Der Name der Erkrankung Colitis ulcerosa leitet sich von den lateinischen Begriffen “colitis” für eine Entzündung des Dickdarms und “ulcus” für Geschwüre ab. Dabei bilden sich entsprechend Geschwüre auf der Darmschleimhaut. Die Krankheit tritt meist in Schüben auf, die sich mit symptomfreien Zeiten abwechseln. Heilbar ist Colitis ulcerosa nicht, die Erkrankung lässt sich aber mit entzündungshemmenden Medikamenten gut behandeln.
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste auf einen Blick
1. Die chronisch-entzündliche Erkrankung betrifft ausschliesslich den Dickdarm und bleibt dort auf die oberste Schicht der Darmwand beschränkt.
2. Zu den typischen Symptomen gehören blutige und schleimige Durchfälle mit oder ohne Fieber, sowie Bauchkrämpfe.
3. Zur Behandlung kommen entzündungshemmende Medikamente zum Einsatz. Schaffen diese keine Abhilfe, müssen Dick- und Enddarm operativ entfernt werden.
Colitis ulcerosa – Symptome
Die typischen Symptome einer Colitis ulcerosa betreffen vorrangig den Verdauungstrakt. Die Entzündung beginnt dabei immer im letzten Dickdarmabschnitt, dem End- oder Mastdarm (Rektum). Je nach Krankheitsverlauf breiten sich die Geschwüre auf andere Dickdarmbereiche aus, in schweren Fällen sogar auf den gesamten Dickdarm.
Mögliche Symptome im Überblick:
- blutiger und schleimiger Durchfall
- häufiger und starker Stuhldrang, bis zu 20 Stuhlgänge am Tag
- Bauchschmerzen und Krämpfe, vor allem im linken Unterbauch
- Schmerzen beim Stuhlgang
- Blähungen
- Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust
- Fieber
Der mit der Erkrankung einhergehende chronische Blutverlust beim Stuhlgang kann zudem zu einer Blutarmut (Anämie) mit Eisenmangel führen, der sich durch Müdigkeit, Abgeschlagenheit und eine verminderte Leistungsfähigkeit äussert.
Colitis ulcerosa – Ursachen
Die medizinische Forschung geht davon aus, dass mehrere Faktoren zur Entwicklung eine Colitis ulcerosa beitragen. Dazu gehören Veränderungen der Darmschleimhaut, die Bakterien das Eindringen erleichtern. Forscher vermuten, dass eine genetische Komponente eine Rolle spielt. Eine weitere Ursache könnten Umweltfaktoren darstellen. Forscher beobachten zunehmende Erkrankungszahlen in den westlichen Industrieländern sowie in Ländern, die sich dem westlichen Lebensstil anpassen.
Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn?
Colitis ulcerosa und Morbus Crohn gehören zu den chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, abgekürzt als CED oder nach dem englischen Begriff "Inflammatory Bowel Disease" als IBD bezeichnet. Obwohl sich die Symptome ähneln können, gibt es einige bedeutende Unterschiede. So kann Morbus Crohn im Gegensatz zu Colitis ulcerosa den gesamten Magen-Darm-Trakt betreffen. Während die Entzündungsherde bei Colitis ulcerosa zusammenhängen, treten sie bei Morbus Crohn an verschiedenen Stellen des Darms auf und umfassen zudem alle Schichten der Darmwand, nicht nur die Schleimhaut des Darms. Die Hälfte der von Morbus Crohn betroffenen Personen entwickelt zudem sogenannte Fisteln, Kurzschlussverbindungen von Darm zu Darm oder von Darm zur Haut.
Colitis ulcerosa – Schub
Colitis ulcerosa kann über viele Monate oder sogar Jahre hinweg beschwerdefrei verlaufen, um dann in einem Schub aufzuflammen. Bei einem Schub treten oftmals auch sogenannte «extraintestinale» Symptome auf, die nicht den Verdauungstrakt betreffen. Dazu zählen:
- Hautausschläge und -schwellungen
- schmerzende und geschwollene Gelenke
- Geschwüre der Mundschleimhaut
- gerötete und gereizte Augen
- Mangelversorgung mit Eisen, Vitaminen und Mineralstoffen
Colitis ulcerosa – Diagnose
Zur Diagnose Colitis ulcerosa sollte ein Arzt für Gastroenterologie aufgesucht werden, ein Facharzt für Magen-Darm-Erkrankungen. Die Diagnose erfolgt mittels einer Kombination verschiedener Untersuchungsverfahren:
- Anamnese: Zunächst werden in einem Gespräch die Beschwerden und die Krankheitsgeschichte des Patienten erfasst.
- Körperliche Untersuchung: Durch das Abtasten des Bauches, eine Untersuchung des Analbereichs und eine digitale rektale Untersuchung lassen sich Veränderungen des Dickdarms feststellen.
- Stuhluntersuchung: Die Stuhlprobe wird auf Darmbakterien wie E. coli, Clostridium difficile oder Campylobacter untersucht. Darüber hinaus lässt sich mittels Stuhluntersuchung der Calprotectin-Wert bestimmen, der Gehalt eines Eiweisses, das aus den Entzündungsquellen stammt. Die Höhe des Calprotectin-Werts lässt Rückschlüsse auf die Ausdehnung der Darmentzündung zu.
- Blutuntersuchung: Erfasst werden verschiedene Entzündungsmarker. Weiterhin werden die Anzahl der roten Blutkörperchen sowie der Eisengehalt im Blut kontrolliert, um eine eventuelle Anämie festzustellen.
- Ultraschall (Sonografie): Mittels einer hochauflösenden Ultraschalluntersuchung lassen sich Schwere und Ausdehnung der Entzündung erkennen.
- Darmspiegelung (Koloskopie): Über ein Koloskop, ein biegsames Instrument mit einer am Ende befestigten Kamera, erhalten Ärzte Bilder aus dem Darminneren und können Veränderungen und Beschädigungen an der Darmschleimhaut feststellen. Gleichzeitig lassen sich Gewebeproben für eine Laboruntersuchung entnehmen.
Ist das Ergebnis dieser Untersuchungen nicht eindeutig, kann zur weiteren Abgrenzung der Diagnose eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt werden.
Colitis ulcerosa – Therapie
Zur Therapie einer Colitis ulcerosa werden für gewöhnlich verschiedene Behandlungsansätze miteinander kombiniert. Das Ziel ist es, die Beschwerden zu lindern, Entzündungen abklingen zu lassen und den Zeitraum zwischen Krankheitsschüben zu verlängern. Eine rechtzeitige Therapie hilft zudem, Komplikationen und Spätfolgen wie schwere Darmblutungen, einen Darmdurchbruch und Dickdarmkrebs zu vermeiden.
Medikamente
Ein wichtiger Pfeiler der Behandlung sind Medikamente wie Aminosalicylate und Probiotika, die die Entzündungsreaktion hemmen. Zeigen diese Arzneimittel keine Wirkung, können bei akuten Schüben Kortikosteroide (Kortison) zum Einsatz kommen. Als Alternative werden andere Immunsuppressiva wie Azathioprin, 6-Mercaptopurin und Antikörper verabreicht, die auch zur langfristigen Therapie geeignet sind.
Ausgewogene Ernährung
Zur Behandlung der Colitis ulcerosa ist zudem eine ausgewogene Ernährung wichtig. Insbesondere während der entzündlichen Schübe sollten Patienten darauf achten, ihren Darm zu entlasten. Die Verabreichung von Trink- und Sondennahrung kann einem Nährstoffmangel vorbeugen. Ebenso sollte viel Flüssigkeit aufgenommen werden, um den Wasser- und Elektrolyteverlust durch Durchfälle auszugleichen.
Operation
Lassen sich die Beschwerden mit Medikamenten nicht mehr lindern, wird eine Operation des Dickdarms notwendig. Im Standardverfahren werden der gesamte Dickdarm und Enddarm entfernt (totale Koloproktektomie) und eine Schlinge des Dünndarms wird mit dem Anus verbunden. Zum Schutz dieses neuen Stuhlreservoirs wird zudem ein künstlicher Darmausgang angelegt, der über acht bis 12 Wochen erhalten bleiben muss und anschliessend wieder operativ verschlossen wird.
Ist Colitis ulcerosa heilbar?
Heilbar ist Colitis ulcerosa nicht. Durch eine rechtzeitige Behandlung kann die chronisch-entzündliche Darmerkrankung jedoch in den Griff bekommen und die Lebensqualität der Betroffenen verbessert werden. Nach einer kompletten Entfernung des Dick- und Enddarms treten keine Krankheitsbeschwerden mehr auf.
Colitis ulcerosa – Lebenserwartung
Wie eine kanadische Studie im Jahr 2020 festgestellt hat, ist die Lebenserwartung von Menschen mit CED wie Colitis ulcerosa verkürzt. Frauen haben demnach eine um 6,6 bis 8,1 Jahre kürzere Lebenserwartung, die Lebenserwartung von Männern ist um 5,0 bis 6,1 Jahre kürzer als die gesunder Menschen.
- Karges, W., Al Dahouk, S., Innere Medizin … in 5 Tagen, Heidelberg: Springer Medizin Verlag (2009)
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