Ein 2022 startendes Pilotprojekt deutet an, dass sich die Schweiz auf dem Weg der Legalisierung von Cannabis befindet. In den kommenden Jahren könnte sich die Rechtslage somit grundlegend ändern und Cannabisprodukte somit nicht länger als konsumierte illegale Droge gelten.
Bisher zählte Cannabis zu den verbotenen Betäubungsmitteln, sofern der THC Gehalt den Grenzwert von ein Prozent überschreitet. Anbau und Konsum zu nicht medizinischen Zwecken sind noch strafbar, wobei es Ausnahmen für geringfügige Mengen bis zu zehn Gramm gibt. Arzneimittel mit Cannabiswirkstoffen sind erlaubt, sofern ein/e Arzt/Ärztin diese verschreibt. Fraglich ist, ob die Krankenkasse hierfür die Kosten übernimmt.
Inhaltsverzeichnis
Cannabis, Marihuana, Haschisch: Begriffliche Klarstellung
Kiffen, Cannabis, Marihuana und Haschisch werden unter der Bezeichnung „Rauschmittel“ oder „Drogen“ oft undifferenziert in einem Atemzug genannt. Daher lohnt es sich, einleitend für eine exakte begriffliche Abgrenzung zu sorgen.
Cannabis ist das lateinische Wort für Hanf. Hanfgewächse (Cannabaceae) zählen zu den ältesten Pflanzen der Menschheitsgeschichte. Unter Marihuana versteht man die getrockneten Blüten der weiblichen Hanfpflanze. Mit Haschisch wird das gepresste Harz der Hanfblüten bezeichnet. Die Cannabinoide Cannabidiol (CBD) und Tetrahydrocannabinol (THC) sind die bekanntesten Wirkstoffe der Hanfpflanze. Der bedeutendste Unterschied ist, dass THC berauschend und psychoaktiv wirken kann. CBD hat kein Suchtpotenzial, THC hingegen schon. Insofern ist der Konsum einer gewissen Konzentration an THC gesetzlich noch in vielen Ländern strikt reguliert. Vor allem Jugendliche sollen vor einem übermässigen Konsum geschützt werden. CBD Öle sind legal verkäuflich, wenn der THC Gehalt sehr gering ist.
Cannabis als Medizin in der Schweiz: Das ist bereits möglich
Die Abgabe von medizinischem Cannabis auf Rezept ist bereits seit einigen Jahren in der Schweiz möglich. Falls der THC Gehalt nicht mehr als ein Prozent beträgt, ist der Verkauf und Cannabiskonsum in der Schweiz ebenfalls bereits erlaubt. Bis zu zehn Gramm gelten als geringfügige Menge.
Einordnung der Rechtslage in der Schweiz
Wichtig zu wissen ist, dass das relevante Betäubungsmittelgesetz (BetmG) im Jahr 2011 angepasst wurde. Diese Novellierung sieht vor, dass Cannabissorten mit einem THC Gehalt von weniger als einem Prozent ohne Rezept legal konsumiert werden dürfen. In dieser Konzentration fallen solche Produkte nicht unter die Bestimmungen des Betäubungsmittelgesetzes.
Beim Kauf bzw. für den Konsum ist also darauf zu achten, welcher THC Gehalt angegeben ist. Idealerweise gibt es unabhängige Laborkontrollen, die sowohl den THC Gehalt als auch die gesamte Produktqualität bestätigen. Wer gegen diese Cannabis Rechtslage in der Schweiz verstösst, muss mit einer so genannten Ordnungsbusse von 100 Franken rechnen (falls eine Person mehr als zehn Gramm Cannabis bei sich trägt bzw. der THC Gehalt über einem Prozent liegt).
Pilotprojekt: Die Schweiz lotet Schritte zur Cannabis-Legalisierung aus
Während im Nachbarland Deutschland in der Politik schon lange über die Legalisierung von Cannabis gestritten wird, geht die Schweiz nun einen wichtigen Schritt voran. Unter dem Titel „Züri Can: Cannabis mit Verantwortung“ kommt im Jahr 2022 ein Pilotprojekt zum Einsatz. In mehreren Grossstädten soll Cannabis zu Genusszwecken verkauft werden dürfen, auch in Clubs (nur an volljährige Teilnehmer/innen). In der Stadt Basel sollen Apotheken 2023 mit dem Verkauf beginnen dürfen.
Während des drei Jahre laufenden Pilotprojektes soll eine wissenschaftliche Untersuchung die Auswirkungen genau analysieren. Auf dieser wissenschaftlichen Basis soll dann laut Bundesamt für Gesundheit eine fundierte Entscheidung mit Blick auf die mögliche Legalisierung von Cannabis getroffen werden. Ziel soll es sein, Konsum und Anbau in den kommenden Jahren neu zu regeln. Es ist zudem vorgesehen, dass der Nationalrat ein Gesetz ausarbeiten soll, das die Entkriminalisierung von Cannabis vorsehen soll.
Wirkung und Einsatzbereiche von Cannabis
Obwohl die Forschung in den letzten Jahren intensiviert wurde, sind die Wirkmechanismen noch nicht vollständig entschlüsselt. THC und CBD sind am besten erforscht. Insgesamt jedoch weist die Hanfpflanze mehr als 100 Wirkstoffe auf.
Wissenschaftlich gesichert ist, dass sowohl THC als auch CBD an die CB1- und CB2-Rezeptoren des menschlichen Endocannabinoid-Systems andocken können. Da diese im ganzen Körper zu finden sind, kann die Wirkung von Cannabisprodukten bei Krankheiten breit gefächert sein. Es mehren sich die Belege, dass Cannabis schmerzstillend, entzündungshemmend und beruhigend wirkt. Daher gibt es für die Substanz zum Beispiel im Bereich der Schmerztherapie Studien Ergebnisse (hier geht es zum Bericht).
CBD Öle erleben einen Nachfrage-Boom
Viele Menschen machen positive Erfahrungen, indem sie Cannabis als natürliche Alternative zu konventionellen Schmerzmitteln nutzen. Viele Anwender/innen berichten von einer beruhigenden Wirkung, die sich zudem aufhellend auf den Gemütszustand auswirken kann. Daher rückt auch immer stärker der Nutzen von Cannabis zur Linderung von Depressionen in den Fokus der wissenschaftlichen Forschung.
Auch folgende Krankheitsbilder lassen sich mit Cannabis behandeln, wobei die Wirkung von Mensch zu Mensch unterschiedlich ist:
- Angststörungen
- Epilepsie
- Krebserkrankungen (vor allem begleitend zur Schmerzlinderung)
- Rheuma
- Arthrose
- Multiple Sklerose
Neue Rechtslage: Mögliche Nebenwirkungen von Cannabis im Blick
Während CBD in Form von Ölen, Sprays, Kapseln oder Fruchtgummis sehr gut verträglich ist, rückt bei THC vor allem die psychoaktive Wirkung in den Fokus. Diese hängt unmittelbar vom THC Gehalt ab. Die psychoaktive Wirkung und ein mögliches Suchtpotenzial sind auf dem Weg zur Legalisierung von Cannabis sehr kritisch zu sehen. Das ist auch der Grund, warum die Schweiz das Pilotprojekt wissenschaftlich begleiten lässt. Weitere mögliche Nebenwirkungen können die folgenden sein:
- Anregung des Appetits
- Müdigkeit bis hin zur Sedierung
- Blutdruckabfall
- Änderung der Wahrnehmung (gilt für THC, nicht für CBD).
Ausblick auf die zukünftige Cannabis Rechtslage
Angesichts möglicher Nebenwirkungen ist weiterhin ein sehr achtsamer Umgang mit Cannabis geboten. Noch ist die Rechtslage in der Schweiz für den Konsum von Cannabis recht streng. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob mit einer Legalisierung von Cannabis zu rechnen ist. Die Diskussionen werden anhalten. Das zeigt, dass der Konsum von Cannabis immer noch gesellschaftlich stigmatisiert ist. Die moderne Forschung hat die Überzeugungskraft, das zu ändern. Dazu müssen Forscher die Wirkung der Bestandteile als Medizinalhanf eindeutig nachweisen, wofür es bereits viele ermutigende Ansätze gibt.