typische Mittel zur medikamentösen Behandlung von Bindehautentzündungen und ihren Symptomen:
- Antibiotika
- Virostatika
- Bei schweren Verläufen: Cortison-Augentropfen
- Antihistaminika gegen Juckreiz und tränende Augen
- Beise, U., Heimes, S., Schwarz, W.: Gesundheits- und Krankheitslehre, Springer Medizin Verlag, 2. Auflage, 2009
- Augenärzte Bern Zentrum Marktgasse, Bindehautentzündung (Konjunktivitis), https://www.augenaerzte-bern.ch/... (Abrufdatum: 25.10.2023)
- Augentagesklinik Zürich Oberland, Die 10 häufigsten Augenerkrankungen der Schweiz, https://www.augentagesklinik-oberland.ch/... (Abrufdatum: 25.10.2023)
- Augen Praxis Klinik Heidelberg, Bindehaut, https://augenpraxisklinik.com/... (Abrufdatum: 25.10.2023)