Das Pflegepersonal auf der Intensivstation besucht nicht jedes Patientenzimmer gleich häufig. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Yale Universität. Über fünf Monate hinweg haben die Wissenschaftler mithilfe von Tracking-Chips untersucht, welche Wege Pflegekräfte während ihrer Dienstzeit zurücklegt. Die Auswertung zeigt, wie die Beschäftigten ihre Laufwege optimieren.
Laufwege des Pflegepersonals auf der Intensivstation gemessen
Beschäftigte in der Krankenpflege sind viel auf den Beinen und legen im Arbeitsalltag lange Wege zurück. Wissenschaftler der Yale Universität wollten nun herausfinden, wie die Gestaltung der Station und die Lage der Patientenzimmer die Selbstorganisation des Pflegepersonals beeinflussen. Frühere Studien haben sich auf den Zusammenhang zwischen längeren Transitzeiten und verringerter Produktivität konzentriert. Mit ihrer Untersuchung wollen die Yale-Wissenschaftler dagegen zeigen, wie das Pflegepersonal seine Arbeitsweise an die örtlichen Gegebenheiten anpasst, um produktiver zu arbeiten.
Über fünf Monate hinweg haben die Forscher per Tracking-Chips gemessen, welche Wege Pflegekräfte auf der Intensivstation zurücklegen und welche Zimmer sie auf ihren Rundgängen häufiger und welche seltener besuchen. Die Tracking-Chips hat man in die Personalausweise von insgesamt 215 Pflegefachkräften implantiert. Die Intensivstation wählten die Forscher aus zwei Gründen: Die Patientenräume liegen unterschiedlich weit von der Pflegestation entfernt und das Personal kann weitgehend selbst entscheiden, wie es mit Patienten interagiert.
Weiter entfernt liegende Räume werden vom Pflegepersonal weniger häufig aufgesucht
Im Ergebnis zeigt sich, dass Pflegefachleute die Räume seltener aufsuchen, die sich weiter entfernt von der Pflegestation befinden. Den Forschern zufolge hat dies jedoch keinen Einfluss auf die Qualität der Pflege: Das Pflegepersonal schaut in diesen Räumen zwar seltener vorbei, hält sich dort aber länger auf als in den näher zur Pflegestation gelegenen Patientenzimmern.
Die am weitesten entfernt liegenden Räume wurden im Verlauf der Studie zu 50 Prozent seltener aufgesucht als der Durchschnitt. Dafür überstieg die Dauer der Besuche den Mittelwert ebenfalls um 50 Prozent. Die Studienautoren kommen zu dem Schluss, dass Pflegefachleute ihre Laufstrecke optimieren. Das tun sie, indem sie zunächst mehrere Aufgaben sammeln und diese dann alle bei einem Besuch erledigen.
Auswirkungen auf die Patientenzufriedenheit
Die Patienten in weiter entfernten Zimmern erhielten dieselbe Pflege wie Patienten in näher gelegenen Räumlichkeiten – nur eben in grösseren Abständen. Während dies keine negativen Auswirkungen auf die Gesundheit hat, können die längeren Wartezeiten jedoch die Zufriedenheit der Patienten beeinflussen. So stellten die Yale-Wissenschaftler zum Beispiel fest, dass Patienten in weiter von der Pflegestation entfernt liegenden Zimmern häufiger ihre Ruftasten benutzten. Das deuten die Forscher als Hinweis darauf, dass Patienten bei längerer Wartezeit die Qualität der Pflege als geringer einschätzen. Als Lösung schlagen die Studienautoren vor, die Abläufe auf der Station transparenter zu erklären. Wissen Patienten, warum sie länger auf den Besuch der Pflegekräfte warten, soll sich dies positiv auf ihre Zufriedenheit auswirken.