Ob Konzentrationsschwierigkeiten, Knieverletzung, Sprachprobleme nach einem Schlaganfall oder eine beeinträchtigte Bewegungsfähigkeit infolge eines Unfalls, bei der Verbesserung der Probleme kommt oft die Ergotherapie zum Einsatz. Das Berufsbild ist vielfältig. Doch was zeichnet es aus? Was gibt es zur Ergotherapie Ausbildung, zum beruflichen Alltag und Gehalt zu wissen? Der folgende Ratgeber erörtert das Thema umfassend.
Inhaltsverzeichnis
Ergotherapie Ausbildung – Voraussetzungen
Menschen können aufgrund einer Erkrankung, eines Unfalls, einer Operation, Behinderung, verzögerten Entwicklung oder aus psychischen Gründen in verschiedener Hinsicht eingeschränkt sein. Hier kommt die Ergotherapie ins Spiel. Damit sollen Betroffene dabei unterstützt werden, die Selbständigkeit, so gut es geht, zurückzugewinnen, beispielsweise durch motorische Übungen. Die Ergotherapie Ausbildung ist daher sehr wertvoll.
Die Voraussetzungen sind:
- Berufs-, Fach- oder gymnasiale Matura
- HF- oder sonstiger Tertiär-B-Abschluss
- Erfolgreich bestandene Eignungsabklärung
Je nachdem, welche Vorbildung und Berufserfahrung der/die Auszubildende vorzuweisen hat, wird vor dem Beginn des Studiums ein zwei- bis zwölfmonatiges Praktikum gefordert. Das Studium umfasst berufsspezifische und interprofessionelle Module sowie drei Praktika in unterschiedlichen ergotherapeutischen Arbeitsbereichen.
Die Ergotherapie Ausbildung findet als dreijähriges Vollzeitstudium an einer Fachhochschule statt. Wer die Abschlussarbeit erfolgreich bestanden hat, erhält:
- Bachelor of Science FH
Danach ist es möglich, ein weiterführendes Master-Studium zu absolvieren. Es endet mit:
- Master of Science
Der Masterstudiengang ermöglicht eine fachliche Vertiefung.
Zu den Stärken und Eigenschaften, die von Vorteil für diesen Beruf sind, gehören:
- Gestalterische Fähigkeiten
- Handwerklich-technisches Geschick
- Gefahren- und Verantwortungsbewusstsein
- Körperliche und psychische Belastbarkeit
- Sozialkompetenz
- Empathie und Einfühlungsvermögen
- Motivationsfähigkeit
- Geduld und Ausdauer
Ergotherapeuten/-innen erlernen während der Ausbildung die medizinisch-biologischen Grundlagen, Wissenswertes zur Anatomie des Körpers, zu verschiedenen Krankheiten, Medikamenten, Grundlagen der Psychologie, zur Pädiatrie, Behindertenpädagogik und zu den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten. Die Krankheitslehre wird oftmals von Medizinern/-innen unterrichtet.
Praktika werden zum Beispiel an Reha-Kliniken, ergotherapeutischen Praxen oder Altenheimen absolviert. Auszubildende können hier das Erlernte in die Praxis umsetzen.
Ergotherapie Ausbildung: Berufsbild Ergotherapeut / Ergotherapeutin
Bei der Ergotherapie handelt es sich um einen medizinisch-pflegerischen Beruf, sodass Absolventen/-innen überwiegend in der Pflege und Betreuung tätig sind, beispielsweise:
- Krankenhäuser
- Fachpraxen für Ergotherapie
- Gesundheitszentren
- Rehabilitationskliniken
- Altenpflegeheime
- Sozialstationen
- Behinderteneinrichtungen
Die Ergotherapie unterstützt eingeschränkte Menschen, den Alltag möglichst wieder eigenständig bewältigen zu können, zum Beispiel durch Anwendungen, welche die körperliche Beweglichkeit verbessern oder durch Bastelübungen mit unterschiedlichen Materialien. In der Folge werden die Gesundheit und Lebensqualität gesteigert. Die Einschränkungen können physisch oder psychisch sein. Zu Beginn erfolgen:
- Analyse der Beschwerden
- Erfassen von Schwierigkeiten, aber auch Stärken
- Therapieplan
- Erarbeitung von Behandlungszielen
- Schriftliche Dokumentation von Krankheitsbildern, Behandlungen und Fortschritten
- Beratung der Patienten/-innen und Angehörigen
Letzteres ermöglicht es, den Behandlungsablauf individuell anzupassen.
Der/die Ergotherapeut/in analysiert nach der Bestandsaufnahme und Testübungen die Einschränkungen des/der Patienten/-in. Es zeigt sich, welche Körperpartien beeinträchtigt sind, auch, ob geistige Einschränkungen bestehen. Danach kann das passende Behandlungskonzept erstellt werden. Der/die Ergotherapeut/in führt die Therapien durch. Dabei geht es auch darum, Alltagsbewegungen, wie Haare kämmen oder Zähneputzen, zu trainieren.
Ergotherapie Ausbildung: Verschiedene Bereiche der Ergotherapie
Zu guter Letzt kann das Arbeitsumfeld je nach Bereich und Arbeitsort unterschiedlich aussehen:
Sonderpädagogik
In einer sonderpädagogischen Einrichtung arbeiten Ergotherapeuten vorwiegend mit Menschen mit Behinderungen.
Psychologie, Pädagogik und Psychosozialer Bereich
Ergotherapeuten/-innen arbeiten mit psychisch angeschlagenen Patienten/-innen und sollten daher einfühlsam sein. Im psychosozialen Bereich geht es darum, affektive und emotionale Fähigkeiten zu fördern. Anhand von Übungen werden Störungen des Sozialverhaltens festgestellt.
Pädiatrie
In der Pädiatrie werden zum Beispiel Kinder mit einer neurobiologischen Störung wie ADHS behandelt, unter anderem durch spielerische und gestalterische Übungen. Ergotherapeuten/-innen bieten Unterstützung beim Schulen der Feinmotorik und bei der Planung des Alltags.
Arbeitstherapeutik
Betroffene werden dabei unterstützt, trotz körperlicher Einschränkungen wieder zurück in das Arbeitsleben zu gelangen.
Motorisch-funktioneller Bereich
Die Bewegungsfähigkeit kann durch verschiedene Ursachen eingeschränkt sein, beispielsweise durch Krankheiten oder zunehmendes Alter. Die Ergotherapie hilft dabei, sie zu verbessern. Ergotherapeuten/-innen unterstützen Patienten/-innen dabei, Bewegungen zu erlernen, die sie entweder verlernt haben oder nicht mehr ohne Schmerzen ausführen können. Auch die Muskulatur wird dabei gestärkt.
Geriatrie
Im Bereich Geriatrie geht es vor allem um Erkrankungen älterer Menschen, wie Demenz, Herzinfarkt oder Schlaganfall. Der/die Ergotherapeut/in unterstützt den/die Patienten/-in dabei, die Beschwerden zu verbessern. Bei einem Schlaganfall geht es zum Beispiel darum, dass Betroffene motorische Fähigkeiten wieder erlangen. Der/die Ergotherapeut/in führt mit dem/der Patienten/-in einfache Bewegungen aus, die er/sie durch den zeitweisen Ausfall einzelner Hirnbereiche erst wieder neu erlernen muss.
Psychiatrie
In der Psychiatrie unterstützen Ergotherapeuten zum Beispiel Suchtkranke.
Pädiatrie
Der Bereich Pädiatrie widmet sich Kindern, die unter Entwicklungs- oder Verhaltensstörungen leiden, zum Beispiel in der Motorik (Bewegungsablauf).
Dies waren einige Beispiele, wie der berufliche Alltag nach der Ergotherapie Ausbildung aussehen kann. Es gibt viele Einsatzbereiche und Patientengruppen. So ist der Beruf des Ergotherapeuten sehr vielseitig. Wer in einer Klinik arbeitet, ist im engen Kontakt mit Medizinern/-innen und anderen Therapeuten/-innen, um gemeinsam ein individuelles Therapiekonzept zu erarbeiten. Ergotherapeuten/-innen können sich auch selbstständig machen.
Welches Gehalt ist nach der Ergotherapie Ausbildung möglich?
Das Gehalt hängt im Bereich der Ergotherapie von diversen Faktoren ab, zum Beispiel:
- Berufserfahrung
- Spezialisierung
- Bundesland und Standort Arbeitgeber
- Unternehmensgrösse
In ergotherapeutischen Praxen verdienen Beschäftigte meist deutlich weniger als in Firmen, die nach einem Tarifvertrag zahlen. Dieser sieht einen Lohn von 2‘100 bis 2‘500 CHF brutto monatlich vor. In Betrieben, die nicht an einen Tarifvertrag gebunden sind, kann der Lohn deutlich variieren. Der Kanton spielt ebenso eine Rolle: In Obwalden, Glarus und Nidwalden verdienen Ergotherapeuten/-innen am besten.
Fazit
Ergotherapeuten/-innen unterstützen Patienten/-innen in jeder Behandlungsphase und Altersklasse. Sie begleiten Menschen, die beispielsweise durch eine Krankheit, einen Unfall, eine OP oder Behinderung im Alltag beeinträchtigt und eingeschränkt sind und führen sie an alltägliche Aufgaben wieder heran. Die Ergotherapie Ausbildung erfolgt in einer Berufsfachschule oder bei einem Studium an einer Hochschule. Praxiserfahrungen werden in diversen Einrichtungen gesammelt, beispielsweise in Krankenhäusern, Praxen oder Altersheimen.
Häufige Fragen
- Was ist ein/e Ergotherapeut/in?
- Wie viel verdient man als Ergotherapeut/in?
- Wie lange dauert die Ausbildung zum/-r Ergotherapeut/in?
- In welchen Bereichen können Ergotherapeuten/-innen arbeiten?