Gewichtszunahme ohne erkennbaren Grund, Bluthochdruck, Muskelschwäche und verstärkte Behaarung, diese und weitere Anzeichen können beispielsweise auf das Cushing-Syndrom – auch Hypercortisolismus genannt – hindeuten. Hierbei ist der Cortisolspiegel erhöht.
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Die möglichen Gründe der Erkrankung der Nebennieren sind vielfältig, unter anderem Cortisonpräparate oder Tumore, wie es beim Morbus Cushing der Fall ist. Frauen leiden häufiger darunter als Männer. Im Durchschnitt sind die erkrankten Personen zwischen 30 und 50 Jahre alt. Die Behandlung der seltenen hormonellen Störung richtet sich nach der Ursache.
Was ist das Cushing-Syndrom?
Wenn im Körper über einen längeren Zeitraum zu viel Cortisol zirkuliert, kann es zum Cushing-Syndrom kommen. Aus dem Überschuss an Cortisol resultiert die Bezeichnung Hypercortisolismus. Das körpereigene Hormon Cortisol, das in den Nebennierenrinden gebildet wird, ist lebenswichtig. Dies gilt jedoch in der richtigen Dosis.
Der Körper produziert es in Stresssituationen, wenn er längerfristig erhöhten Anforderungen ausgesetzt ist, im Überfluss. Besteht über längere Zeit ein zu hoher Cortisol-Spiegel, kann sich das Cushing-Syndrom entwickeln, das mit verschiedenen Symptomen einhergeht. Benannt ist es nach Harvey Cushing, einem amerikanischen Arzt.
Cushing-Syndrom auf einen Blick
Beim Cushing-Syndrom sind im Körper zu viele Glukokortikoide im Blut vorhanden. Dafür verantwortlich können eine vermehrte Cortison-Zufuhr von aussen oder eine erhöhte Produktion im Körper sein. Bei der Therapie steht die Beseitigung der Auslöser im Vordergrund.
Morbus Cushing entsteht meistens, wenn ein Tumor in den Zellen der Hirnanhangsdrüse ACTH in zu hoher Menge produziert. Eine Entfernung der Nebennieren erfolgt nur, wenn der Tumor inoperabel ist oder mehrere Tumore vorliegen.
Cushing-Syndrom – Ursachen und Risikofaktoren
Cortisol wird in der Nebennierenrinde, der äusseren Schicht der Nebenniere, gebildet. Es steuert viele wichtige Vorgänge, wie:
- Blutdruck
- Zucker- und Fettstoffwechsel
- Hemmung von Entzündungsreaktionen
- Immunsystem
Die Menge des produzierten Cortisols wird nach Bedarf über einen Regelkreis mit Steuerhormonen reguliert: Das adrenocorticotropes Hormon (ACTH) wird in der Hirnanhangsdrüse gebildet und das corticotropes releasing Hormon (CRH) bildet der Hypothalamus. Ist ausreichend Cortisol vorhanden, wird die Produktion von ACTH und CRH gedrosselt.
Wenn der Cortisolspiegel im Körper längerfristig zu hoch ist, kommen dafür verschiedene Ursachen infrage. Es gibt zwei Formen des Cushing-Syndroms:
Endogenes Cushing-Syndrom
Das endogene Cushing-Syndrom kommt von “innen”, also ohne äussere Einflüsse, und entsteht meistens durch einen Tumor in der Hirnanhangdrüse oder Nebennierenrinde. Ist in Teilen des Gehirns ein Tumor dafür verantwortlich, handelt es sich um Morbus Cushing, einer besonderen Form des Cushing-Syndroms. Bei einer erkrankten Hirnanhangdrüse kommt es in den Nebennieren zu einer Überproduktion des Hormons Cortisol. Zum Teil können auch andere bösartige Tumore, wie Lungenkrebs oder ein seltener Darmtumor, zum Cushing-Syndrom führen.
Exogenes Cushing-Syndrom
Das exogene Cushing-Syndrom wird von “aussen” verursacht bzw. dem Körper werden von aussen synthetische Glukokortikoide zugeführt. Der Grund ist eine Langzeitbehandlung mit Glukokortikoiden, bei denen es sich um cortisonhaltige Medikamente handelt. Das exogene Syndrom ist der häufigste Grund für das Auftreten des Cushing-Syndroms. Glukokortikoide werden bei unterschiedlichen Erkrankungen verabreicht, beispielsweise:
- rheumatische Erkrankungen
- Autoimmunerkrankungen
- chronisch-entzündliche Darmbeschwerden, wie Morbus Crohn
- Multiple Sklerose
- Asthma
Ab einer Einnahme von 30 mg Hydrocortison täglich kann es zu Nebenwirkungen kommen.
Cushing-Syndrom – Symptome
Von einem Syndrom wird im medizinischen Bereich gesprochen, wenn mehrere Symptome gleichzeitig auftreten und dies trifft beim Cushing-Syndrom zu. Mögliche Symptome sind:
- Gewichtszunahme, vor allem am Bauch
- hoher Blutdruck
- Muskelschwäche und Kraftlosigkeit
- Hautveränderungen, wie Dehnungsstreifen oder Hämatome
- Fetteinlagerung im Gesicht (Vollmondgesicht)
- Ansammlung Fettgewebe im Nacken (Büffel- oder Stiernacken)
- Infektanfälligkeit
- Ständiges Durstgefühl
- vermehrte Körperbehaarung
- Stimmungsschwankungen
- Ausbleiben der Menstruationsblutung (Frauen) und Potenzstörungen (Männer)
Die genauen Beschwerden können stark variieren. Durch die Hyperglykämie im Blut (gesteigerte Konzentration von Zucker), verminderte Insulin-Empfindlichkeit und erhöhte Ausschüttung von Insulin kann zudem eine diabetische Stoffwechsellage, ähnlich wie bei Diabetes mellitus, entstehen. In der Folge kann sich eine Osteoporose entwickeln.
Cushing-Syndrom – Diagnose
Da es zahlreiche Krankheitsanzeichen geben kann, die nicht so leicht zuzuordnen sind, dauert es in vielen Fällen rund drei Jahre, bis die Diagnose beim Cushing-Syndrom gestellt wird. Hinweisend sind:
- Krankheitsgeschichte (Anamnese) und typische Symptomatik
- Cortisolmessung
- Blutbild
- Dexamethason-Hemmtest
Normalerweise ist der Spiegel des Cortisols früh hoch und tagsüber niedriger, während er bei Menschen mit dem Cushing-Syndrom meist ganztägig, insbesondere spätabends, sehr hoch ist.
Im Blutbild sind die Erythrozyten (rote Blutzellen), Thrombozyten (Blutplättchen) und Leukozyten (weisse Blutzellen) erhöht. Cortisol lässt zudem den Blutzuckerspiegel ansteigen. Es kommt ausserdem zur Elektrolytverschiebung mit Kaliummangel.
Eine weitere Diagnose-Möglichkeit ist der Dexamethason-Hemmtest, bei dem es sich um einen speziellen hormonellen Funktionstest handelt: Die Patienten/-innen erhalten nachts den Wirkstoff Dexamethason. Der Körper produziert dadurch kein Cortisol mehr. Sind die Cortisol-Werte am nächsten Morgen dennoch erhöht, kann das Syndrom der Grund sein. Mit solchen Tests überprüft der Arzt den Cortisol-Regelkreis.
Um den genauen Auslöser einer Erkrankung, wie Tumore, herauszufinden, sind zum Teil bildgebende Verfahren der Nebennieren bzw. Hypophyse, wie CT, MRT oder Röntgenaufnahmen, nötig. So setzt sich die Diagnostik des Cushing-Syndroms oft aus mehreren Stufen zusammen.
Cushing-Syndrom – Behandlung
Das Cushing-Syndrom wird entweder durch äussere Einflüsse, beispielsweise Cortisonpräparate, oder endogen durch Tumore hervorgerufen. Wird die Krankheit beseitigt, beispielsweise durch Entfernung eines Tumors, oder die Patienten/-innen setzen die Medikamente langsam herab, gehen die Symptome in der Regel ebenso zurück. Wichtig ist ein langsames Ausschleichen der Medikamente, damit der Körper die körpereigene Hormonproduktion anpassen kann. Bei einem abrupten Absetzen droht ein Cortisol-Mangel, der lebensbedrohlich sein kann.
Die Cortisol-Produktion kann auch bestimmte Medikamente reduzieren oder blockieren. Das ist beispielsweise der Fall, wenn das Medikament Dexamethason, das dem Cortison entspricht, in niedriger Dosis verabreicht wird. Letztendlich richtet sich die Therapie nach der Ursache.
Wichtig ist es zudem, die Zucker- und Fettzufuhr einzuschränken, um eine Entstehung des Diabetes mellitus vorzubeugen, und die Ernährung protein- und kaliumreich zu gestalten. Regelmässige Bewegung erleichtert es, den Blutzucker zu regulieren, Blutdruck zu senken und die Knochen zu stärken. Ohne Behandlung ist die Lebenserwartung beim Cushing-Syndrom eingeschränkt. Das Gleiche gilt in einem weit fortgeschrittenen Stadium.
- Kochen, M. M.: Duale Reihe – Allgemeinmedizin, Georg Thieme Verlag, 3. Auflage, 2006
- Berdel, Böhm, Classen, Diehl, Kochsiek und Schmiegel: Innere Medizin, Urban & Fischer (Verlag), 5. Auflage, 2004
- Das Cushing-Syndrom und andere Erkrankungen der Nebenniere, https://mivendoklinik.de/...
(Abrufdatum: 25.10.2023) - Cushing syndrome, https://www.mayoclinic.org/... (Abrufdatum: 25.10.2023)