Sie gehört zu jedem Krankenhausaufenthalt dazu: Die Chefarztvisite, bei der jeder Patient einer Station persönlich begutachtet wird. Für Assistenzärzte ist diese besondere Form der Visite eine neue Herausforderung, auf die man sich aber dennoch gut vorbereiten kann. Dieser Beitrag erläutert, was Chefarztvisiten sind und wie Assistenzärzte mit dieser besonderen Form der täglichen Visite umgehen können.
Chefarztvisite: Definition und Ablauf
Die Visite gehört zu den wichtigen strukturierenden Elementen des Tagesablaufs auf der Station. Sie findet meist vormittags statt und wird üblicherweise vom Stationsarzt, Assistenzärzten und Pflegepersonal durchgeführt. Jeder Patient wird persönlich besucht, die Untersuchungsergebnisse werden besprochen und der weitere Verlauf der Behandlung kann ebenfalls Thema sein.
Patienten erhalten über die Visite einen genauen Einblick in ihre Erkrankung, die möglichen Therapiemaßnahmen und natürlich auch Hilfe rund um die Akzeptanz der Erkrankung.
Die Visite durch den Chefarzt findet hingegen üblicherweise einmal wöchentlich statt und ist auch als Instrument zur Qualitätssicherung innerhalb der Station gedacht. Eine tägliche Visite durch den Chefarzt ist ausschliesslich abhängig von der Fachrichtung. In ihrem Verlauf besucht der Chefarzt die seiner Leitung unterstehende Abteilung und deren Stationen persönlich, um sich ein eigenes Bild von Patienten und deren Behandlungsverläufen zu machen.
Dabei ist der Chefarzt jedoch nicht alleine, sondern wird üblicherweise von zahlreichen Mitarbeitern begleitet. So kommt es nicht selten vor, dass im Rahmen der Chefarztvisiten eine Entourage von Stationsärzten, Assistenzärzten und Pflegern die Runde bei den Patienten macht. Üblicherweise steht für die Visite jedoch nur wenig Zeit im Stationsalltag zur Verfügung. Typisch ist, dass Patienten nur selten zu Wort kommen und sich zwischen Diagnosen, Messwerten und Fachbegriffen etwas verloren fühlen.
Welche Aufgaben hat der Assistenzarzt?
Jede Visite durch den Chefarzt wird von mehreren Assistenzärzten begleitet, damit diese dem Chefarzt über die Schulter schauen können und von ihm lernen. Zusammen mit Stationsärzten und Pflegepersonal können Chefarztvisiten durchaus bis zu zehn Personen oder sogar noch mehr umfassen. Assistenzärzte haben dem Chefarzt gegenüber die Aufgabe, diesen über die visitierten Patienten zu informieren. Dazu gehört es, den Namen zu nennen, Befund, Diagnose und Therapien parat zu haben.
Assistenzärzte müssen dann die von ihnen veranlassten Behandlungen und Therapien vor dem Chefarzt rechtfertigen, was einen hohen Leistungsdruck erzeugt. In den Aufgabenbereich des Assistenzarztes gehört es auch, die Anordnungen des Chefarzts umzusetzen, also Blutabnahmen, Tablettenwechsel oder ähnliches zu veranlassen. Nicht immer ist die Kommunikation des Chefarztes allerdings so transparent, wie man sich dies wünschen würde. Es bietet sich für Assistenzärzte daher an, nicht nur während der Visite genau zuzuhören, sondern auch danach die entsprechenden Patientenakten auf Anordnungen hin zu überprüfen.
Darauf müssen Assistenzärzte besonders achten
Neben den fachlichen Faktoren spielt die Hierarchie bei der Chefarztvisite eine hervorgehobene Rolle. Stets geht der Chefarzt voraus und verlässt nach der Visite auch als erster das Patientenzimmer. Die Reihenfolge, in der alle anderen Teilnehmer der Visite folgen ergibt sich aus der Höhe ihrer Ausbildung. Als Assistenzarzt bedeutet dies, Zurückhaltung zu üben und vor allem die übertragenen Aufgaben gewissenhaft und vollständig auszuführen.
Trotzdem ist ein selbstsicheres Auftreten ein guter Weg, um dem Chefarzt als kompetenter Mitarbeiter gegenüber zu stehen. Junge Assistenzärzte erleben die diese Form der Visite nicht selten als hochgradig ritualisiertes Ereignis, das den Stationsalltag noch hektischer macht.
Zudem lassen Chefarztvisiten aufgrund ihrer zeitlich sehr dichten Struktur kaum Zeit für persönliche Gespräche mit den Patienten – ein weiterer Punkt, den Assistenzärzte kritisieren. Deswegen gehört auch die eventuelle Nachbereitung in den Aufgabenbereich der Assistenzärzte. Hier werden im Nachgang Unklarheiten bei den Patienten ausgeräumt, beispielsweise in Form einer persönlichen Nachbesprechung.
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