Sicher soll es sein, einfach anzuwenden und überall einlösbar: das E-Rezept, das der Berufsverband der Schweizer Ärztinnen und Ärzte (FMH) und der Schweizerische Apothekerverband pharmaSuisse gemeinsam auf den Weg bringen möchten. Es soll über einen QR-Code ausgelesen werden und in der gesamten Schweiz gültig sein. Welche Vorteile sich die Verbände und ihre Partner von dem elektronischen Rezept versprechen, zeigt der folgende Artikel.
So soll das neue E-Rezept funktionieren
Elektronische Rezepte kommen bereits in einigen europäischen Ländern zum Einsatz. Estland, Dänemark, Belgien, Portugal und Schweden zählen zu den Vorreitern. Dort wurden entsprechende Systeme und elektronische Medikationslisten bereits früh mit den elektronischen Patientenakten verbunden. Teilweise erhalten Ärztinnen und Ärzte eine Nachricht, sobald Patienten/-innen das Rezept in der Apotheke eingelöst haben. Regional oder begrenzt verfügbare Systeme für elektronische Rezepte bestehen in England, Spanien, Italien, Frankreich und den Niederlanden. In Deutschland laufen Testphasen in ausgewählten Regionen, bevor das E-Rezept zur Pflicht wird.
In der Schweiz planen nun auch FMH und pharmaSuisse die Einführung eines solchen Systems. Dafür arbeiten sie mit verschiedenen IT-Partnern wie HCI Solutions, HNI, OFAC und weiteren zusammen. Das Ziel besteht darin, die Digitalisierung im Gesundheitswesen zu fördern.
In der Praxis sieht dies so aus, dass Ärzte/-innen nach erfolgter Konsultation oder Videosprechstunde mithilfe ihrer Praxissoftware ein elektronisches Rezept ausstellen. Die Patienten/-innen erhalten das Rezept entweder auf digitalem Wege oder als Papierausdruck mit QR-Code. Wahlweise können sie es nun ausdrucken, auf dem Smartphone speichern oder es digital an eine Apotheke weiterleiten. Die Apotheken nehmen das Rezept entgegen und scannen den QR-Code vom Smartphone oder Papierausdruck ein. Auf diese Weise wird das elektronische Rezept ausgelesen und die Angaben in die Apothekensoftware übernommen.
Aktuell befindet sich das Projekt in der Pilotphase. Wann genau das E-Rezept schweizweit eingeführt werden kann, steht noch nicht fest. FMH und pharmaSuisse sind jedoch zuversichtlich, dass sich die technische Lösung rasch umsetzen lässt. Derzeit wird noch die Benutzerfreundlichkeit des Systems geprüft. Die fertig entwickelten Lösungen sollen später wo immer möglich mit den bestehenden Software-Primärsystemen in den Praxen und Apotheken verbunden werden.
Welche Vorteile soll das E-Rezept bieten?
FMH und pharmaSuisse versprechen sich vom elektronischen Rezept einen grossen Mehrwert für alle Beteiligten. Es soll einfach anwendbar sein, sicher und sich überall in der Schweiz einlösen lassen.
Was genau soll durch das E-Rezept einfacher werden? Die einzelnen Punkte im Überblick.
Optimierte Prozesse
Das E-Rezept soll Prozesse im Gesundheitswesen optimieren. Die digitalen Dokumente lassen sich einfacher verarbeiten, speichern und austauschen. Für Patienten/-innen mit Smartphone kann der Papierausdruck vollkommen entfallen, wodurch auch das Risiko sinkt, das Rezept zu verlieren.
Überall einlösbar
Patientinnen und Patienten können das E-Rezept überall einlösen, wo sie wollen – in Apotheken-Filialen in der gesamten Schweiz wie auch bei Online- und Versandapotheken.
Volle Datenkontrolle für Patientinnen und Patienten
Patienten/-innen behalten die volle Datenkontrolle über ihre Rezepte. Laut FMH und pharmaSuisse werden medizinische Daten bei ihrer nationalen Lösung nicht zentral gespeichert.
Geringeres Risiko für Missbrauch
Weiterhin sollen die E-Rezepte sicherer sein als ihr Pendant in Papierform. FMH und pharmaSuisse planen ein sogenanntes Statusmodell: Jedes Rezept wird vom Arzt oder der Ärztin elektronisch signiert. Die Apotheke überprüft das Rezept anhand dieser Signatur auf seinen Status und damit auf seine Gültigkeit. Anschliessend kann sie es ganz oder teilweise entwerten. Dadurch kann jedes Rezept nur einmalig eingelöst werden. Ein zusätzlich ausgedrucktes Rezept lässt sich ebenfalls nicht erneut einlösen, da dieses Duplikat auf denselben Status wie das elektronische Original verweist. Die elektronische Signatur soll E-Rezepte zudem fälschungssicherer machen.
Weniger Fehlerquellen
Da sich das E-Rezept vollständig digital einlesen lässt, entfallen das Abtippen von Rezeptdaten sowie das Kopieren von Papierrezepten. Das beugt nicht nur Missbrauch vor, sondern eliminiert auch typische Fehlerquellen.