Die Arbeit im Spital erfordert hohe Aufmerksamkeit für Spital-Angestellte, denn Fehler können die Patienten gefährden. Wöchentliche Höchstarbeitszeiten sollen dafür sorgen, dass sich Mediziner und andere Berufsgruppen in den Spitälern nicht zu sehr verausgaben. Bislang liegt die Höchstarbeitszeit für viele Berufsgruppen bei 45 bis 50 Stunden. Ständeräte und der Spitalverband fordern jetzt allerdings eine Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Fortan könnte auf viele Angestellte in Schweizer Spitälern eine 67-Stunden-Woche zukommen.
Flexibilisierung der Arbeitszeiten für Spital-Angestellte
Für eine Höchstarbeitszeit von 45 bis 50 Stunden pro Woche kämpften Schweizer Spitalangestellte hart. Bald könnte allerdings wieder eine Lockerung dieser Grenze stattfinden. Ständeräte und der Spitalverband möchten die Arbeitszeiten zumindest teilweise flexibilisieren. Für ein Viertel aller Spitalangestellten würde das bedeuten, dass die mögliche Höchstarbeitszeit auf 67 Stunden in der Woche ansteigt.
Zunächst soll die Jahresarbeitszeit von leitenden Angestellten und Fachspezialisten flexibler auf die Woche verteilt werden. Damit sollen auch die Restriktionen für die Arbeit an Sonntagen fallen. Der Spitalverband H+ möchte sogar noch einen Schritt weitergehen und die Reform später auf Oberärzte, Assistenzärzte und das Pflegepersonal ausweiten. Umgesetzt werden soll die Reform per Verordnung, nicht per Gesetz. Auf diese Weise sollen sich schneller Erfahrungen mit dem neuen Modell sammeln lassen.
Wunsch nach flexibleren Arbeitszeiten von jungen Spital-Angestellten
Die flexiblere Einteilung der Arbeitszeit würde den Erfordernissen der Spitäler entgegenkommen und auch den Bedürfnissen jüngerer Angestellter entsprechen, die solche flexibleren Modelle wünschten.
Dies berichtete der H+-Politikleiter gegenüber der Zeitung “Tages-Anzeiger”. Gesundheitliche Nachteile für die Spitalangestellten befürchtet er durch die längere Wochenarbeitszeit nicht. Immerhin bliebe die Jahresarbeitszeit gleich.
VSAO befürchtet steigenden Druck und höheres Fehlerrisiko
Das sieht der Verband der Assistenz- und Oberärzte (VSAO) allerdings anders. Er stellt sich gegen die Vorlage der Ständeratskommission. Bereits jetzt stünden Assistenz- und Oberärzte häufig vor dem Problem, dass die 50-Stunden-Woche an den Spitälern überschritten werde.
Mit der längeren Arbeitszeit steige der Druck und damit auch das Risiko, Fehler zu machen. Die längere Arbeitszeit beeinflusse damit nicht nur das Befinden der Angestellten negativ, sondern wirke sich auch auf die Patienten aus. Letztlich führe die angedachte Flexibilisierung der Arbeitszeiten zu einer noch schlechteren Planbarkeit, da Angestellte den Spitälern möglichst schrankenlos zur Verfügung stehen müssten.
Es wird befürchtet, dass durch die neue Verordnung die Grenze zwischen Arbeitszeit und Privat- und Familienleben aufgehoben wird. Auch der Berufsverband der Pflegefachleute (SBK) übt Kritik an der geplanten Reform. Längere Wochenarbeitszeiten wären genau das Gegenteil von attraktiveren Arbeitszeiten. Der Schweizer Gewerkschaftsbund hält die geplante Verordnung sogar für rechtlich unzulässig.